Schweiz tappt in die Falle von den USA

Ein langer Nagel bohrt sich in eine Schuhsohle
Die Schweiz ist den Amerikanern auf den Leim gegangen. (Symbolbild: pixabay)

Die Schweiz regt sich über den unsteten US-Präsidenten Trump auf, obwohl der nur seine Strategie fortführt. Die Probleme liegen klar auf Schweizer Seite.

Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter schiebt das Debakel um die 39 Prozent an US-Strafzöllen fälschlicherweise auf den amerikanischen Präsidenten Donald Trump.

In Tat und Wahrheit hat er nichts anderes gemacht, als seine bekannte Strategie fortgesetzt, aus anderen Ländern herauszuholen, was möglich ist.

Immer gleiches Schema

Es sei von den Amerikanern signalisiert worden, dass ein Telefonat von Keller-Sutter mit Trump für einen Deal hilfreich sei, erklärte die Bundespräsidentin diese Woche an einer Medienkonferenz.

Dabei hätten alle Alarmglocken schrillen müssen, denn diese Vorgehensweise von den USA ist längst bekannt.

In genau solchen Zusammenkünften liess Trump bereits den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski auflaufen. Die Bilder gingen um die Welt.

Trump konfrontierte den Präsidenten Südafrikas, Cyril Ramaphosa, im Weissen Haus mit Diskriminierungsvorwürfen weisser Farmer und forderte Erklärungen.

Die Bilder gingen um die Welt.

Fed-Chef wurde überrascht

Auch bei seinem aktuellen Hauptgegner, dem Chef der US-Notenbank Jerome Powell, benutzte Trump das Überraschungsmoment.

Bei einer Besichtigung der neuen Gebäude der Federal Reserve Bank Fed zog Trump vor laufenden Kameras eine Rechnung mit Budgetüberschreitungen bei den Bauprojekten heraus und stellte den kopfschüttelnden Powell bloss.

Die Bilder gingen um die Welt.

Syrien gegen Teil der Ukraine

In der Schweiz blieb der Verlauf des Telefonats mit Bundespräsidentin Keller-Sutter zunächst im Verborgenen.

Doch dann sorgten die Amerikaner mit Indiskretionen und nicht zuletzt US-Präsident Trump mit einem Interview selbst dafür, dass das Streitgespräch seine Wirkung nicht verfehlte.

Die Gründe für die regelmässige Vorgehensweise um Selenski, Ramaphosa, Powell und Keller-Sutter sind rasch aufgezählt.

Bei der Ukraine stehen territoriale Ansprüche Russlands im Vordergrund, die Trump dem russischen Präsidenten Putin im Gegenzug für Syrien versprach, aber bisher nicht erfüllen konnte.

Nun scheinen Russland und die USA aber mit einem Gipfeltreffen in Alaska einen Weg gefunden zu haben.

Druck auf Powell erhöhen

Bei Südafrika geht es einerseits um Rohstoffe und eine Klage des Landes gegen Israel vor dem Internationalen Strafgerichtshof wegen des Genozidvorwurfs an den Palästinensern.

Traditionell unterstützt Südafrika wegen seiner Apartheid-Geschichte die Palästinenser. Das sollte gedämpft werden.

Bei Powell sind die Interessen des US-Präsidenten klar. Trump will eine Zinssenkung erwirken, um die Staatsschulden günstiger refinanzieren zu können. Daher erhöht er den Druck auf den Fed-Chef ständig.

Mit öffentlicher Diskreditierung verliert das Fed ein Stück weit ihre Glaubwürdigkeit und vielleicht wirft Powell mit der öffentlichen Demütigung das Handtuch.

Wechsel zu Frankreichs Rafale möglich

Und bei der Schweiz? Nun, das Land hat sich bisher immer von allen Problemen freigekauft. Warum sollte es diesmal anders sein?

Das «Agreement in Principle», welches die Schweizer Unterhändler mit den Amerikanern ausgehandelt hatten, war nur ein erster Schritt.

Die Amerikaner treiben jedoch den Preis in die Höhe, gab Keller-Sutter kleinlaut an der Medienkonferenz selbst zu.

Medienkonferenz zu Handelsbeziehungen der Schweiz zu den USA
Bundesräte Karin Keller-Sutter und Guy Parmelin vor den Medien. (Screenshot: muula.ch)

Doch bei der Schweiz sind, zweitens, noch zahlreiche Geschäfte offen. Die Mehrkosten von 1,3 Milliarden Dollar beim Kauf der US-Kampfjets F-35 sind nur ein Teil.

Den USA blieb nicht verborgen, dass Keller-Sutter höchstpersönlich bei Frankreichs Präsident Emmanuel Macron anfragte, ob die Schweiz noch auf den französischen Kampfjet Rafale wechseln könnte.

Da brauchte es also eine Demütigung.

Affront gegen die USA

Lieferverzögerungen und Kostenüberschreitungen von den USA beim F-35 und dem Luftabwehrsystem Patriot sowie hohe Forderungen für Off-Set-Geschäfte der Schweiz spielen dabei ebenfalls mit hinein.

Beim Patriot-System braucht die Schweiz noch Munition – auch da erhöhten die Amerikaner mit ihren Strafzöllen den Verhandlungsdruck und klopfen die Schweiz quasi weich.

Doch auch die Aussenpolitik der Schweiz spielt bei dem Racheakt eine Rolle. Aussenminister Ignazio Cassis durchkreuzte die Pläne der Israeli und der Amerikaner, die Versorgung der Menschen im Gazastreifen über eine neue Schweizer Stiftung zu kontrollieren.

Gleichzeitig näherte sich die Schweiz zu Frankreich und Grossbritannien an, Palästina als Staat anzuerkennen. Das gilt als Affront gegen die USA und muss bestraft werden.

Rasches Nachbessern des Angebots

Keller-Sutter und auch das Wirtschaftsdepartement von SVP-Bundesrat Guy Parmelin sowie das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco sind quasi unvorbereitet ins offene Messer gelaufen, obwohl die Strategie von den USA mittlerweile weltbekannt ist.

Nun wollen sie mit der Schweizer Wirtschaft – hauptsächlich mit den Pharmakonzernen Roche und Novartis – eine Ausweitung des Angebots an die USA ausarbeiten. Doch das hätten Keller-Sutter und Parmelin vor dem Telefonat machen müssen.

Jetzt ist das Kind quasi in den Brunnen gefallen und das Herausholen wird teuer.

Investitionszusagen sammeln

Der Bundesrat will ein geregeltes Verhältnis zu den USA, erklärte Keller-Sutter offen. Das heisst aber nichts anderes: Die Schweiz zahlt, was die amerikanische Grossmacht will. 

Trump setzt seinen Plan, wie muula.ch berichtete, unbeirrt fort.

Die Arbeitslosigkeit muss erst steigen, damit die US-Notenbank möglichst rasch die Leitzinsen reduziert. Dabei muss die Inflationsrate möglichst konstant bleiben oder, besser noch, sinken.

Bis dahin sammeln die USA möglichst viele Investitionszusagen, die dann die US-Wirtschaft flexibel wieder aus dem «Dreck» ziehen können.

10.08.2025/kut.

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