Schweiz ist schon Europameister

Couverts in unterschiedlichen Farben auf einem Tisch
Viele Schweizer setzen noch auf Briefpost. (Bild: K. Sikkema / unsplash)

Die Schweiz belegt in vielerlei Hinsicht stets Spitzenwerte. Doch nun sorgt ein erster Platz in einem ganz besonderen Monopolmarkt für Aufsehen.

Im Jahr 2023 belief sich die Zahl der beförderten Briefe pro Einwohnerin und Einwohner in der Schweiz auf 193 Einheiten.

Dies sind fast vier Briefe je Woche, wie die Eidgenössische Postkommission PostCom am heutigen Montag bekanntgab.

Stabiler Onlinehandel

Die Zahl der beförderten Sendungen nahm 2023 allerdings um 5,8 Prozent ab. Das Briefsegment verzeichnete dabei einen Rückgang um 6,6 Prozent, was vor allem auf die zunehmende Digitalisierung zurückzuführen sei.

Das Paketvolumen blieb mit einer sehr leichten Zunahme von +0,4 Prozent allerdings stabil und bestätige die gute Verfassung des E-Commerce, hiess es weiter.

Finnland und Luxemburg folgen

Rechnet man zu den 193 Briefsendungen noch Zeitungen und Zeitschriften hinzu, ergibt sich für 2023 eine Gesamtzahl von 271 Einheiten, teilte die Postcom zudem mit.

Laut einer Studie der Gruppe europäischer Regulierungsbehörden für Postdienste liegt der Durchschnitt bei 67 Einheiten, was zeigt, wie eifrig in der Schweiz noch Briefe & Co. verschickt werden.

Die Schweiz ist damit nach wie vor das europäische Land mit der höchsten Zahl an Briefen pro Kopf, dicht gefolgt von Finnland (260) und Luxemburg (227), wie aus dem Gesamtbericht weiter hervorgeht.

Halbierung in Schweden

In einigen Ländern, die traditionell ebenfalls ein hohes Volumen an Briefsendungen pro Einwohnerin und Einwohner aufwiesen, sei die Zahl der Sendungen aber in den vergangenen Jahren sehr stark zurückgegangen, hiess es kritisch.

In Schweden beispielsweise sei die Zahl Briefe pro Kopf von 200 im Jahr 2018 auf nur noch 129 im Jahr 2022 gesunken.

Es kann also ganz rapide bergab gehen.

Staatspost wollte ganzen Kuchen

In der Schweiz ist die Beförderung solcher Sendungen ein Monopol.

Mit einem Gesamtmarktanteil beim Umsatz von 96,9 Prozent sei die Post CH AG vor Quickmail AG (neu Quickmail Planzer AG) weiterhin klar die führende Anbieterin im Briefmarkt, erklärte die Postcom.

Planzer hatte Quickmail unlängst übernommen, wie auch muula.ch berichtete. Die Staatspost wollte das staatliche Monopol noch grösser machen.

Steigender Marktanteil

Im Inlandsbriefmarkt stieg der Marktanteil der Post CH AG im Jahr 2023 sogar auf 97,2 Prozent, im Jahr 2022 betrug er noch 96,8 Prozent.

Über die vergangenen Jahre hinweg gewann die Schweizerische Post im Segment der Inlandsbriefe Marktanteile ohnehin hinzu, was zeigt, dass sich das Monopol noch zementiert.

Fokus auf Rosinen?

Während der europäische Briefmarkt vollständig liberalisiert ist, besteht in der Schweiz noch immer ein Monopol für Briefe bis 50 Gramm.

Aufgrund dieses Monopols sind nur etwa 22 Prozent des Volumens und 34 Prozent des Umsatzes im Markt für Inlandsbriefe bis 2 kg für den Wettbewerb geöffnet, erklärten die Beamten.

Von diesem Markt haben sich die Anbieterinnen bisher einen relativ kleinen Teil angeeignet, der auf 18 Prozent der inländischen Briefsendungen ausserhalb des Monopols geschätzt wird.

Starke Konzentration in Europa

In allen europäischen Ländern ist zu beobachten, dass die etablierten Postbetreiber den Briefmarkt weiterhin dominieren und ihren hohen Marktanteil erfolgreich verteidigen.

In ihrer jüngsten Studie gelangt die Europäische Postregulierung daher zur Einschätzung, dass der europäische Briefmarkt sowohl in Bezug auf Volumen als auch hinsichtlich Erträgen von einer starken Konzentration geprägt ist.

Private zurückhaltend

De facto sei die Wettbewerbssituation in der Schweiz mit derjenigen auf den anderen europäischen Briefmärkten weitgehend vergleichbar, erklärte die Postcom.

Warum also etwas ändern – in dem rapide sinkenden Markt will sich wohl ohnehin kaum ein Privater tummeln.

24.06.2024/kut.

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