Der Rohstoffgigant Trafigura ist von Korruptionsaffären betroffen. Die Reaktion der Firma rückt die Bundesanwaltschaft in komisches Licht.
Ein neuer Korruptionsskandal erschüttert die Rohstoffwelt. In den USA, in Brasilien und in der Schweiz haben die Behörden das Rohstoffhandelsunternehmens Trafigura in die Mangel genommen.
Uralte Vorkommnisse
Sie kritisieren Zahlungen, wie etwa die Schweizer Bundesanwaltschaft BA und die betroffene Firma in Medienmitteilungen am heutigen Mittwoch bekanntgaben.
Demnach bemüht sich Trafigura um die Beilegung der behördlichen Untersuchungen in den Vereinigten Staaten, in Brasilien und in der Schweiz, welche Zahlungen von ehemaligen Mitarbeitenden über Drittparteien vor ungefähr zehn und mehr Jahren betreffen.
Rückstellung für USA gebildet
Nach dem Verständnis des in Genf und Singapur domizilierten Unternehmens beruhen die Untersuchungen teilweise auf Aussagen von Mariano Marcondes Ferraz, einem ehemaligen Trafigura Mitarbeiter, die er im Rahmen einer Vergleichsvereinbarung nach seiner Verurteilung in Brasilien getätigt hat.
Trafigura erwarte, dass die Untersuchungen des US-Justizministeriums betreffend unrechtmässiger Zahlungen in Brasilien in absehbarer Zeit abgeschlossen sein werden, hiess es weiter.
Der Konzern bilde im Jahresbericht 2023 eine Rückstellung von 127 Millionen Dollar und stelle diese der niederländischen Firma Trafigura Beheer B.V. (TBBV), der damaligen Muttergesellschaft, zur Verfügung.
BA verweigert Lösung
In der Schweiz hat die BA das Bundesstrafgericht ersucht, die Anklage gegen TBBV zu prüfen.
Angeblich unrechtmässige Zahlungen zwischen 2009 und 2011 durch eine Drittpartei an einen ehemaligen Mitarbeiter von Sonangol, dem staatlichen angolanischen Energieunternehmen, seien nicht verhindert worden, hiess es zur Begründung.
Trotz der Bereitschaft von TBBV, eine Lösung im Schweizerischen Verfahren zu finden, habe die BA beschlossen, Anklage zu erheben, erklärte der bekannte Erdöl- und Erdgashändler Trafigura weiter.
TBBV werde sich vor Gericht in Bezug auf die zum betreffenden Zeitpunkt bestehenden Compliance-Regelungen sowie den Anti-Korruptions- und Anti-Bestechungskontrollen aber verteidigen, führte der Rohstoffgigant weiter aus.
Manager ausgetauscht
Die Schweizer Bundesanwaltschaft habe ausserdem eine Anklage gegen Michael Wainwright, den ehemaligen Chief Operating Officer von Trafigura, angekündigt.
Wainwright weise die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück und werde sich vor Gericht ebenfalls dagegen verteidigen. Der Topmanager war überraschend im September bei Umstrukturierungen im Konzern in Pension gegangen, wie aus einem Communiqué hervorgeht.
Ein ehemaliger Sonangol-Angestellte und ein ehemaliger Consultant der DT Group, also einem Joint Venture, an welchem TBBV eine Beteiligung hielt, würden von den Schweizer Behörden ebenfalls angeklagt.
Genfer Bankkonto gibt zu Denken
Die BA hat also am 5. Dezember 2023 gegen drei natürliche Personen sowie das Rohstoff-Handelsunternehmen TBBV eine Anklage beim Bundesstrafgericht eingereicht, wie es zusammenfassend hiess.
Das Unternehmen ist darüber offenbar ziemlich erzürnt. Warum die BA dies so handhabt, bleibt unklar. Im ewig langen Communiqué sind viele Details aufgeführt, aber den Einigungsversuch der Firma erwähnt die BA beispielsweise nicht.
Vielleicht will die Schweizer Justiz einfach bloss ein Exempel zur strafrechtlichen Verantwortung eines Unternehmens für die Bestechung ausländischer Amtsträger statuieren. Amerikaner sind da offenbar mit Geld zufrieden.
Auch geht es in der Schweiz um heikle Gelder auf einem Genfer Bankkonto, was dem Finanzplatz wieder einmal schadet, und teils um lächerliche Beträge.
Weiteres Verfahren in Brasilien
Einem Betroffenen werden etwa die Hotelübernachtungs- und Verpflegungskosten von 797.25 Franken in Zusammenhang mit einem Aufenthalt in Genf als Korruption ausgelegt.
Jedoch bekommt man in Genf für solch einen Betrag ja bekanntlich nicht viel Luxus.
Vielleicht hängt die Vorgehensweise der Schweiz damit zusammen, dass die Amerikaner die Schweizer Rohwarenhändler in den Fokus genommen haben, wie auch muula.ch unlängst berichtete.
In Brasilien ist Trafigura Beheer B.V jedenfalls weiterhin in ein laufendes Zivilverfahren verwickelt.
Vergangene Missstände kritisiert
Jeremy Weir, Präsident des Verwaltungsrats und CEO von Trafigura, bedauerte die Vorfälle aufrichtig, die gegen den Verhaltenskodex und die Firmenwerte vertiessen.
«Seit dem fraglichen Zeitraum haben wir unser Compliance-Programm und unsere Kontrollmechanismen erheblich verbessert», erklärte der Topmanager in dem Communiqué.
Die Compliance-Richtlinien und -Verfahren habe Trafigura seit 2020 jedes Jahr extern überprüfen lassen und diese entsprächen den rechtlichen Vorschriften sowie anerkannten internationalen «good practice» Standards, hiess es weiter.
«Diese Vorfälle aus der Vergangenheit spiegeln in keiner Weise das Unternehmen wider, das wir heute sind», machte der Trafigura-Verwaltungsratspräsident und CEO Weir zudem klar.
06.12.2023/kut.