Der Kanton Zürich hält das Spital in Wetzikon für überflüssig und lässt es fallen. Dies hat weitreichende Folgen bis hin zum Kapitalmarkt.
Fast zehn Jahre lang schien es eine lohnende Investition zu sein. Doch kurz vor Toresschluss erwischte es die Anleiheinvestoren doch noch.
Protokoll gab Hinweis
Die Rede ist vom Bond des Spitals Wetzikon in Höhe von 170 Millionen Franken, mit dem es seinen Neubau finanzieren wollte.
Die Rückzahlung steht nun in den Sternen, denn der Kanton Zürich will dem Spital kein Geld zur Verfügung stellen, wie die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli vor den Medien erklärte.
Doch der Entscheid ging schon Ende März aus dem Protokoll der Sitzung des Regierungsrates des Kantons Zürich vom 27.03.2024 hervor.
Spital vor dem Aus
Demnach erachtet die SVP-Politikerin Rickli das Spital als unnötig. In kürzester Distanz gebe es adäquaten Ersatz, so die Begründung.
Das Spital steht damit vor dem Aus, denn in den vergangenen Jahren hat es nur Verluste erwirtschaftet und am 12. Juni steht die Rückzahlung der Anleihe aus dem Jahr 2014 für den Neubau an. Das Eigenkapital betrug per Ende 2023 aber nur noch 20 Millionen Franken.
Abgesehen von den persönlichen Schicksalen unter den Angestellten gab es weitere fatale Auswirkungen.
Risiken werden klarer
Die Anleihe machte nach Bekanntwerden des Entscheids nämlich einen Satz nach unten. Kurz vor Toresschluss liegt der Kurs um rund 35 Prozent im Minus. Andere Plattformen geben den aktuellen Wert nur noch mit 45 von 100 Prozent an, was einen Verlust von über der Hälfte bedeutet.
Wer also zehn Jahre lang dem Investment die Stange gehalten hat, wird nun doch noch enttäuscht.
Die neue Finanzierungsform im Schweizer Gesundheitswesen mittels der Herausgabe von Anleihen birgt eben auch Risiken für die Zeichner der Bonds.
Bisher war diese Anlage aber eher als sicheres Investment klassifiziert. Nun dürfte sich die Einschätzung hierbei ändern.
Rechtzeitig ausgestiegen
Glücklich sind jene Investoren, die noch im Februar 2024 oder März 2024 sich von ihrem Investment zu einem Wert um die 100 Prozent getrennt haben.
Gemäss der Finanzübersicht wechselten einige Millionen der Wetzikon-Spitalanleihe die Besitzer.
Abschreiber bei Pensionskassen?
Wen es negativ erwischt hat, dürfte nun nach und nach herauskommen. Sicher sind Vorsorgeeinrichtungen davon negativ betroffen.
Die Hoffnung bei den 170 Millionen Franken ist allerdings noch nicht ganz verloren.
Die Stadt Wetzikon als eine der 12 Trägergemeinden der Klinik im Zürcher Oberland erklärte umgehend, dem Spital helfen zu wollen.
Genau dies dürfte auch das Kalkül von Rickli gewesen sein, denn wenn die Menschen in Wetzikon ein Spital in unmittelbarer Nähe haben wollen, sollen sie es eben auch bezahlen.
06.05.2024/kut.