
Der Tod der Solarfirma Meyer Burger ist wieder ein Stück nähergekommen. Die Insolvenz der deutschen Töchter ist nicht einmal die schlimmste News.
Beim Thuner Hersteller von Solarzellen und Solarmodulen Meyer Burger gehen die Lichter schrittweise aus.
Insolvenzverwalter soll helfen
Am heutigen Samstagabend teilte das finanziell angeschlagene Unternehmen überraschend mit, dass die deutschen Tochtergesellschaften Meyer Burger (Industries) und die Meyer Burger (Germany) jeweils die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt hätten.
Im Rahmen der laufenden Sanierungsverhandlungen sei intensiv um einen Erhalt der Standorte gerungen worden, hiess es weiter.
Diese Bemühungen seien bisher aber nicht erfolgreich gewesen und sollen nun im Rahmen der Verfahren mit einem gerichtlichen Insolvenzverwalter fortgesetzt werden.
Hunderte Angestellte betroffen
Die Tochtergesellschaft Meyer Burger (Switzerland) AG mit etwa 60 Mitarbeitenden in Thun solle allerdings bestehen bleiben, erklärte die Solarfirma weiter.
Auch die Meyer Burger (Americas) Ltd., die alle Mitarbeiter bereits am 29. Mai 2025 entlassen hat, solle als Firma erhalten bleiben, hiess es.
In Deutschland sind nun aber hunderte Mitarbeiter in die Insolvenz geschlittert.
In der Solarzellenfertigung Meyer Burger Industries in Thalheim naher der Stadt Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt sind 331 Mitarbeiter beschäftigt.
Bei Meyer Burger Germany in Hohenstein-Ernstthal in Sachsen sind 289 Mitarbeiter im Maschinenbau und in der Technologieentwicklung betroffen.
Jahresabschluss 2024 fehlt
Doch all dies ist noch nicht die grösste Hiobsbotschaft. Der Jahresabschluss 2024, bei dem es stark um die Festsetzung von Firmenwerten geht, ist immer noch strittig.
Vor dem Hintergrund der weiterlaufenden Finanzierungsgespräche zur Restrukturierung beantragte Meyer Burger eine Fristverlängerung zur Vorlage der Geschäftszahlen 2024, hiess es im Communiqué.
Die bisherige Frist läuft am heutigen Samstag ab. Diese hatte die Schweizer Börse SIX dem strauchelnden Solarunternehmen schon gewährt.
Aktienkurs bricht ein
Am Freitag hatten sich nach der Entlassung der gesamten Belegschaft in Arizona in den USA bereits zahlreiche Finanzexperten besorgt über den Fortgang der Firma gezeigt.
An der Börse war der Aktienkurs um fast die Hälfte eingebrochen und die schlimmsten Befürchtungen wurden damit quasi vorweggenommen.
Billigkonkurrenz aus China
Vor einigen Wochen waren sowohl der Konzernchef als auch der CFO bei Meyer Burger von Bord gegangen.
Verwaltungsratspräsident Franz Richter hatte das Ruder auch als CEO übernommen. Er bringe langjährige Erfahrung im Bereich der Restrukturierung von Industrieunternehmen ein, hiess es damals.
Der Solarmodulhersteller hatte danach von Anleihegläubigern mehrfach Aufschub für ausstehende Zinszahlungen erhalten.
Die Billigkonkurrenz aus China setzt Solarfirmen weltweit zu und westliche Hersteller liebäugeln quasi nur noch mit Subventionen.
31.05.2025/kut.