Die Geldhäuser in der Ostschweiz brillieren kaum mit Glanzleistungen. Dennoch fallen Manager um Raiffeisen und Kantonalbank GKB weich.
Derzeit gibt es in der Schweiz wohl kaum eine Raiffeisenbank, die nicht mit IT-Problemen zu kämpfen hat.
Zahlreiche Kunden meldeten sich bei muula.ch und klagten ihr Leid, dass technisch Vieles im Argen liege und sich die Mitarbeiter einen Dreck um die Anliegen der Kundschaft scheren würden.
Finanzchef muss einspringen
Der Hauptverantwortliche für das offensichtliche Debakel, der Vorsitzende der Geschäftsleitung von Raiffeisen Schweiz Heinz Huber, trete nun per Jahresende zurück und verlasse das Unternehmen, teilte die Raiffeisen-Gruppe am heutigen Mittwoch überraschend mit.
Er habe seit 2019 «die Weiterentwicklung von Raiffeisen Schweiz wesentlich mitgeprägt», hiess es süffisant im Communiqué.
Finanzchef Christian Poerschke übernehme kommissarisch ab Januar 2025 den Vorsitz, erklärte Raiffeisen weiter, was verdeutlicht, wie unvorbereitet die zweitgrösste Bankengruppe der Schweiz auf die Situation ist.
Zweitwohnsitz wirkt Wunder
Doch Huber, der das Informatik-Debakel mit rund 500 Millionen Franken verantworten soll und noch im August einen Rücktritt ausschloss, verschwindet nicht etwa aus der Bankenlandschaft der Ostschweiz.
Die Graubündner Kantonalbank GKB und die Staatskanzlei Graubünden teilten umgehend mit, die Bündner Regierung habe den Manager per Juli 2025 zum neuen Präsidenten der GKB gewählt.
Er folge auf Peter A. Fanconi und sei für die Amtsperiode bis 2029 gewählt, hiess es weiter.
Mit Graubünden sei der 60-jährige Huber insbesondere durch seinen Zweitwohnsitz verbunden, würdigten die GKB und die Lokalregierung den eigenen Entscheid.
Fanconi darf länger bleiben
«Um einen nahtlosen Übergang zu gewährleisten, führt er das Amt als Bankpräsident bis Ende Juni 2025 weiter aus», erklärte das Geldhaus zum eigentlich per März 2025 zurückgetretenen Präsidenten Fanconi.
Er war im Juli 2024 auf die PS-Versammlung 2025 abgetreten – nun bekommt er nochmal drei Monate «als Dank» im Amt.
Maulkorb für Medien
Fanconi war aber auch in Ungnade gefallen, weil er der eigenen Bank marode Geschäfte mit dem österreichischen Immobilienguru René Benko um die Signa-Gruppe vermittelt hatte und Raiffeisen dutzende von Millionen in den Wind streichen musste, wie muula.ch berichtete.
Dann hatte die GKB den eigenen Wirtschaftsprüfer beauftragt, die Angelegenheit zu durchleuchten, was Fragen nach der Unabhängigkeit aufwarf.
Und letztlich ging die Bank gegen die Berichterstattung in den Medien vor – auch bei muula.ch war das Geldhaus vorstellig geworden.
Fall Vincenz lässt grüssen
Erstaunlich ist dabei, dass all diese Manager ihre Köpfe immer wieder aus den Schlingen ziehen können. Die Ostschweiz fällt da immer wieder auf.
Unvergessen ist die Angelegenheit um Pierin Vincenz, einem Vorgänger von Huber auf dem Chefposten bei Raiffeisen.
Er war zunächst wegen Veruntreuung, Urkundenfälschung und Betrugs zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden, doch muss das Verfahren neu aufgerollt werden.
Aufsicht schritt ein
Die Eidgenössische Finanzaufsicht Finma hatte zuvor gegen die Raiffeisen-Gruppe ein Enforcementverfahren wegen Fragen der Corporate Governance und gegen Vincenz wegen der Handhabung von Interessenkonflikten durchgeführt.
All dies wirft ein schlechtes Licht auf Bankmanager und Geldhäuser in der Ostschweiz.
Doch auch in der Ostschweizer Assekuranz könnte man ein Lied von peinlichen Managern singen.
18.12.2024/kut.