Die Baloise-Gruppe tritt in diesem Jahr bisher auf der Stelle. Sorgen dürften die Lebensversicherung besonders in den drei Auslandsmärkten bereiten.
Der einstige CEO der Baloise-Gruppe Gert de Winter hat in seiner belgischen Heimat eine Baustelle hinterlassen. Zwar schwärmte der unlängst ausgeschiedene Versicherungsmanager immer von dem Mini-Markt und akquirierte rege.
Doch nun zeigt sich, dass es zumindest in der Lebensversicherung einige Hausaufgaben für seinen seit Juli 2023 amtierenden Nachfolger auf dem CEO-Posten Michael Müller zu erledigen gibt.
Markante Einbrüche
Per Ende September brachen nämlich die Prämien in Belgien bei Lebensversicherungen um 15 Prozent auf nur noch 325 Millionen Franken ein, wie die Gesellschaft am heutigen Donnerstag mitteilte.
Bei den Prämien mit Anlagecharakter ging es wegen der sinkenden Kapitalmärkte sogar um über 38 Prozent auf nur noch 11,2 Millionen Franken nach unten.
Luxemburg schwächelt auch
Etwas Gegensteuer gab das belgische Nichtlebengeschäft, bei dem die Prämien um 4,4 Prozent auf 1,2 Milliarden Franken stiegen.
Rückenwind dürfte dabei die von de Winter getätigte Akquisition Fidea vom chinesischen Versicherer Anbang gegeben haben, die aber eben auch Lebengeschäft beinhaltete.
Im anderen Mini-Markt Luxemburg lief der Bereich Leben von Januar bis September zudem nicht gut. Die Prämien sackten um über 35 Prozent auf etwas mehr als 100 Millionen Franken ab.
Schweiz auch im Minus
Im grossen Auslandsmarkt Deutschland sah das Geschäft in der Lebensversicherung für die Baloise ebenfalls nicht so rosig aus. Die Prämien sanken um 5,6 Prozent auf nur 390 Millionen Franken.
Insgesamt gingen die Bruttoprämien in der Sparte Leben in den ersten drei Quartalen um 5,2 Prozent auf 2,9 Milliarden Franken nach unten, weil selbst der Heimmarkt Schweiz mit -1 Prozent etwas schwächelte.
Teuerung und schwacher Euro
Positiv entwickelte sich dagegen in den ersten drei Quartalen die Sachversicherung, wo die Beitragseinnahmen um 3,4 Prozent auf 3,4 Milliarden Franken stiegen.
Alle Entwicklungen muss man ausserdem vor dem schwierigen Währungsumfeld sehen, denn der Schweizerfranken ist stark, insofern sind Euro-Einnahmen schwächer.
Aber bei Akquisitionen und Geschäften im Euro-Raum müssen Investoren solche Entwicklungen berücksichtigen. Hinzu kommt, dass die Inflation im Euro-Raum noch extrem hoch ist.
Angesichts der teils niedrigen Steigerungsraten bei den Prämien in der Sachversicherung dürfte nicht der ganze Teuerungsschub an die Kundschaft weitergereicht worden sein.
Sonderbelastung von 200 Millionen
Total trat Baloise in den ersten drei Quartalen bei rund 7 Milliarden Franken an Prämieneinnahmen auf der Stelle. In Lokalwährungen betrug das Wachstum im Konzern immerhin 2,2 Prozent.
Zum dritten Quartal gibt die Baloise zwar keine Gewinnzahlen bekannt.
Allerdings erwartet die Gruppe eine ausserordentliche Belastung des Ergebnisses des 2. Semesters von bis zu 200 Millionen Franken, wie es hiess, weil sich in den vergangenen Monaten zahlreiche Elementarereignisse und Grossschäden ereignet hätten.
Etwas pikant für Investoren heisst es diesbezüglich im Communiqué, dass man an dieser Entwicklung den gesellschaftlichen Wert von Versicherungen erkennen könne.
Börsianer reissen aus
Erkennen müsste Baloise, dass die Aktivitäten in der Lebensversicherung mit steigenden Zinsen eigentlich noch bessere Verkaufsargumente bei Kunden haben und damit die Prämieneinnahmen eigentlich steigen müssten.
Für die belgische Hypothek, die Müller vom CEO-Vorgänger de Winter geerbt hat, braucht es wahrscheinlich aber mehr als nur gute Verkaufsargumente.
An der Börse kamen die Entwicklungen nicht gut an. Der Schock sass gleich zum Handelsbeginn tief und die Baloise-Titel gaben um über 3 Prozent nach.
Im Laufe des Handels erholten sich die Aktien der Basler Versicherungsgruppe allerdings wieder etwas.
16.11.2023/kut.