Entdeckt muula.ch Missstände, wird es für die Verantwortlichen eng. Ein weiterer Betroffener wirft nach konstruktiver Kritik nun das Handtuch.
Was haben der Chef eines Versicherers, der Finanzchef einer Genossenschaft und der CEO sowie Verwaltungsratspräsident in Personalunion eines Industriekonzerns gemeinsam?
Sie sind alle nach kritischen Berichten von unserem Wirtschaftsnews-Portal muula.ch zurückgetreten.
Neues nach drei Dekaden
Der Hersteller von Aufzügen und Fahrtreppen Schindler gab nämlich überraschend bekannt, dass es zu Veränderungen in der Konzernleitung und im Verwaltungsrat komme.
Silvio Napoli wolle nach drei Jahrzehnten bei Schindler noch einmal etwas anderes machen und werde ersetzt. Derzeit ist er Verwaltungsratspräsident und CEO.
Napoli wolle sich an der nächsten Generalversammlung am 25. März 2025 nicht mehr zur Wiederwahl für den Verwaltungsrat zur Verfügung stellen und neue Karrierewege einschlagen, hiess es weiter.
Rechnungslegung verletzt?
Zuvor hatte muula.ch allerdings von Merkwürdigkeiten in der Segmentberichterstattung des Schindler-Konzerns berichtet und damit vielerorts für Aufmerksamkeit gesorgt.
Vor allem wurden sie in der Konzernzentrale in Ebikon LU stark gelesen.
Schindler rapportiert quasi sein ganzes Geschäft in einer einzigen Sparte, obwohl Fahrtreppen, Aufzüge und Services klar die Steuerungshebel des Konzerns sind.
Napoli hatte nach dem Artikel über die fragwürdige Transparenz von Schindler offenbar noch versucht, mit einem Interview in einem anderen Medium etwas Gegenwehr zu geben. Doch es brachte wohl nichts.
Elegante Lösung
Nun kann eine neue Konzernführung das Problem beim Schindler elegant lösen und eine neue Spartenrechnung präsentieren.
Auch der Verwaltungsrat ist da wohl fein raus.
Die Frage, welche Rolle die Wirtschaftsprüfer um PwC und Ernst & Young bei dieser Angelegenheit spielten, bleibt allerdings bestehen.
Unklare Verantwortlichkeiten
Der langjährige Finanzchef der Mobiliar, Peter Brawand, war ebenfalls Gegenstand eines Artikels von muula.ch.
«Die Mobiliar sollte sich einen neuen Finanzchef suchen», titelte unser Wirtschaftsnews-Portal zu einem gigantischen Gewinneinbruch und einer unlogischen Firmenstruktur.
Einige Zeit nach dem Bericht bekam die Berner Genossenschaft tatsächlich einen neuen CFO.
Lächerlicher Auftritt
Und auch einem Konzernchef ging es an den Kragen.
Philipp Gmür stellte Resultate der Helvetia-Gruppe öffentlich dar und hinterliess mit seinem Auftritt einen bizarren Eindruck, wie muula.ch berichtete.
Kein Verwaltungsrat kann an einem CEO festhalten, wenn er sich in der Öffentlichkeit quasi lächerlich macht und die Presse dies aufgreift. Kurz darauf warf auch Gmür das Handtuch.
Helvetia hatte lange auch gar keine Nachfolge von Gmür parat, denn danach entstand ein Führungsvakuum.
Wachsen an Kritik
Ob die Rücktritte nach der Berichterstattung nun zeitlich Zufall waren oder nicht, sei einmal dahingestellt. Vielleicht haben sie das Fass bloss noch zum Überlaufen gebracht.
Letztlich zeigt sich aber, dass konstruktive Kritik der Medien wirkt und sich Organisationen sowie Menschen daran weiterentwickeln können.
Lautstarke Angriffe braucht es dabei von muula.ch aber nicht.
13.12.2024/kut.