Hilfe für Personen in Not ist den Schweizerinnen und Schweizern ein grosses Anliegen. Dabei werden sogar neue Rekorde gebrochen.
Die Durchsage auf dem Easyjet-Flug ab Basel nach Spanien war ungewöhnlich. Es ging nicht um Sicherheitshinweise oder den Bordverkauf, sondern es würde Geld für die Erdbebenopfer in Syrien und in der Türkei gesammelt, hiess es.
Die Crew gehe nochmals mit der Kreditkartenmaschine durch das Flugzeug und sammle Spenden ein.
Einfache Abwicklung
«Wir geben 50 Franken», sagte die ältere Frau eines Paares und zückte sofort die Kreditkarte. Mit «Ich auch», meldete sich die Sitznachbarin in Zentralschweizer Dialekt sofort bei der Flugbegleiterin.
Die Sammelaktion im Flugzeug wurde schliesslich zu einem Erfolg. Bis zur letzten Reihe gab es viel Geld, um Bedürftigen in Syrien und der Türkei zu helfen.
Gemeinschaft hilft
Doch solche Zeichen von Grosszügigkeit sind mittlerweile keine Seltenheit mehr. Die Schweiz ist ein reiches Land und viele Einwohner wollen Menschen in Not helfen.
Ohnehin gilt hierzulande der Tenor, dass Hilfe aus der Gemeinschaft kommt und nicht vom Staat, weshalb die Spendenbereitschaft für Notleidende besonders gross ist.
Innovative Ideen
Dabei sind den Ideen keine Grenzen mehr gesetzt. Ein Starkoch, der am Mittag seine Gourmet-Menüs seinen Feinschmeckern vorsetzt, öffnet sein Luxus-Restaurant auch am Abend, um Bedürftigen die «Reste» zu servieren.
Dies berichteten unlängst zahlreiche Medien, wie das Schweizer Fernsehen «SRF» oder die «SonntagsZeitung», über ein Genfer Spitzenlokal berichtete, wo die Gäste am Mittag zahlen und das Essen am Abend kostenlos serviert wird.
Damit müssten Essenreste nicht weggeworfen werden und zeigt die Win-Win-Situation für alle Beteiligte.
Neuer Rekord
Nun zeigte sich die Hilfsbereitschaft der Schweizer aber an noch einem Punkt. Der erste Krieg in Europa seit langem hat viel Leid produziert. Für die Ukraine haben Schweizerinnen und Schweizer mit ihren Spenden aber einen neuen Rekord aufgestellt.
Wie das Gütesiegel Zewo für Hilfswerke am heutigen Freitag, dem ersten Jahrestag der völkerrechtswidrigen Invasion, bekanntgab, spendeten die Schweizer für die Ukraine rund 380 Millionen Franken. Dies sei mehr als je zuvor bei einer Nothilfe-Aktion, hiess es weiter.
Hunderte von Millionen
Die bisherige Höchstmarke für eine einzelne Nothilfe-Aktion wurde demnach deutlich gebrochen. Diese stammt aus dem Jahr 2005, als Schweizerinnen und Schweizer für die Opfer des Seebebens in Asien rund 300 Millionen Franken an Spenden auf einen Schlag sammelten.
Die Glückskette brachte nun mit rund 130 Millionen Franken rund ein Drittel der Ukraine-Spenden ein. Die übrigen Spenden haben Hilfsorganisationen mit und ohne Zewo-Gütesiegel direkt erhalten.
Gewissen beruhigen
Ultra-Reiche in der Schweiz hadern nicht selten mit ihren Mega-Vermögen. Dies machte zum Beispiel neulich der Multimilliardär André Hoffmann aus einer der reichsten Schweizer Familien klar.
Der Roche-Erbe habe festgestellt, dass Hilfe zwar gut sei, um das Gewissen zu beruhigen. Doch viele Hilfsprojekte würden sofort wieder eingestellt, wenn der Geldhahn zugedreht werde, sagte er der «SonntagsZeitung» in einem Interview.
Geschäfte mit Russland?
Daher sei er in sich gegangen und habe überlegt, was besser wäre. Als Lösung fand er heraus, dass es nicht entscheidend sei, wofür man seinen Reichtum ausgebe, sondern eher, wie man ihn verdiene.
Insofern könnte die Schweiz nicht nur bei der Nächstenliebe eine Vorreiterrolle spielen, sondern auch bei ethischen Unternehmerzielen.
Und genau an dieser Stelle kommt dann wieder die Hilfe für die Ukraine ins Spiel. Unternehmen sollten sich eben gut überlegen, ob sie mit Russen überhaupt noch Geschäfte machen.
Vielleicht gibt es dann schon bald wieder ungewöhnliche Ansagen, wie auf dem Easyjet-Flug.
24.02.2023/kut.