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Die Reiseveranstalter Kuoni und Helvetic Tours bekommen Zuwachs. Die Migros veräussert die Hotelplan-Gruppe an die deutsche Rewe.
Detailhändler sind in ihren Firmenstrategien nur schwer zu verstehen.
So will die Migros-Gruppe seit über einem Jahr vom Reiseanbieter Hotelplan nichts mehr wissen und versucht, ihn zu verkaufen.
Interhome bleibt aussen vor
Das Reisegeschäft habe sich hin zu sehr grossen internationalen Reiseunternehmen verschoben, lautete die Begründung für den Verkaufsentscheid.
Synergien seien mit einem Detailhändler, wie die Migros-Gruppe, nur limitiert, hiess es zum Radikalumbau.
Doch nun kauft ausgerechnet die deutsche Detailhandels-Gruppe Rewe über ihre Reisetochter Dertour die gesamte Hotelplan-Gruppe mit Ausnahme von Interhome, wie Dertour Suisse in einem Communiqué am Mittwochabend bekanntgab.
Geheimnis um Kaufpreis
Die Dertour-Gruppe stärke damit ihre Präsenz als Reiseanbieter in der Schweiz, Grossbritannien und Deutschland, hiess es weiter.
Derzeit sei der Anbieter bereits mit über 130 Unternehmen und über 10.000 Mitarbeitern in 16 Ländern vertreten. Die traditionsreichen Marken der Hotelplan Group sollen die touristische Vielfalt und Kompetenz im Schweizer Markt konsequent weiter stärken, so der Sinn der Transaktion.
Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden. Die Transaktion stünde unter dem Vorbehalt der Wettbewerbsbehörden. Für Belegschaft, Kunden & Co. ändere sich zunächst nichts.
Wachstum nur über gute IT
Der Kauf umfasst konkret vier der fünf Geschäftseinheiten der Hotelplan Group und betrifft den Bereich der Reisevermittlung und -veranstaltung in der Schweiz, Deutschland und Grossbritannien.
Ausgeschlossen sei die Ferienhausspezialistin Interhome, die von der HomeToGo Group übernommen wird, was aber schon seit einiger Zeit bekannt war. Der Kaufpreis wurde nunmehr aber mit 150 Millionen Franken angegeben.
In der Touristik seien heutzutage die IT-Systeme für Reservierung, Buchung, Einkauf und Produktion wesentliche Erfolgshebel, erklärte Dertour zu dem Deal.
Produkte der Deutschen mitverkaufen
Mit dem Hotelplan-Erwerb gehe die genossenschaftlich orientierte Rewe-Gruppe den nächsten Wachstumsschritt und wolle eine gemeinsame Technologieplattform im Volumengeschäft schaffen.
Von der skalierungsfähigen Plattform sollen künftig auch die grossen Veranstaltermarken der Hotelplan-Group profitieren, erklärte Dertour Suisse weiter.
Gleichzeitig kämen die strategischen Investitionen in Digitallösungen auf Seiten von Hotelplan zugute.
Davon berichten Mitarbeiter von Hotelplan eher wenig, denn die IT lag regelmässig für Stunden still, wie Recherchen von muula.ch ergaben.
Kleiner übernimmt Grossen
In der Schweiz erwirtschaftete Dertour im Jahr 2023 mit dem Reiseboom nach der Coronavirus-Pandemie rund 590 Millionen Franken, wie muula.ch berichtete.
Die gesamte Dertour-Gruppe kam auf rund 6 Milliarden Euro.
Die Hotelplan-Gruppe erzielte zuletzt einen Umsatz von 1,8 Milliarden Franken und wird nun von der Dertour-Gruppe aufgenommen.
Rechnet man Interhome mit seinen Erlösen von rund 400 Millionen Franken heraus, sind die Rest-Geschäfte der Hotelplan-Gruppe rund doppelt so gross, wie Kuoni, Helvetic Tours & Co. in der Schweiz.
Wenig Skaleneffekte sichtbar
Damit ergibt sich ein Umsatzzuwachs von rund einer Milliarde für Rewe, was rund 20 Prozent an Wachstum bedeuten.
Grosse Skaleneffekte ergibt das zunächst nicht, hiess es kritisch aus der Branche.
Und hohe Synergieeffekte lassen sich ja bei einem Detailhändler auch nicht generieren, denn dies hatte Migros als Verkaufsargument zur Hotelplan-Gruppe vorgebracht.
Verstehen muss man die Detailhändler also wohl nicht. Und das Geschäft von Hotelplan wandert derzeit – auch ohne Zukauf – gemächlich zur Konkurrenz.
12.02.2025/kut.