Die Raiffeisen-Gruppe hat einen vergleichsweise starken Anstieg bei den Kosten verzeichnet. Die Erklärungen dafür überraschen.
Die drittgrösste Banken-Gruppe der Schweiz, Raiffeisen, hat im ersten Semester eine deutlich grösser Dynamik beim Kostenanstieg als beim Zuwachs der Einnahmen verzeichnet. Der Geschäftsertrag legte zwar um 2,8 Prozent auf 1,7 Milliarden Franken zu, wie die Gruppe am Mittwoch mitteilte.
Der Aufwand erhöhte sich jedoch gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 4,5 Prozent auf rund 970 Millionen Franken. Damit verschlechterte sich das Kosten-Ertrags-Verhältnis, eine wichtige Kenngrösse bei Banken, um fast einen Prozentpunkt auf 57,2 Prozent.
Dutzende Millionen
Der Sachaufwand explodierte regelrecht und stieg um zirka 10 Prozent auf 262 Millionen Franken. Doch auch bei den Personalausgaben ging es nach oben. Sie erhöhten sich um 2,6 Prozent auf 705 Millionen Franken.
In absoluten Werten stiegen die Kosten im ersten Halbjahr um fast 42 Millionen Franken. Die Banken-Gruppe gibt an, die Erhöhung bei den Ausgaben sei erwartet worden, weil es sich um Aufwand für die Umsetzung der Gruppenstrategie sowie um Mehrausgaben für die Beratungsteams der Raiffeisenbanken handele.
Fröhliches Beisammensein
Zudem hätten nach dem pandemiebedingten Rückgang auch wieder vermehrt physische Kundenanlässe sowie Generalversammlungen stattgefunden. Es wurde für den Betrag also ganz schön kräftig gefeiert.
All diese Umstände lassen die Kosten in die Höhe schnellen – allerdings stärker, als der Zuwachs bei den Erträgen ist. Der Umstand überrascht, weil Kosten- und Ertragswachstum eigentlich Hand-in-Hand einhergehen sollten.
Kein Ende in Sicht
Auch mit Blick auf die zweite Jahreshälfte darf keine Besserung beim Kostenanstieg erwartet werden. Die Bankengruppe sei mit ihrem Fokus auf den Ausbau der Kundennähe gut aufgestellt, hiess es. Das lässt höheren Aufwand vermuten, da «Kundennähe» praktisch immer teuer ist.
«Die Prioritäten im zweiten Semester liegen weiterhin auf Investitionen in die Digitalisierung, der weiteren Stärkung des Vorsorge- und Anlagegeschäfts und der Differenzierung als verantwortungsvolle Genossenschaft», wird im Ausblick kundgetan und auch dies lässt keine Sparmassnahmen beziehungsweise einen strafferen Kurs bei den Kosten erwarten.
Ziehen die Einnahmen allerdings in naher Zukunft nicht nach, werden harte Einschnitte unausweichlich.
Ausserordentliches hilft
Im ersten Halbjahr 2022 blieb unter dem Strich allerdings immerhin noch ein Gruppengewinn von rund 556 Millionen Franken übrig – ein Plus von zirka 10 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Geringere Wertberichtigungen, höhere ausserordentliche Erträge und weniger Steueraufwand machten es möglich.
24.08.2022/kut.
