Die arbeitende Bevölkerung der Schweiz verdient immer mehr. Doch eine Lohnschere öffnet sich an völlig unerwarteter Stelle.
Der Medianlohn einer Vollzeitstelle betrug im Jahr 2022 rund 6788 Franken brutto pro Monat.
Dies sind rund zwei Prozent beziehungsweise 123 Franken mehr als die 6665 Franken im Jahr 2020, wie das Bundesamt für Statistik BFS am heutigen Dienstag zur neuesten Lohnstrukturerhebung der Schweiz bekanntgab.
Grosse Spannweite
Millionen von Daten aus dem privaten und öffentlichen Sektor standen den Statistikern dabei zur Verfügung, hiess es vor den Medien weiter.
Der Median gibt dabei genau die Mitte der Daten an und zeigt, dass sich die Mehrheit der Arbeitnehmer in diesem Land bezüglich Vergütung kaum beschweren kann.
Obwohl die allgemeine Lohnpyramide zwischen 2008 und 2022 relativ stabil geblieben sei, habe es aber markante Unterschiede zwischen den Wirtschaftszweigen sowie nach Profil der Arbeitnehmer gegeben, führte das BFS allerdings aus.
Die 10 Prozent der Arbeitnehmer mit den tiefsten Löhnen verdienten weniger als 4487 Franken pro Monat, während die am besten bezahlten 10 Prozent über 12 .178 Franken pro Monat erhielten, hiess es.
Bestbezahltesten bekamen noch mehr
Die allgemeine Lohnschere, also der Gesamtabstand zwischen den höchsten und den tiefsten Löhnen, habe sich zwischen 2008 und 2022 in der Gesamtwirtschaft zudem kaum verändert.
In diesem Zeitraum stiegen die Löhne der am besten bezahlten 10 Prozent der Arbeitnehmer um 13,5 Prozent. In der Mittelschicht fiel das Lohnwachstum mit 11,5 Prozent am tiefsten aus und bei den am schlechtesten bezahlten 10 Prozent der Arbeitnehmenden erhöhten sich die Löhne um 14,3 Prozent.
Tabakindustrie an der Spitze
Je nach Wirtschaftszweig waren 2022 auf dem Schweizer Arbeitsmarkt grosse Lohnunterschiede zu beobachten.
Deutlich über dem Medianlohn (6788 Franken brutto pro Monat) lagen die Löhne in Branchen mit hoher Wertschöpfung wie in der Informationstechnologie (9412 Franken), der Pharmaindustrie (10.296 Franken), bei Banken (10.491 Franken) oder in der Tabakindustrie (13.299 Franken).
Zuunterst in der Lohnpyramide waren der Detailhandel (5095 Franken), das Gastgewerbe (4601 Franken), die Beherbergung (4572 Franken) und die persönlichen Dienstleistungen (4384 Franken) angesiedelt.
Tessin im Hintertreffen
Doch nicht nur auf den Wirtschaftszweig kommt es an. Auch die Region, in welcher die Menschen in der kleinen Schweiz arbeiten, spielt eine entscheidende Rolle bei der Bezahlung.
Die Bruttomedianlöhne für die oberen Kader sind in der Region Zürich (11.758 Franken), in der Genferseeregion (11.111 Franken) und in der Region Nordwestschweiz (10.715 Franken) regelmässig am höchsten.
Das Tessin liegt mit 8755 Franken für Stellen im oberen Kader und 5184 Franken für Stellen ohne Führungsfunktion unabhängig von der Hierarchiestufe stets am unteren Ende der Lohnskala.
Ausländer verdienen schlechter
In der Gesamtwirtschaft verringerte sich das Lohngefälle (Median) zwischen Frauen und Männern weiter. 2022 lag es bei 9,5 Prozent, gegenüber 10,8 Prozent im Jahr 2020 und 11,5 Prozent etwa im Jahr 2018.
Doch eine Lohnschere fällt in den Daten immer deutlicher auf. Es sind die Ausländer, die teils markant schlechter als ihre Schweizer Pendants bezahlt werden.
Mit 6496 Franken war der Lohn von Schweizer Arbeitnehmern ohne Kaderfunktion deutlich höher als jener von ausländischen Arbeitnehmern.
Sowohl Personen mit B-Ausweisen (5300 Franken) und C-Ausweisen (5787 Franken) als auch jene mit Grenzgänger-Ausweisen (5859 Franken) verdienten also teils über 20 Prozent weniger.
Die Zugezogenen akzeptieren demnach deutlich niedrigere Saläre.
Verantwortung zahlt sich aus
Bei den Arbeitsstellen, die ein hohes Mass an Verantwortung erfordern, fiel der Lohn der ausländischen Arbeitnehmer aber höher aus als jener der Schweizer.
So verdienten beispielsweise Grenzgänger 10 .707 Franken, Personen mit Niederlassungsbewilligung (C-Ausweis) 11.495 Franken und Personen mit Aufenthaltsbewilligung (B-Ausweis) 12 .791 Franken, während sich der Monatslohn der Schweizer Arbeitnehmenden mit hohem Verantwortungsniveau auf 10.476 Franken belief.
19.03.2024/kut.