V-Zug kämpft mit der Welt

V-Zug beim Börsengang an der SIX
Einst ist V-Zug an der Schweizer Börse SIX erfolgreich gestartet. (Bild: PD SIX)

Der Hersteller von hochwertigen Haushaltgeräten V-Zug ist in einer schwierigen Situation. Die Herausforderungen werden grösser.

Eine alte Börsenregel lautet, dass Investoren vorsichtig sein sollen, wenn sich Altaktionäre mittels eines Börsenganges von ihrer Firma verabschieden.

Denn falls die Lage mit dem Unternehmen so rosig ist, wie es die Altaktionäre meist beteuern, dann bräuchten sie ihre Anteilsscheine ja nicht zu verkaufen.

Aktienkurs sinkt

So eine Situation könnte es beim Schweizer Traditionshersteller für Haushaltgeräte V-Zug gegeben haben.

Der Eröffnungspreis an der Schweizer Börse SIX für die V-Zug-Papiere lag zum Börsengang im Juni 2020 bei 72 Franken je Titel. Derzeit dümpelt der Titel unter diesem Wert.

Am heutigen Freitag sackte der Aktienkurs sogar zeitweise auf 69 Franken pro Papier ab.

Umsatz gesunken

Ziel des Unternehmens ist es, mit qualitativ hochstehenden, innovativen Geräten den Alltag der Menschen zu erleichtern.

Als Schweizer Traditionsunternehmen ist V-Zug obendrein sehr darauf bedacht, den Standort Schweiz als Produktionsstandort und Arbeitgeber zu fördern und den Industriestandort Zug zu stärken. Doch funktioniert das wirklich?

Am heutigen Freitag gab das Unternehmen seine neuesten Semesterzahlen bekannt.

Der Umsatz sank in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres um rund 2 Prozent auf nicht mal mehr 300 Millionen Franken.

Hohe Einkaufspreise

Der Gewinn stieg zwar um 14 Prozent auf 4,3 Millionen Franken. Doch die hohe Prozentzahl ist eher den kleinen Werten geschuldet.

Die Gewinnmarge liegt derzeit bloss bei zirka 1,5 Prozent und jeder kleine Windstoss bei Umsatz oder Kosten kann sie komplett wegpusten. Die operative Gewinnmarge liegt auch kaum höher.

In der ersten Jahreshälfte habe es zwar keine Lieferengpässe mehr gegeben, erklärte die Firma weiter zur Situation. Allerdings blieben die Einkaufspreise auf hohem Niveau, hiess es zu den Herausforderungen.

Mit dem starken Schweizerfranken müssten die Einkaufspreise aber eigentlich sinken.

Schwierige Konkurrenzsituation

In was für einer schwierigen Lage die Firma ist, machte unlängst auch Finanzchef Adrian Ineichen klar, als er sagte: «Wir stehen in Konkurrenz zu viel grösseren Unternehmen, die ganz andere Ressourcen zur Verfügung haben».

Um langfristig erfolgreich zu bleiben, sei es für V-Zug unter anderem wichtig, den Umsatzanteil in internationalen Märkten zu erhöhen. Dies ist allerdings ein sehr alter Wunsch des Herstellers von Luxushaushaltgeräten.

Der Umsatz in internationalen Märkten stieg in den ersten sechs Monaten um 13 Prozent auf 60,8 Millionen Franken. Dies zeigt, dass die Zuger Firma rund 20 Prozent im Ausland erwirtschaftet.

Das ist schon ein Erfolg, weil früher die Werte oftmals kaum über einen 5-Prozentanteil hinausgingen.

Schwierige Preiserhöhungen

Doch die Gründe für den Umsatzrückgang zeigen, woran das Unternehmen mit seinen über 2100 Mitarbeitern krankt.

Es sind laut dem Communiqué etwa tiefere Verkaufsvolumen in der Schweiz sowie Preiserhöhungseffekte.

Der Finanzchef erklärte unlängst zudem, dass es ohnehin zwischen neun und zwölf Monate dauere, bis Preiserhöhungen vollständig ihre Wirkung entfalteten.

Aber Luxusprodukte sollte eigentlich preisunempfindlich sein, wie Schweizer Luxusuhren um Rolex, Swatch, Patek Philippe & Co. immer wieder beweisen.

Bessere Konditionen

Und selbst im Heimmarkt Schweiz bekommt V-Zug die ausländische Konkurrenz um Miele, Siemens, Bauknecht, Electrolux & Co. zu spüren.

Bei namhaften Bauprojekten, wie das Meret-Oppenheim-Hochhaus (MOH) von Stararchitekten Herzog & de Meuren in Basel, kam beispielsweise die Firma Bauknecht und nicht V-Zug zum Zug, wie Recherchen von muula.ch ergaben.

Mieter wundern sich, weshalb solch Billigkonkurrenz bei vermeintlichem Luxuswohnen der Vortritt gewährt wird.

Bei dem von Expats beliebten Gebäude müsste V-Zug eigentlich präsent sein, damit ausländische Mieter nach Rückkehr in ihre Heimatländer umgehend Werbung für die Schweizer Qualitätsprodukte machen oder sie für sich selber ordern.

Doch die Eigentümer des MOH, die Schweizerischen Bundesbahnen SBB, pfiffen aber auf Schweizer Produkte und Schweizer Produktion – allein zählten die Gesamtkonditionen und da konnte V-Zug eben nicht einmal im Inland mithalten.

Hypothekarzinsen belasten

«Die verhaltene Marktentwicklung in der Schweiz betrifft insbesondere Neubauten und Renovationen, die je zirka ein Drittel des Geräteumsatzes ausmachen», hiess es am heutigen Freitag zu den Entwicklungen.

Wird da bald Besserung eintreten, wenn das Zinsniveau und damit die Hypothekenzinsen steigen?

Wohl kaum, denn Bauherren müssen höhere Finanzierungskosten tragen und da wird möglicherweise bei der Ausstattung der Neubauten gespart.

Der höhere Anteil des Auslandes am Umsatz darf aber bei V-Zug allerdings nicht dadurch erreicht werden, indem die Einnahmen im Inland sinken.

Obendrein dürfte die Zeiten von flächendeckenden Erneuerungen von Haushaltgeräten erst einmal vorbei sein, denn während der Coronavirus-Pandemie, als die Menschen nicht reisen konnten, investierten nicht wenige in neue Küchen und Bäder ihr Erspartes.

Die flächendeckende Konsumzurückhaltung setzt ja gerade erst ein, was die schwierige Lage von V-Zug besonders unterstreicht.

Weitere Risiken?

Im Halbjahresbericht 2019 des Ankeraktionärs Metall-Zug waren für Haushaltgeräte auch nur rund 280 Millionen Franken an Umsatz ausgewiesen worden. Das Wachstum ist also generell minimal.

Damals belasteten aber sogar eine SAP-Einführung und Sanierungsmassnahmen wegen Bodenbelastungen auf dem Firmengelände das Ergebnis.

«Je nach Realisierung weiterer Bauvorhaben auf diesem Areal können in den kommenden zehn bis zwanzig Jahren weitere Sanierungskosten anfallen», hiess es sogar damals zu weiteren Risiken.

Sparen beim Personal

Um die Profitabilität nunmehr zu verbessern, würden diverse absatzsteigernde und betriebskostensenkende Massnahmen umgesetzt, schrieb das Unternehmen und Langzeitbeobachter der Firma meinen, dass dies eigentlich immer so gewesen sei.

«Es wird kontinuierlich daran gearbeitet, die Beschaffungskosten zu senken, temporäre Arbeitskräfte wurden abgebaut, Vakanzen nur selektiv nachrekrutiert sowie laufende Rekrutierungsaktivitäten wo möglich gestoppt», teilte die Firma zum aktuellen Halbjahresbericht mit.

Projekte würden neu priorisiert und nicht zweckgebundene Ausgaben zurückgefahren, hiess es weiter.

Damit wird wahrscheinlich auch einiges obsolet, was seinerzeit beim Börsengang für eine rosige Zukunft versprochen worden war.

21.07.2023/kut.

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