Hat Credit Suisse den Wert der Schweizer Einheit geschönt?

CS am Zürcher Paradeplatz
Verrichten zumindest Hunde noch ihre Geschäfte am Hauptsitz der Credit Suisse? (Bild: muula.ch)

Die Krisenbank Credit Suisse kommt aus den Schlagzeilen nicht heraus, obwohl sie ja verschwindet. Doch das Drama scheint noch nicht zu Ende.

Die Grossbank Credit Suisse CS soll ihre Schweizer Einheit aufgewertet haben.

Die Bewertung der Tochter, die für das Schweizer Geschäft zuständig ist, sei um mehr als 60 Prozent von 14,5 auf 23,6 Milliarden gestiegen, sagte der bekannte deutsche Ökonom, Martin Hellwig, emeritierter Direktor am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern, der aktuellen Printausgabe der «Wirtschaftswoche».

Tickende Zeitbombe?

«In der Bilanz zum 30. September werfen Neubewertungen Fragen auf», erklärte der Wissenschafter weiter. Auch muula.ch hatte ja bereits mehrere Hiobsbotschaften in diesem Report gefunden.

Das Portal «Inside Paradeplatz» berichtete vor wenigen Tagen ebenfalls von der Aufwertung der Schweiz-Aktivitäten.

Da der Wert von Auslandsbeteiligungen aber gesunken ist, könnten es auch konzerninterne Umschichtungen sein.

Eventuell könnten solche Vorgänge aus der Buchhaltung oder sogar die Abschreibung von Anleihen, die noch zu 100 Prozent in den Büchern stehen, aber möglicherweise im Wert abgeschrieben werden müssten, zu schmerzhaften Verlusten führen, hiess es von dem deutschen Finanzexperten weiter.

Eigenkapital muss rauf

Im Zweifel könnten den Schweizer Steuerzahlern die 9 Milliarden Franken an Garantien, die der Bund abgegeben hat, zur Last fallen, erklärte einer der einst meist-zitiertesten Wirtschaftswissenschafter Deutschlands.

Für ihn steht es ausser Frage, dass Geldhäuser ein Eigenkapital von 20 bis 30 Prozent vorhalten müssen.

«Unter 20 Prozent muss die Bank Kapital aufnehmen», sagte er.

Zwischen 20 und 30 Prozent dürfe sie nicht ausschütten und keine Boni zahlen, erklärte Hellwig seine Vorstellungen von einem neuen Bankensystem. «Über 30 Prozent macht sie, was sie will», sagte er zu notwendigen Eigenkapitalanforderungen.

Aktionäre bevorzugt

Auch die Aktionen der Schweizer Behörden um die CS-Rettungsaktion kritisierte er.

«Wenn die Bank solvent war, wie die Aufsicht behauptet, hätte vielleicht eine grösser Liquiditätshilfe genügt», sagte der Experte.

«Wenn sie nicht solvent war, ist nicht klar, warum Aktionäre überhaupt noch etwas bekommen haben», betonte Hellwig.

Noch weniger sei in diesem Zusammenhang klar, weshalb die besser behandelt wurden als Gläubiger bestimmter nachrangiger Anleihen.

1000 Seiten an Geschäftsbericht

«Bei diesen war zwar die Möglichkeit einer Herabsetzung vertraglich vorgesehen, aber von einer Schlechterstellung gegenüber Aktionären, wie jetzt dekretiert, war nicht die Rede», schildert der namhafte Wirtschaftswissenhaschafter das Problem für die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma, welche die Abschreibung der Bonds angeordnet hatte.

Ausreizen der Möglichkeiten in der Buchhaltung oder eine nützliche Interpretation von Regeln – früher oder später kommt bei der Krisenbank CS alles heraus. Vielleicht erst, wenn die UBS ihre üblichen fast 1000 Seiten an Geschäftsbericht publiziert.

2403.2023/kut.

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