Die Credit Suisse ist wegen einer Milliardenabschreibung in den USA untergegangen. Dies zeigt der Halbjahresabschluss des Konzerns deutlich.
Geschichten über den Untergang der Krisenbank Credit Suisse (CS) gibt es viele, doch nur eine davon ist korrekt.
Die US-Tochter der Schweizer Grossbank hatte im Februar 2023 einen Milliardenverlust von 9 Milliarden Dollar für das Geschäftsjahr 2022 an die US-Behörden gemeldet und damit den Schlachtplan von den Amerikanern zusammen mit der Schweizer Finanzministerin Karin Keller-Sutter ausgelöst.
Schweizer Einheit half
Die Hauptursache für den Milliardenverlust in den US-Geschäften war ein Milliarden-Goodwill-Abschreiber, wie muula.ch unlängst exklusiv berichtete.
Dies erklärt auch, warum der letzte Verwaltungsratspräsident der CS, Axel Lehmann, in der kritischen Phase die auf Konkursrecht spezialisierte US-Anwaltskanzlei Sullivan & Cromwell beizog.
Die US-Wertberichtigung betrug 5 Milliarden Dollar und schlug sich aber auf die CS-Konzernebene noch nicht nieder, weil dort gute Geschäfte, wie jene in der Schweizer Einheit, einen Ausgleich boten.
Das bedeutet, diese Milliardenverluste kämen eigentlich noch auf den Rekordverlust der CS-Gruppe im Jahr 2022 von 7,3 Milliarden Franken noch obendrauf.
Vermögensverwaltung betroffen
Am heutigen Freitag gab die CS nun ihren Halbjahresbericht 2023 bekannt und siehe da, die Goodwill-Abschreibung aus den USA zieht sich nunmehr auch auf den Konzern durch.
Es wurden nunmehr 2,346 Milliarden Franken schon mal an Goodwill wertberichtigt, wobei 1,3 Milliarden Franken auf das Wealth Management und 1,051 Milliarden Franken auf das Asset Management entfielen.
Aktivierte Software entfernt
Die Abschreibung der AT-1-Bonds von 16 Milliarden Franken durch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma, die am Kapitalmarkt einen Proteststurm und für die Schweiz zahlreiche Rechtsklagen ausgelöst hat, hilft der CS allerdings stark, um Stück-für-Stück die Luft bei solchen Wertberichtigungen aus den USA herauszulassen, ohne einen Milliardenverlust ausweisen zu müssen.
Allein für selbsterstellte Software, welche die CS nun in ihren Büchern berichtigte, gingen 1,836 Milliarden Franken drauf.
Die CS warnte derweil über weitere Abschreibungen in Zukunft, weil diese mit dem Managemententscheid des neuen CS-Mutterhauses, die Schweizer Einheit der CS in die UBS zu integrieren, nötig werden könnten.
Weiterer Verlust in Übersee
Schaut man nochmal in die USA, wo der CS-Untergang seinen Anfang nahm, so wird im Halbjahresabschluss 2023 der US-Tochter sichtbar, dass die Abschreibungen von Goodwill, wie auf fehlgeschlagene Akquisitionen zurückzuführen sind, langsam ihrem Ende entgegengehen.
Laut dem Semesterreport an das «Board of Governors of the Federal Reserve System» lagen die Goodwill-Abschreibungen, die im ersten Halbjahr 2023 nur noch bei 222 Millionen Dollar.
Die Credit Suisse Holdings (USA) machte allerdings im ersten Halbjahr noch einen Verlust in Höhe von 1,1 Milliarden Dollar und schmälerte ihr Eigenkapital damit weiter.
Notrecht brauchte «Story»
Zum Untergang der CS gibt es viele Märchen. Eines davon ist, dass ein «Bankrun» an einem Wochenende ohne jeglichen Zahlungsverkehr die finale Krise verursacht habe.
Vielmehr wurde der «Bankrun» von den Behörden herbeigeführt, sodass sie die Fusion der CS mit der Konkurrentin UBS per Notrecht und ohne Mitspracherechte der Aktionäre über die Bühne bringen konnten.
Alle Kunden, die ihr Geld bei der Krisenbank CS abziehen wollten, hatten dies bei der monatelang geplagten Skandalbank doch ohnehin schon längst getan.
Keller-Sutter eilt zu Hilfe
Ausgangspunkt der palliativen Phase der CS war ein Mega-Goodwill-Abschreiber von 5 Milliarden Dollar in den USA. Dieser machte die US-Behörden vor dem Hintergrund der Bankenkrisen in ihrem Land nervös und sie suchten eine Lösung.
Doch dann eilte ihnen die Schweizer Finanzministerin Keller-Sutter mit vorauseilendem Gehorsam zur Seite und räumte das «Problem CS» beiseite.
29.09.2023/kut.