Gab es Insiderhandel bei Idorsia?

Die Baselbieter Biotechfirma Idorsia erhält langersehntes Geld aus den USA. Nutzten Investoren die Informationen darüber vorab aus?

Das in Allschwil BL domizilierte Biotechunternehmen Idorsia hat die Rechte an zwei Produkten an die US-Firma Viatris verkauft.

Dafür erhält Idorsia einen Vorschuss von 350 Millionen Dollar, wie es am Mittwoch in einer Medieninformation hiess.

Cleverer Verkauf

Damit kam der langersehnte Geldregen zu dem Unternehmen, das seit geraumer Zeit in Geldnöten ist, weil für Forschung zunächst viel Bares ausgegeben werden muss.

Die Gründer des Start-ups Jean-Paul und Martine Clozel, die beide aus Frankreich stammen, haben bereits die Firma Actelion gegründet und für 30 Milliarden Dollar an Johnson & Johnson verkauft.

Die Forschungsprojekte hielten sie zurück und gründeten ebenfalls in Allschwil die Firma Idorsia.

Schlafmittel als Hoffnungsträger

Bei Biotechfirmen ist es jedoch so, dass sie kaum Einnahmen erzielen, aber laufend Kosten für die Forschung anfallen und so häuften sich bei Idorsia die Verluste an. Gleichzeitig hofften die Clozels auf den Durchbruch in der Entwicklung, denn die Mediziner wollten beim Verkauf von Actelion die hoffnungsvollen Projekte quasi retten, weil sie Johnson & Johnson sicher eingestellt hätte.

Idorsia kümmerte sich mit 900 einstigen Actelion-Mitarbeitern um die Weiterentwicklung von Medikamenten um Schlaflosigkeit und Bluthochdruck beziehungsweise Herzinfarkte.

Der Hauptsitz wurde gleich neben Actelion eingerichtet, also in der Basler Vorortgemeinde Allschwil, damit sich für die Belegschaft möglichst wenig änderte. Das Hauptprodukt, das Schlafmittel Quviviq, stammt ursprünglich aus den Laboren von Actelion.

Sprung am 23. Februar

Der Aktienkurs ging aber immer weiter in die Knie, weil die Verluste höher und höher wurden. Kapitalerhöhungen kamen so kaum noch infrage, weil es die Bewertung noch weiter nach unten getrieben hätte.

Die Suche von strategischen Investoren gelang nicht und die Geldnöte wurden grösser – im Jahr 2020 lag der Preis für eine Idorsia-Aktie noch bei über 30 Franken je Titel. Bis zum 23. Februar 2024 dümpelten die Papiere bei 1.60 Franken je Aktie herum.

Dann ging es allerdings schlagartig um über 30 Prozent und dann nochmal 40 Prozent nach oben, was klar ein Indikator für Hoffnung ist.

Durchbruch sorgt für Euphorie

Am 26. Februar erreichten die Idorsia-Papiere um 9:30 Uhr einen Preis von 3.27 Franken je Titel. Dann ging der Aktienkurs wieder etwas zurück. Und am 28. Februar stiegen die Papiere mit Bekanntgabe der neuen Gelder für den Verkauf zweier Forschungsprojekte auf 3.55 Franken je Aktie.

Screenshot Aktienkurs von Idorsia
Die Entwicklungen des Aktienkurses von Idorsia (Bild: muula.ch)

Insgesamt haben sich die Papiere in den vergangenen Tagen um 75 Prozent erhöht. Doch warum stiegen die Idorsia-Aktien vor Bekanntgabe der neuen Finanzierung?

Diese Frage, die auf mögliche Insidergeschäfte hindeutet, stellte muula.ch auch mehrfach dem Baselbieter Biotechunternehmen. Jedoch wollte weder Investor Relations noch die Medienstelle dazu eine Antwort geben.

Schweigen im Walde

Die für solche Fälle zuständige Swiss Exchange Regulation SER an der Schweizer Börse SIX können Investoren da auch vergessen, denn die Aufsichtsstelle sagt zu den auffälligen Kursentwicklungen nichts, wie muula.ch bereits mehrfach berichtete. Es müsste da erst eine Untersuchung eröffnet werden. Doch das Erbringen von Nachweisen ist schwer.

Es soll an dieser Stelle auch nicht spekuliert werden, ob die drei Kinder der Clozels statt mit Lego oder Puppen lieber mit Aktien spielen.

Dass der Aktienkurs zwei Tage vor Bekanntgabe eines rettenden Deals um über 100 Prozent zulegt, scheint jedoch alles andere als normal.

29.02.2024/kut.

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