Der Trend zu privaten Einrichtungen bei Alters- und Pflegeheimen setzt sich fort. Daten zu dem Milliardenmarkt verraten aber noch viel mehr.
Der Markt ist gigantisch und immer mehr privatwirtschaftliche Firmen springen auf ihn an.
Die Rede ist von Alters- und Pflegeheimen, die im Jahr 2022 rund 100.000 Personen beschäftigten und 11 Milliarden Franken an Gesamtkosten verursachten.
Leiharbeiter und Energie
Das sind zwar 2,6 Prozent mehr als die Kosten des Jahres 2021, wie das Bundesamt für Statistik BFS am heutigen Freitag bekanntgab.
Den grössten Anstieg verzeichneten dabei die Honorare für Temporär- und Leihpersonal, die sich um 44 Prozent auf 164,3 Millionen Franken erhöhten. Aufwendungen für Energie und Wasser lagen mit einem Plus von 39 Prozent auf 6,4 Millionen Franken an zweiter Stelle der Kostensteigerungen.
Die Lohnsumme für das qualifizierte Pflegepersonal blieb zwischen 2021 und 2022 unverändert bei 2,27 Milliarden Franken, während jene für das Assistenzpersonal um 2,9 Prozent auf 1,64 Milliarden Franken zunahm.
Ohne Subventionen und Garantien
Der Trend zur Privatisierung der Alters- und Pflegeheime setzte sich im Jahr 2022 fort; nahezu die Hälfte dieser Einrichtungen sind nunmehr schon privat.
Der Anteil erhöhte sich laut dem BFS um 1,7 Prozentpunkte auf 47,3 Prozent, was 1485 Einrichtungen entsprach, die weder eine Subventionsgarantie für die Betriebskosten noch eine Defizitgarantie der öffentlichen Hand hatten. Es wird also unternehmerisch agiert.
Die am stärksten verbreitete Rechtsform ist mit 29,4 Prozent die Stiftung, gefolgt von der Aktiengesellschaft, die auf rund 24,8 Prozent kam.
Agieren in eigenen vier Wänden
Die gleiche Entwicklung hin zum Privaten ist auch im Bereich der Hilfe und Pflege zu Hause zu beobachten, wo der starke Anstieg der erbrachten Leistungen mit der zunehmenden Verbreitung von gewinnorientierten Unternehmen einhergeht.
Zwischen 2021 und 2022 nahm die Zahl der gewinnorientierten Unternehmen mit 8,6 Prozent deutlich stärker zu als jene der gemeinnützigen und öffentlich-rechtlichen Unternehmen, die sich nur um 0,2 Prozent erhöhte.
Letzte Lebensphase
Zwischen 2021 und 2022 erhöhte sich aber auch das durchschnittliche Alter beim Eintritt in ein Alters- und Pflegeheim bei den Männern um 7 Monate und lag bei 81,7 Jahren.
Bei den Frauen verzögerte sich der Eintritt in eine Pflegeeinrichtung um 4 Monate hinaus und lag bei einem Alter von 84,3 Jahren.
Die Daten des BFS zeigen somit eindrücklich, dass der Schritt zu einer Alterseinrichtung in der Schweiz sehr spät im Leben der Menschen erfolgt.
Nahezu ein Drittel der 37.183 Personen in solchen Einrichtungen war älter als 90 Jahre, 2161 Personen waren sogar hundertjährig oder älter.
Die Dauer der Langzeitaufenthalte lag im Durchschnitt bei 2,3 Jahren, wobei es bei knapp der Hälfte der Fälle weniger als ein Jahr war und in der Mehrzahl mit dem Tod endete.
Die Grafiken verdeutlichen, dass aber trotz des hohen Alters nur ein kleiner Prozentsatz der Unterstützung bedarf.
Viele Rechnungen
Im Gegensatz zu den Alters- und Pflegeheimen sind die Hilfe und Pflege zu Hause, also Spitex-Dienstleistungen, weitergewachsen. In diesem Sektor stieg die Beschäftigung in Vollzeitstellen um 3,3 Prozent auf 28.056 Beschäftigte.
Die gewinnorientierten Unternehmen hätten ihre Aktivität dabei stark ausgeweitet, wie das BFS diesbezüglich schrieb. Die Zahl der von ihnen in Rechnung gestellten Spitex-Pflegeleistungen nahm 2022 um 13,6 Prozent auf 6,2 Millionen Stunden zu.
Bei den gemeinnützigen und öffentlich-rechtlichen Unternehmen belief sich das Plus dagegen um 1,3 Prozent auf 14,0 Millionen fakturierten Stunden und bei den selbstständigen Pflegefachpersonen um 6,7 Prozent auf 1,4 Millionen Stunden.
Insgesamt erbrachten die Spitex-Dienste Leistungen für 458.600 Personen, was einem Plus von 4 Prozent entsprach. Die Kosten stiegen um 4,7 Prozent auf 3,1 Milliarden Franken.
10.11.2023/kut.