Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma hat mögliche Lügen des Managements der Credit Suisse unter die Lupe genommen. Dabei zeigt sich, was der zahnlose Tiger als Regulator taugt.
Die Credit Suisse (CS) hat die Öffentlichkeit durch Aussagen ihres Verwaltungsratspräsidenten Axel Lehmann quasi in die Irre geführt und die Schweizer Aufsichtsbehörde macht doch nichts.
Die Geldabflüsse aus der kriselnden Grossbank seien im Wesentlichen gestoppt, hatte der VRP gegenüber Medien ausgeführt, obwohl die Zahlen später zeigten, dass dies so nicht korrekt gewesen ist.
Keine Anhaltspunkte
Doch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma drückt beide Augen zu und macht in dem Fall nichts.
«Die Finma hat abgeklärt, ob durch die Aussagen Anhaltspunkte für eine Verletzung des Finanzmarktrechts vorliegen, die im Rahmen eines aufsichtsrechtlichen Verfahrens zu klären sind», erklärte der Regulator am Freitagabend in einer Medieninformation.
Die Bank selbst gab es ebenfalls in einem Communiqué bekannt.
Geschickter Zeitpunkt
Doch die Aufsichtsbeamten sehen nach Abschluss ihrer Abklärungen keinen ausreichenden Anlass, ein aufsichtsrechtliches Verfahren zu eröffnen, hiess es weiter.
Auch der Zeitpunkt der Publikation verrät, dass die Aufsichtsbehörde die Angelegenheit eher herunterspielen will.
Medienmitteilungen am Freitagabend finden nämlich meist weniger Beachtung, da viele Journalisten bereits ins Wochenende verschwunden und die Samstags- sowie Sonntagszeitungen schon gedruckt sind.
Am Montag schaut dann niemand mehr, was am Freitagabend noch an Medienmitteilungen in die Redaktionen geflattert ist und das unangenehme Thema ist erledigt.
Keine Nachfragen erlaubt
Die Finma habe der Bank aber ihre klaren Erwartungen in Bezug auf ihre künftige Kommunikation mitgeteilt, schrieb die Finanzmarktaufsicht weiter. Was auch immer dies bedeuten mag, die Öffentlichkeit bleibt da im Dunkeln zu dieser Angelegenheit.
Um weiteren Nachfragen vorzubeugen, teilte die Aufsichtsbehörde der Schweiz, die das ganze Desaster um die Grossbanken letztlich zu verantworten hat, mit, dass sie sich «zu keinen weiteren Einzelheiten der Abklärungen oder ihrer Aufsichtstätigkeit» äussere.
Dies zeigt eigentlich bloss, wie viel Angst der Regulator vor Nachfragen hat.
Versagen der Kontrollfunktion
Die Finma versagt praktisch ständig in ihrer Aufsichtstätigkeit, wie auch muula.ch bereits berichtete.
Und die Grossbank UBS musste auch erst vom Volk vor dem Bankrott in der jüngsten Finanzkrise mit dutzenden von Milliarden gerettet werden. Die Aufsicht hatte genau wie die UBS selbst die Risiken nicht richtig eingeschätzt und ihre Kontrolltätigkeit hatte komplett versagt.
Finma reguliert Krypto zu Tode
Nun ist die andere Grossbank in der Krise, und es zeigt sich, dass die Aufsichtsbehörde immer bloss im Nachhinein die Scherben aufkehrt und nicht, wie vom Gesetz gefordert, eine vorausschauende Finanzmarktregulierung zum Schutz der Gläubiger fährt.
Derweil verfolgen die Beamten aber mit harten Methoden etwa den Krypto-Pionier Dadvan Yousuf, der seine Hotelrechnungen nicht mehr bezahlen kann, weil die Finma sein Vermögen blockiert, wie das Portal «Inside Paradeplatz» unlängst vermeldete.
Doch bei den Grossbanken greift der Schweizer Regulator offenbar überhaupt nicht hart genug durch.
Angst vor SEC
Wie viel Angst die Grossbanken dagegen vor der amerikanischen Börsenaufsicht SEC haben, zeigte die kriselnde Grossbank CS selbst diese Woche.
Einfache Anfragen zu Vorfällen führten diese Woche dazu, dass das Geldhaus die lange geplante Publikation ihres Jahresberichtes einfach in einer Nacht-und-Nebel-Aktion auf unbestimmte Zeit verschob, wie auch muula.ch berichtete.
Die Amerikaner fackeln nämlich nicht lange und ziehen gegebenenfalls auch das Topmanagement einer Firma persönlich zur Verantwortung. Das harte Durchgreifen der US-Behörden bei der Silicon Valley Bank, die in den USA in eine Krise geraten ist, zeigt, wie es geht.
Die Finma hat dagegen oft wenig Handhabe gegenüber den beaufsichtigten Instituten und wird deshalb manchmal als zahnloser Tiger bezeichnet.
Interessen der Gläubiger?
Der Aktienkurs der CS ist nunmehr bereits auf neueste Tiefststände gefallen. Am Freitag erreichten die Titel 2,42 Franken je Aktie, was einen neuen Negativrekord darstellt.
Die Finma hat im Prinzip die Credit Suisse schon auf dem Gewissen. Eigentlich sollte der Schweizer Regulator ja die Interessen der Gläubiger vertreten. Selbst jene, die der CS erst vor kurzem neues Kapital zur Verfügung gestellt haben, sind mit diesen Aktienkursen schon deutlich in der Verlustzone.
Aber wahrscheinlich ist es bloss noch eine Frage der Zeit, bis die Schweizer Aufsicht die Krisenbank zumindest temporär unter eigener Verwaltung in ruhigere Fahrwasser bringt.
10.03.2023/kut.