Familie Wanner brockt der NZZ einen Megaverlust ein

Die «NZZ» ist das Flagschiff der NZZ-Mediengruppe. (Bild: PD)

Die NZZ-Gruppe hat im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Megaverlust von 166 Millionen Franken verzeichnet. Schuld habe die Rechnungslegung.

Die Dimensionen sind so gigantisch, dass man sie kaum glauben mag.

Ein ausserordentlicher Aufwand von 192,4 Millionen Franken beim Goodwill ergebe sich mit dem Übergang der Kontrolle von CH Media an den Mitaktionär AZ Medien im Zusammenhang mit der Neuordnung der Beteiligungsverhältnisse, teilte die NZZ-Mediengruppe am heutigen Mittwoch verklausuliert mit.

Gewinnanteil 11,7 Millionen

Im Geschäftsjahr 2022 erzielte CH Media, an der die NZZ-Gruppe zu 50 Prozent beteiligt war, einen Umsatz von 430,2 Millionen Franken sowie einen Gewinn von 20,7 Millionen Franken. Das Joint-Venture weise damit ein Ergebnis aus, das zwar deutlich unter Vorjahr liege, hiess es weiter. Doch laut der Medieninformation darf dies noch als solide bezeichnet werden.

Der 50-Prozent-Ergebnisanteil, der in die Konzernrechnung 2022 des Unternehmens NZZ fliesst, belaufe sich auf 11,7 Millionen Franken, hiess es weiter. 

Knifflige Regelungen

Mit dem Teilverkauf von 15 Prozent des Aktienkapitals übergibt die NZZ aber die Führung des Unternehmens an die Familie Wanner als Eigentümerin der AZ Medien. Die NZZ behalte allerdings einen strategischen Anteil an CH Media, schrieb die Gruppe im Geschäftsbericht 2022.

Diese Transaktion mit den Wanners ist auch der Grund für den Mega-Verlust, denn nach Swiss GAAP FER wird Goodwill bei Unternehmenserwerben zunächst direkt im Eigenkapital verrechnet.

Management geschlafen?

Die Vorschriften verlangen dann allerdings im Umkehrfall, das heisst beim Übergang der Kontrolle einer Beteiligung, wie nun zwischen NZZ und AZ Medien bei CH Media geschehen, dass die seinerzeit im Eigenkapital verrechneten Goodwills wieder dem Eigenkapital zuzuschreiben und gleichzeitig der Erfolgsrechnung in Form von Aufwand zu belasten.

Diese Vorschriften führen dementsprechend zu dem erwähnten ausserordentlichen Aufwand von 192,4 Millionen Franken und zum ausgewiesenen Verlust.

Die Regeln sind nun mal so und das hätte das Management eigentlich wissen müssen. Die NZZ realisiert den Goodwill-Abschreiber genau in diesem Moment.

Digital mit Zuwachs

Operativ lief es für das Medienhaus aber nicht schlecht.

Das Unternehmen NZZ erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 247,1 Millionen Franken, was einer Steigerung um 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Die Zahl der Abonnenten erhöhte sich um 2 Prozent, wobei das Wachstum primär aus dem Digitalgeschäft stammt. So stieg die Zahl der digitalen Abonnenten 2022 um 12,5 Prozent.

Alle Segmente erwirtschafteten einen operativen Gewinn auf Stufe Ebit von 30,2 Millionen Franken, welcher rund 25 Prozent über Vorjahr lag. Der Konzerngewinn ohne den ganzen Beteiligungstausch betrug 26,0 Millionen Franken beziehungsweise 14 Prozent über Vorjahr.

2023 wird schwierig

Die überdurchschnittlich hohen Energie- und Papierpreise und die anhaltenden Unsicherheiten liessen aber ein schwieriges Jahr 2023 erwarten, führte die NZZ weiter aus.

Insbesondere im Werbemarkt sei mit zusätzlicher Volatilität zu rechnen.

Die Teuerung und der weiterhin strukturell bedingte Negativtrend im Bereich der Printmedien dürften den Margendruck zusätzlich verstärken.

2023 wird das Newsportal watson.ch in die Konzernstrukturen von CH Media integriert und die NZZ-Gruppe profitiert dabei mit ihrem strategischen Anteil an der Gruppe.

Dividende trotz Verlust

Aufgrund des guten Konzernergebnisses aus ordentlicher Geschäftstätigkeit beantragt der Verwaltungsrat der NZZ der Generalversammlung eine ordentliche Dividende von 200 Franken. Zusätzlich soll es aber eine Sonderdividende aufgrund der Neuordnung der Beteiligungsverhältnisse an CH Media von 400 Franken pro Aktie geben. Im Prinzip wird der generierte Wert des Joint-Ventures an die Aktionäre ausgeschüttet.

An der Generalversammlung vom 15. April 2023 kommt es obendrein zum angekündigten Wechsel im Verwaltungsratspräsidium.

Prägender Jahresfehlbetrag

Nach zehn Jahren als Verwaltungsratspräsident wird Etienne Jornod infolge des Erreichens der statutarischen Altersgrenze von seinem Amt zurücktreten.

Jornod habe die Entwicklung des Unternehmens NZZ in den letzten zehn Jahren entscheidend geprägt, teilte die Mediengruppe im Communiqué weiter mit.

Irgendwie passt der nun realisierte Mega-Verlust in genau dieses Bild.

Von grossen Managementleistungen, wie dem Exkurs nach Österreich, ist nicht viel geblieben.

15.03.2023/kut.

Familie Wanner brockt der NZZ einen Megaverlust ein

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