Die Graubündner Kantonalbank ist wegen der Benko-Investitionen unter Druck. Ein Bericht von EY sollte Erlösung bringen, doch dies geht schief.
Manchmal kann man gar nicht fassen, für wie naiv manche Manager die Öffentlichkeit halten.
Ein aktuelles Beispiel ist die «unabhängige» Untersuchung der Wirtschaftsprüfung EY bei der Graubündner Kantonalbank GKB zu den Investitionen in das zerfallende Immobilienimperium von René Benko.
Nur positive Einschätzungen
«Unabhängige Prüfung bestätigt Ordnungsmässigkeit der Kreditvergaben», titelte das Bündner Geldhaus in einer Medieninformation am heutigen Donnerstag.
Der Prüfungsbericht bestätige die Ordnungsmässigkeit der Kreditvergaben und stufe die Kreditpolitik der Bank als konservativ sowie das Kreditbuch als gesund ein, hiess es.
Der Bericht halte zudem fest, dass sich die Rolle des Bankpräsidenten Peter Fanconi lediglich auf die Herstellung des Geschäftskontaktes beschränkte und er nicht in den Kreditbewilligungsprozessen involviert gewesen sei, freute sich die GKB.
Bericht bleibt geheim
Die Prüfung zeige weiter, dass trotz privater Investments des Bankpräsidenten keine Vorteilsnahme und keine Interessenkonflikte erkennbar seien sowie sämtliche Melde- und Offenlegungspflichten durch den Bankpräsidenten eingehalten worden seien.
Die GKB hält den vollständigen Bericht aber unter Verschluss, was schon mal ein schlechtes Zeichen ist.
Doch selbst, wer in die Zusammenfassung schaut, traut seinen Augen kaum, denn von einer unabhängigen Untersuchung kann dabei wohl kaum keine Rede sein.
Zusatzgeld für Gutachten
Erstens ist EY nicht vollständig unabhängig, weil die Firma gleichzeitig auch der Abschlussprüfer der Bank ist, wie muula.ch bereits über die Untersuchung berichtete.
Eigentlich hätte der Wirtschaftsprüfer eine solche Zusatzuntersuchung da auch besser abgelehnt.
Spannend dürfte in diesem Zusammenhang der Preis sein, welche die GKB für das Gutachten an EY bezahlt hat.
Nur auf Bankinfos gestützt
Zweitens liefert EY das Hauptargument gleich selbst, weshalb die Untersuchung nur ein Feigenblatt darstellt.
«Wir haben keine forensischen Untersuchungen durchgeführt und uns auf die zur Verfügung gestellten und angefragten Unterlagen abgestützt», steht in der Zusammenfassung EY.
Damit wird klar, dass EY auch nichts finden konnte, denn die Bank wird sicher kaum Anhaltspunkte liefern und sich selbst belasten. Eigene Recherchen stellte EY also nicht an.
Sicherheit an Bahnhofstrasse
Die GKB hat laut dem Bericht zwei Kredite an Gesellschaften der Signa-Gruppe um den gescheiterten Immobilienmogul Benko vergeben. Im Januar 2021 beteiligte sich die GKB mit 60 Millionen Franken an einem grundpfandbesicherten Konsortialkredit.
Das Konsortium wird von einer Schweizer Grossbank angeführt und als Sicherheit dient eine erstklassige Liegenschaft an der Zürcher Bahnhofstrasse.
Ausserdem gewährte die Graubündner Staatsbank im Oktober 2021 einer weiteren Signa-Gesellschaft einen Kredit über 3 Millionen Euro im Rahmen eines unbesicherten Schuldscheindarlehens.
Bis zum heutigen Zeitpunkt sei der Konsortialkredit ordentlich bedient und sämtliche Zinsen und Amortisationen fristgerecht bezahlt worden, hiess es.
Millionen bereits abgeschrieben
Das Engagement beträgt derzeit noch 58,3 Millionen Franken.
Das Schuldscheindarlehen wurde hingegen aufgrund der Insolvenz der Kreditnehmerin im Oktober 2023 komplett wertberichtigt, erklärte Treuhänder EY, der diese Angaben aber auch gleichzeitig im Jahresabschluss testierte.
Und dann schränkt EY aber seine Aussagen auch gleich selbst stark ein und hält sich quasi ein Hintertürchen für die Untersuchung offen.
Grosse Einschränkung erwähnt
«Die Mitglieder des Bankrats waren im Kreditbewilligungsprozess nicht involviert, und es gibt aufgrund der vorliegenden Unterlagen auch keine Hinweise, dass der Präsident des Bankrats beziehungsweise der Bankrat auf die Entscheide Einfluss genommen hat», erklärte der Auditor.
Die Worte «aufgrund der vorliegenden Unterlagen» sind eine grosse Einschränkung. Falls neue Informationen auftauchen, ist EY schön aus dem Schneider.
Welches Risiko die Wirtschaftsprüfung EY für den Finanzplatz Schweiz mittlerweile ohnehin darstellt, haben Recherchen von muula.ch ergeben.
Es ist neben der Monsterbank UBS das wohl grösste Klumpenrisiko des Landes.
Und diesen Umstand entschärfen solche «unabhängigen Untersuchungen» auch nicht.
18.04.2024/kut.