Ein einziger Tag am Schweizer Zoll zeigt, was sich an den Landesgrenzen so alles abspielt. Neben den Einnahmen des Bundes geht es um Fleisch- und Tabakschmuggel sowie um Erektionsförderer.
Jeden Tag überqueren rund 2,2 Millionen Personen, 1,1 Millionen Fahrzeuge und zirka 21.000 Lastwagen die Schweizer Grenze.
Hinzu kommen Tausende Tonnen an Waren aus der ganzen Welt, die in die Schweiz importiert werden, sie durchqueren und der Export von Schweizer Produkten ins Ausland.
Mehr Einnahmen
Dabei können die Beamtinnen und Beamten des Bundesamtes für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) Tag für Tag so Einiges erleben, wie aus dem jüngsten Jahresbericht 2022 hervorgeht, der am heutigen Donnerstag der Öffentlichkeit präsentiert wurde.
Demnach generieren die Zollbeamten täglich rund 66,6 Millionen Franken an Einnahmen. In einem ganzen Jahr ergibt dies 24,3 Milliarden Franken für den Bund.
Das war eine Steigerung um 0,8 Milliarden Franken beziehungsweise um +3,4 Prozent gegenüber dem Jahr 2021 und war hauptsächlich auf Zusatzeinnahmen bei der Mehrwertsteuer zurückzuführen.
Mangelhafte Lastwagen
Doch neben Geldeinnahmen für den Staat stossen die Grenzwächter noch auf allerlei andere Dinge. So finden sie im Schnitt 118 gefälschte Produkte jeden Tag.
Zudem kommen 58 zur Fahndung oder Verhaftung ausgeschriebene Personen nicht an den Sicherheitsbeamten vorbei. Aber auch 5 gefälschte Ausweise, 10 verbotene Waffen und rund 3 kg an Drogen geraten ihnen jeden Tag in die Hände.
Dabei registrieren sie 143 rechtswidrige Aufenthalte, 21 Medikamenten- oder Doping-Sendungen und monieren 29 mangelhafte Lastwagen.
Weniger Marihuana
Interessant ist auch, dass im vergangenen Jahr rund fünfmal mehr Kokain als im Jahr 2021 sichergestellt wurde.
Statt 90 Kilogramm fanden die Zöllner 568 Kilogramm. Bei Marihuana ging die aufgedeckten Einfuhren dagegen um fast 40 Prozent auf 476 Kilogramm zurück.
Die Anzahl der gefundenen illegalen Sendungen von Medikamenten und Dopingmittel ging 2022 zwar um rund 30 Prozent auf rund 7800 zurück.
Osteuropa top
Interessanterweise waren 80 Prozent der beschlagnahmten Medikamente aber Erektionsförderer, also Pillen, wie Viagra & Co.
Schlaf- und Beruhigungsmittel kamen auf 6 Prozent und Hormone auf 5 Prozent.
Die Herkunft dieser Sendungen war zu 34 Prozent aus Osteuropa, zu 27 Prozent aus Asien (ohne Indien), zu 26 Prozent aus Westeuropa und zu 9 Prozent aus Indien.
Verbotene Pflanzen
Das BAZG hat zudem 4873 Sendungen mit verbotenen Pflanzen, Früchten, Gemüse, Schnittblumen, Schnittgrün oder Samen aus Drittländern, also ausserhalb der EU und EFTA, festgestellt.
Insgesamt wurden 43.098 gefälschte Markenartikel aus dem Verkehr gezogen; 37.664 Fälschungen im Handelswaren- und 5434 Fälschungen im Reiseverkehr.
Bei den Handelswaren kamen 33,7 Prozent an Fälschungen bei Taschen und Portemonnaies vor.
Kleider, Mützen, Schals und Gürtel wurden zu 28 Prozent gefälscht. Schuhe fielen zu rund 20 Prozent bei den Fälschungen auf. Uhren, Schmuck und Brillen kamen «bloss» auf einen Anteil von 14 Prozent.
Gefälschte Taschen
Im Reiseverkehr war das Bild deutlich anders. Hierbei gingen mit 47 Prozent fast die Hälfte der Fälle auf Fälschungen bei Taschen und Portemonnaies zurück. Kleider, Mützen, Schals und Gürtel wurden zu 29 Prozent gefälscht. Und Uhren, Schmuck und Brillen kamen auf einen Wert von 17 Prozent.
Auffällig war noch eine weitere Entwicklung. Im Jahr 2022 sank der Tabakschmuggel fast um die Hälfte auf 11,4 Tonnen.
Und beim Fleischschmuggel gingen den Zöllnern rund 20 Prozent weniger, nämlich rund 120,4 Tonnen, ins Netz. Vielleicht hat sich das Reiseverhalten der Menschen nach der Coronavirus-Pandemie geändert, sodass nicht mehr so viel geschmuggelt oder weniger festgestellt wurde.
Einfuhren steigen
Die Exporte erhöhten sich um rund 10 Prozent auf 383,7 Milliarden Franken. Die Importe legten um rund 15 Prozent auf 340,4 Milliarden Franken zu.
Der Exportüberschuss in der Handelsbilanz sank damit um 15 Prozent auf 43,3 Milliarden Franken.
Wichtigstes Ausfuhr- und Einfuhrland für die Schweiz ist Deutschland. Rund 51 Milliarden Franken exportierte die Schweiz dorthin und 67 Milliarden Franken kamen von Deutschland in die Schweiz.
Besser als China und USA
Bei den Importen zeigt sich, dass Deutschland auf einen Wert kommt, wie China und die USA zusammen. Bei den Exporten kommt Deutschland auf ungefähr die Hälfte, was China und die USA abnehmen.
Die Mitgliedstaaten der EU sind aber die mit Abstand wichtigsten Abnehmer von Produkten aus der Schweiz.
Technischer Fortschritt kommt
Die Digitalisierung macht auch vor dem Schweizer Zoll keinen Halt. Die im Rahmen des Transformationsprogramms DaziT entwickelten digitalen Dienste hätten 2022 ein starkes Wachstum verzeichnet, hiess es in einem Communiqué zum Jahresbericht.
Im Handelswarenverkehr wurde demnach die App «Activ», die einen Grenzübertritt ohne Anhalten ermöglicht, deutlich mehr genutzt. Die Zahl der per App vorgenommenen und automatisch an der Grenze aktivierten Zollanmeldungen habe sich gegenüber 2021 mit rund 50.360 verdreifacht.
Im Reiseverkehr nahmen die Zollanmeldungen durch Reisende mit der App «QuickZoll» um fast 70 Prozent auf 53.453 sowie der Umsatz daraus um rund 80 Prozent auf 5,1 Millionen Franken kräftig zu.
Es wird also trotz Digitalisierung nie langweilig am Zoll.
09.03.2023/kut.