SNB macht die Notwendigkeit von Bargeld klar

Das Schweizer Bargeld wird laut der SNB so schnell nicht verschwinden. (Bild: Günter / pixabay)

Die Nutzung von Bargeld ist zwar rückläufig. Doch Münzen und Noten haben wichtige Eigenschaften. Daher wird es Bargeld noch lange geben.

Bargeld ist beliebt – doch dies muss nicht immer so bleiben.

Martin Schlegel, Vizepräsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank SNB, hob deshalb am Liechtensteiner Forum für Finanzmarktstabilität in Vaduz am heutigen Dienstag die Gründe der Beliebtheit von Bargeld als Zahlungsmittel hervor.  

Erstens erlaube Bargeld einen einfachen und verständlichen Umgang mit Geld, hiess es. Mit Münzen und Noten habe man seine Ausgaben sprichwörtlich «im Griff».

Weniger Gespür

Die Menschen spürten beim Zücken des Portemonnaies direkt, ob weitere Ausgaben im Budget lägen, erklärte er. Beim Hinhalten einer Plastikkarte an das Zahlterminal sehe man hingegen nur, was einem in einiger Zeit vom Konto abgebucht werde, sagte Schlegel. 

Zweitens ermögliche das Bargeld dank seiner einfachen Verwendung allen die Teilnahme am wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben. Das Bezahlen mit Münzen und Banknoten erfordere weder ein Konto noch Mobiltelefon noch irgendeine digitale Affinität, hiess es weiter.

Anonymität im Vorteil

Und drittens bedinge Bargeld keine Weitergabe von persönlichen Daten. Bei einer Zahlung mit Banknoten seien Angaben, wie Name oder Kartennummer, nicht nötig. Bei elektronischen Zahlungen würden hingegen von vielen Akteuren die Informationen über die Zahlenden und das Zahlungsverhalten erfasst. 

Darüber hinaus biete die Verwendung von Bargeld als Zahlungsmittel weitere wichtige Vorteile für die Bevölkerung, betonte der SNB-Vizedirektor und hob gleichzeitig hervor, dass Liechtenstein den Schweizerfranken seit bald 100 Jahren als offizielle Landeswährung nutzt und 1924 die bis dahin verwendete österreichische Krone ablöste.

Bedingungsloses Zahlen

Bargeld benötige nämlich nur wenige technische Voraussetzungen am Verkaufspunkt. Dadurch sei es besonders krisenfest. Mit Banknoten kann auch dann bezahlt werden, wenn das Kartenterminal ausfalle, das Mobiltelefon keinen Empfang habe oder der Strom fehle.

Bargeld biete damit ein wichtiges «Backup», wenn es zu lokalen oder gar flächendeckenden Störungen bei Zahlungen mit Karten oder Apps komme.

All dies wissen Coop-Kunden wahrscheinlich nur zu gut. Sie können ein Lied davon singen, was es heisst, wenn das Zahlungssystem an den Kassen im ganzen Land nicht korrekt funktioniert.

Konkurrenz belebt

Zudem bietet Bargeld laut der SNB den Geschäften und Konsumierenden eine im Einzelfall kostengünstige Alternative zu bargeldlosen Zahlungsmitteln. Damit trage es sogar zum Wettbewerb bei und helfe, dass die Gebühren nicht in den Himmel schössen, führte Schlegel aus.

Bargeld biete also insgesamt Eigenschaften, die andere Zahlungsmittel nicht aufwiesen, und schaffe grossen Mehrwert.

Damit das so ist, müssten die Nutzer das Bargeld aber auch einfach beziehen können, und es müsse beim Einkaufen breit akzeptiert werden.

Junge zahlen elektronisch

Doch Bargeld habe laut SNB-Umfragen von 2017 bis 2020 deutlich an Nutzungsanteilen eingebüsst. Wurden im Jahr 2017 noch rund 70 Prozent der Transaktionen mit Bargeld beglichen, waren es im Corona-Pandemie-Jahr 2020 nur noch 43 Prozent. 

Der Abwärtstrend bei der Bargeldnutzung dürfte sich weiter fortsetzen. Einerseits würden sich bargeldlose Zahlungsmittel nämlich noch weiter verbessern, was deren Nutzung noch weiter fördern könnte.

Und andererseits sei die Bargeldaffinität der jüngeren Generation geringer.

Alle in der Pflicht

Mit Blick auf die vielen Vorteile, so Schlegel, müsse die Aufrechterhaltung des Zahlungssystems Bargeld als eine gemeinsame Verantwortung aller Beteiligten gesehen werden.

Dies gelte für die Bargeldverarbeiter, die Banken und die Post, welche zentrale Rollen in der Verteilung von Noten und Münzen einnähmen.

Es treffe aber auch für die Nutzung und Akzeptanz von Bargeld durch Unternehmen und den Handel zu. Und nicht zuletzt trügen Konsumenten ebenfalls zu einer funktionierenden Bargeldinfrastruktur bei, sagte Schlegel in Vaduz mahnend.

29.11.2022/kut.

SNB macht die Notwendigkeit von Bargeld klar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert