Das Weltwirtschaftsforum WEF publiziert seinen jüngsten Risikobericht. Zum Ende der Welt gesellen sich aber auch Lichtblicke.
Wenige Tag vor Beginn der neuesten Ausgabe des Weltwirtschaftsforums WEF in Davos hat die Organisation ihren jährlichen globalen Risikobericht publiziert.
Diesmal gehen die Resultate, die auf Umfragen unter 1200 Topentscheidern und Risikoexperten der Welt basieren, zum Teil richtig unter die Haut.
Häufiger Extremereignisse
Kurzfristig würden Krisen um die Lebenshaltungskosten das Bild bestimmen, teilte das WEF am Mittwoch mit. Das dürfte so rund zwei Jahre lang dauern, hiess es weiter.
Doch langfristig, also auf Zehn-Jahres-Sicht, würden Naturkatastrophen sowie Extremereignisse und geopolitische Konflikte die Welt beherrschen.
Das deckt sich mit den Einschätzungen des Starökonomen Hans-Werner Sinn, der auch von einer Häufung von sogenannten «Schwarzen Schwänen», also seltenen, aber nicht unmöglichen Ereignissen, sprach, wie muula.ch berichtete.
Handelskriege und Unruhen
Das WEF sieht in seinem Report, der zusammen mit dem auf Risikoanalyse spezialisierten Beratungsunternehmen Marsh McLennan und dem Versicherungskonzern Zurich Insurance erstellt wurde, «alte Risiken», die zurückkämen.
Darunter verstehen die Desaster-Experten etwa Inflation, steigende Lebenshaltungskosten, Handelskriege, Kapitalabflüsse, soziale Unruhen sowie geopolitische Konflikte.
De-Globalisierung im Gang
Zu alldem würden sich aber auch untragbare Schuldenniveaus, ein niedriges Wirtschaftswachstum und eine regelrechte De-Globalisierung hinzugesellen. Dabei dürfte man aber auch den Klimawandel als Gefahr nicht vergessen, beförderte die Umfrage weiter hervor.
An langfristigen Risiken kommen dann noch das Aussterben ganzer Tier- und Pflanzenarten, die Verknappung natürlicher Ressourcen sowie die wachsende Kluft zwischen Armen und Reichen auf.
Die neue ökonomische Ära dürfte den ersten Rückschritt in der Menschheitsentwicklung seit Jahrzehnten einläuten, hiess es düster.
Dauerkrise als Normalität
Der Fokus beispielsweise auf die Selbstversorgung von Ländern und steigende Militärausgaben dürften den finanziellen Spielraum der Staaten weiter einschränken. Der Report vermittelt das Gefühl, die Welt schlittert in eine Phase von Dauerkrisen.
Doch bevor man gänzlich in Weltuntergangsstimmung versinkt, sei daran erinnert, dass die ganzen Risikoexperten bei ihren Analysen meistens kolossal daneben liegen.
Dabei sei nur schon an die Versicherungsbranche und ihre Fehleinschätzungen um das Desaster vom World-Trade-Center in New York gedacht, das niemand erwartet hatte.
Pandemie vorbei
Auch erwähnten in diesem Jahr kaum noch jemand die Coronavirus-Pandemie oder generell Infektionskrankheiten als Gefahren, was zeigt, dass zumindest diese Mega-Krise ausgestanden zu sein scheint.
Und auch dabei lagen die Risiko-Manager der Assekuranz voll daneben: Zunächst hatte die Branche nämlich geglaubt, eine Pandemie würde sich aufgrund der vielen Todesopfer hauptsächlich auf die Lebensversicherer negativ auswirken.
In Tat und Wahrheit wurde es aber ein Problem für die Sachversicherung, weil die Lieferketten-Problematik und Betriebsunterbrechungen plötzlich hohe Schäden bescherten. Es kommt also meistens anders, als die meisten denken.
Total daneben
Und mit Blick auf die Realisierung all der theoretischen Überlegungen sei der Risikoreport 2022 vom vergangenen Jahr hervorgeholt, in dem nämlich das Wort «Krieg» wenige Tage vor dem Angriff Russland auf die Ukraine überhaupt nicht vorkam.
Und auch zwischenstaatliche Konflikte stuften die Experten generell weit abgeschlagen auf Platz 27 der global wichtigsten Risiken ein.
12.01.2023/kut.