Die Harvard-Ökonomin Claudia Goldin hat den Trittbrettfahrernobelpreis für Wirtschaft erhalten. Ihre Forschung widmete sie dem eigenen Schaffen.
Mit Claudia Goldin hat die dritte Frau einen Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhalten. Dies teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am heutigen Montag in Stockholm mit.
Zentralbank springt ein
Mit Elinor Ostrom im Jahr 2009 und Esther Duflo im Jahr 2019 erhielten zuvor erst zwei Frauen die begehrte Auszeichnung.
Der Wirtschaftsnobelpreis ist aber eigentlich ein Trittbrettfahrer-Preis, weil er nicht auf das Testament des Erfinders vom Dynamit Alfred Nobel zurückgeht, der von 1833 bis 1896 gelebt hatte.
Laut dem Testament von Nobel gibt es die Auszeichnung eigentlich bloss in den Bereichen Medizin, Physik, Chemie, Literatur und für Frieden, weil Nobel nicht in die Geschichte nur mit dem Töten um Dynamit-Explosionen eingehen wollte.
Seit 1960 stiftet die Schwedische Reichsbank den Preis in der ebenfalls wichtigen Kategorie Wirtschaftswissenschaften und die Vergabe dieses Preises stellt seither den Abschluss der jährlichen Zeremonie in Schweden dar.
Einfluss von Heirat
Die 77-jährige Harvard-Wirtschaftswissenschafter Goldin erhält die Auszeichnung für ihre Forschung zur Rolle von Frauen am Arbeitsmarkt. Sie selbst war dabei wahrscheinlich das beste Anschauungsbeispiel.
Einige Forschungsarbeiten beschäftigen sich mit dem Einfluss von Heirat und dem Gebären von Kindern auf das Einkommen von Frauen. Goldins Bücher beschäftigen sich mit Frauen und deren Karrieren oder widmen sich der längeren Lebensarbeitszeit des weiblichen Geschlechts.
Insofern hat die erfolgreiche Professorin auch eine Wirkung als Vorbild für die Welt.
Im vergangenen Jahr hatte die schwedische Akademie den ehemaligen US-Notenbankchef Ben Bernanke und die US-Ökonomen Douglas Diamond und Philip Dybvig mit dem Wirtschaftsnobelpreis ihre Erforschung zu Banken und Finanzkrisen geehrt.
Fehler im System
Die hohe Zahl an US-Wissenschaftern, die jeweils die Nobelpreise erhalten, liegt daran, dass alle Personen, die bereits einen Nobelpreis erhalten haben, jeweils über ein Vorschlagsrecht für künftige Auszeichnungen verfügen.
Da dieser Personenkreis oftmals nur wenig Forschungsergebnisse aus anderen Teilen der Welt kennt und meist nur die Literatur auf Englisch durchforstet, besteht bei der Auszeichnung jeweils eine gewisse Inzucht.
Ein anderes Auswahlsystem wäre für den Nobelpreis also durchaus wünschenswert.
09.10.2023/kut.