Die wahren Gründe für Personalmangel bei der Polizei

Kantonspolizei Basel-Stadt
Die Kantonspolizei Basel-Stadt muss die Arbeitsbedingungen für das Personal verbessern. (Bild: PD)

In der Schweiz herrscht Personalknappheit bei der Polizei, wie «20 Minuten» thematisierte. Doch in Basel-Stadt hat dies andere Ursachen als geschildert.

Mit fast 100 offenen Stellen sei die Personalknappheit bei der Basler Kantonspolizei am grössten, berichtete das Portal «20 Minuten» am heutigen Montag.

Dabei wird als eine Ursache angegeben, dass bis zu 90 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber beim Eignungstest durchfielen. Gleichzeitig würde sich der generelle Fachkräftemangel bei dem Problem niederschlagen, hiess es weiter.

Recherchen ergeben anderes Bild

Doch neben dem Bestehen von Tests müssen in vielen Kantonen die Bewerber auch über das Schweizer Bürgerrecht verfügen, weshalb beispielsweise ausländische Fachkräfte oftmals nicht als Lösung infrage kämen, so der Tenor.

Doch im Kanton Basel-Stadt, den «20 Minuten» als Spitzenreiter bei dem Problem nennt, ist die Ursache für den Personalmangel bei der Polizei eine andere, wie Recherchen von muula.ch ergaben.

Hohe Lohnunterschiede

Bei der Kantonspolizei Basel-Stadt bekommen Polizisten nämlich teils bis zu 1000 Franken weniger im Monat als beim Pendant im Kanton Basel-Landschaft, erklärten zahlreiche Polizisten gegenüber dem Portal.

Somit ist der Personalmangel also noch nicht einmal in einem hohen Lohnunterschied zur Privatwirtschaft begründet.

Fussballspiele und Schlägereien

Zudem sei die Polizeiarbeit in Basel-Landschaft viel attraktiver.

Fussballspiele mit Hooligans gebe es genauso wenig wie Einsätze mit nächtlichen Ausschreitungen im Rotlichtmilieu, die aber etwa in Kleinbasel fast täglich an der Tagesordnung stünden.

Auch Demonstrationen, wie sie regelmässig in Basel-Stadt stattfinden, gebe es eher selten. Dies mache die Polizeiarbeit viel angenehmer, hiess es weiter.

Zusatzkosten in der Stadt

Obendrein käme hinzu, dass die Diensthabenden keine Parkgebühren zahlen müssten.

Wenn sie nämlich zu ihren Schichtdiensten quasi rund um die Uhr mit dem eigenen Auto in Basel-Stadt zum Dienst fahren, gehe viel Geld für das Parken aus der eigenen Tasche drauf, so die Schilderungen zu den Nachteilen.

Alles in allem hätten Polizistinnen und Polizisten im Kanton Basel-Landschaft für viel mehr Geld ein deutlich ruhigeres Arbeitsleben.

Und umziehen müsste man nicht einmal. Die Polizeibeamten müssten bloss ein paar Stationen mit dem Tram weiterfahren und schon hätten sie für eine deutlich angenehmere Tätigkeit viel mehr Geld im Sack.

Kein Wunder sagte ein Mediensprecher der Kantonspolizei Basel-Landschaft zu «20 Minuten»: «Bis anhin gelingt es, die jeweils offenen Stellen zu besetzen».

Massnahmen bereits ergriffen

Das Wirtschaftsnews-Portal muula.ch fragte bei der Kantonspolizei Basel-Stadt nach und konfrontierte sie mit den Angaben zur schlechteren Bezahlung und den unattraktiveren Arbeitsbedingungen.

Ein Mediensprecher bestätigte die Situation im Wesentlichen und erklärte aber, dass die Lohnunterschiede vor allem Berufseinsteiger beträfen.

Gleichzeitig verwies er allerdings auch auf bereits eingeleitete Massnahmen, um die Arbeitsbedingungen bei der Kantonspolizei Basel-Stadt attraktiver zu machen.

Mehr als nur Lohnangleichung

Letztlich zeigt sich also, dass es weder die strengen Eignungstests noch der Fachkräftemangel sind, die das tatsächliche Fehlen von Polizeikräften in manchen Regionen ausmachen.

Die Abwanderung in den Nachbarkanton aufgrund der besseren Konditionen ist der Hauptgrund und dies dürfte nicht nur für die Region Basel zutreffen. Konkurrenz belebt eben das Geschäft. Dies gilt auch für den Staat und daher muss die Politik nun reagieren.

Eine Angleichung des Lohnniveaus in Basel-Stadt auf die Höhe von Basel-Land dürfte allerdings noch nicht einmal ausreichen, weil die Arbeit der Sicherheitskräfte in Basel-Stadt noch aufopferungsvoller und gefährlicher ist.

17.07.2023/kut.

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