Die süsse Mona Lisa kommt in die Schweiz

Weine «Monna Lisa»
Der Rotwein «Monna Lisa» fällt mit dem originellen Etikett auf. (Bild: muula.ch)

Das Angebot an Weinen ist schier unüberschaubar. Die Lancierung eines neuen Tropfens in der Schweiz illustriert, wie Winzer aus der Masse herausstechen können.

Was macht einen erfolgreichen Wein aus? Auf Anhieb würden die meisten wahrscheinlich der Geschmack sagen.

Doch dies alleine reicht heutzutage bei Weitem nicht mehr aus.

Story muss her

Gehen Konsumenten nämlich in die Weinabteilung bei Migros, Coop, Manor oder Globus beziehungsweise in ein Weinfachgeschäft, ist die Auswahl viel zu gross, als nur bei einem Element, wie dem Geschmack, herauszustechen.

Die Weine brauchen heutzutage auch, um es im Marketingjargon zu sagen, eine Story.

Damit ist eine gute Geschichte um ein Weingut, um einen Winzer oder um eine besondere Produktionsmethode gemeint.

Emotionen wecken

Bloss Beschreibungen zur Farbe des Weins, der Rebsorten, der unterschiedlichen Noten am Gaumen und im Abgang oder ein paar Speisen zu nennen, die gut zu dem Getränk passen würden, reicht einfach nicht mehr aus.

Die Winzer wollen mit den Geschichten klar den Wiedererkennungswert stärken und die Emotionen für ihre Weine wecken. Alles muss dabei natürlich Hand in Hand gehen.

Italiener machen es vor

Ein sehr gutes Beispiel für all dies ist der Wein «Monna Lisa», der vom italienischen Weingut Leonardo da Vinci der Caviro-Gruppe unlängst in der Schweiz auf den Markt gebracht wurde.

Wie schon der Name des Weinherstellers illustriert, bekommt der Wein mit Leonardo da Vinci eine historische Dimension. Der Universalgelehrte passt eben auch gut zur Schweiz, die auf Traditionswerte setzt.

Die Idee mit der Assoziation des berühmten Gemäldes und der anderen Schreibweise bleiben sicher im Gedächtnis hängen.

Bei Weinherstellung dabei

Wer hätte denn gewusst, dass Leonardo da Vinci ein leidenschaftlicher Weinliebhaber und sogar Winzer war?

Er beschäftigte sich nämlich auch als Agrarwissenschafter, Önologe und ihm gehörten Weinberge.

Diese unbekannte Seite des Meisters greift das Weingut gerne auf. In der Toskana, der Heimatregion da Vincis, nahm das Genie nämlich an Weinlesen teil und erlebte hautnah die Routinen der Vinikation gemeinsam mit seinem Onkel Francesco.

Rund 750 Hektar bearbeitet

Seine Beobachtungen und Entdeckungen zur Schönheit der Weinberge hielt da Vinci in Skizzen fest, die auf den Etiketten mancher Weine heutzutage noch zu finden sind.

Die Kellerei Cantina Leonardo Da Vinci ist 1961 gegründet worden und zählt heutzutage mehr als 200 Mitglieder, die rund 750 Hektar an Weinbergen im Chianti und in Montalcino bearbeiten.

Die Zentrale befindet sich heute noch in Vinci, der Heimatstadt des berühmten Gelehrten.

Kunst bei Etiketten

Neben diesem grossen Namen, der Ausdruck für Wissen, Forschung und Experimentieren ist, setzt sich die Cantina zum Ziel, Produktion und Qualität neue Wege zu gehen.

Bei «Monna Lisa», bei der nur Trauben von ausgewählten Weinbergen mit beispielsweise wenig Säure verwendet werden, fügt sich noch die Komponente Kunst hinzu.

Weine von «Monna Lisa»
Die Etiketten von «Monna Lisa» fallen auf. (Bild: muula.ch)
Weinverkostung von «Monna Lisa» in Zürich
Weinverkostung von  «Monna Lisa» in Zürich (Bild: muula.ch)

Die Weinflaschen selbst verwandeln sich nämlich in zeitlose Kunstwerke – hier insbesondere durch den New Yorker Künstler Ian Henderson gestaltet – und erhöhen so den Wiedererkennungswert bei der Kundschaft.

Das klassische Etikett wird durch einen Direktdruck auf das Glas ersetzt.

Gute Vertriebswahl

Neben einer guten Story für das Weingut, der Qualität und den Wiedererkennungswert der Flaschen mit einem besonderen Kunstwerk braucht es aber noch mehr.

In der Schweiz müssen Weinhändler aus dem Ausland auf einen guten Vertrieb setzen.

Bei Leonardo da Vinci haben sie dabei eine gute Wahl getroffen und arbeiten mit der Schweizer Traditionsfirma Bataillard& aus Rothenburg zusammen.

Dieser Familienbetrieb kann mit seinem verzweigten Netz eine gewisse Verkaufsmenge auch in den Schweizer Markt ein Stück weit «reindrücken».

Hoher Exportanteil

Wie muula.ch zusätzlich an einer Presse-Verkostung der Tropfen in Erfahrung brachte, lag das jährliche Verkaufsvolumen in den bisherigen 41 Ländermärkten bei zirka 54.100 Hektolitern.

Es wurden rund 7,2 Millionen Flaschen verkauft, wobei der Anteil am Export aus Italien bei rund 74 Prozent liegt.

Die Leonardo-da-Vinci-Weine brachten einen Umsatz von rund 20,1 Millionen Euro, was alles eher auf ein kleines Weingut hindeutet. Den chinesischen Markt könnten sie zum Beispiel gar nicht bedienen, weil die Produktionsmenge zu gering ist.

Süsse Note

Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten.

Der Chefredaktor des Magazins für Weinkultur Vinum, Thomas Vaterlaus, hob an der Verkostung zu den Weinen im edlen Restaurant razzia.beautiful.revolution in Zürich hervor, dass sie gut zu Pastagerichten passen würden und auf ein jüngeres Publikum zugeschnitten seien.

Das kann man nur unterstreichen. Uns waren die Weine bei der Verkostung allerdings teils zu süss.

Beim im Stahltank ausgebauten Montepulciano d’Abruzzo DOC 2020 treten aber sofort fruchtige Aromen von roten und dunklen Beeren hervor. Tannine geben dem Rotwein eine gute Struktur.

Alkohol tritt in Hintergrund

Und beim Sangiovese Superiore Romagna DOC 2020 überzeugen Kirsch-Aromen, die sich an Vanille- und Tabak-Noten reihen.

Auffallend ist bei diesem Wein der hohe Alkoholgehalt von 15 Prozent, den man beim Trinken allerdings gar nicht spürt.

09.04.2023/kut.

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