Die Schweiz – ein Tal von Ahnungslosen

In der Schweiz leben zahlreiche Menschen weit abgelegen. (Bild: R. Gomez Angel / unsplash)

Die Schweizer geben jährlich die stolze Summe von rund 90 Milliarden Franken für das Gesundheitswesen aus. Kaum jemand weiss, wofür konkret.

Die Schweiz hat eines der besten Gesundheitssysteme der Welt, doch das hat seinen Preis. Jährlich gibt das Land ungefähr mit allem Drum und Dran rund 90 Milliarden Franken dafür aus.

Die Prämien für die Krankenversicherungen steigen und steigen. Ein Ende der Fahnenstange ist nicht in Sicht. Vielen Bewohnern der Schweiz ist es aber immer noch gleichgültig, sich auch nur mit der Materie zu beschäftigen.

Suche der Schuldigen

Dies geht eindrücklich aus einer repräsentativen Umfrage hervor, welche das LINK-Institut im Auftrag des Krankenversicherers Groupe Mutuel durchgeführt hat.

Demnach herrscht in der Schweizer Bevölkerung eine völlige Unklarheit darüber, wer den Prämienanstieg verursacht. Der Grossteil der Befragten sieht nämlich die Pharmabranche in der Pflicht. Rund 26 Prozent gaben in der Umfrage an, dass dort der Hauptgrund für die erhöhten Gesundheitskosten liege.

Die Verantwortung für die Kostenexplosion sehen dann rund 21 Prozent bei den Versicherten selbst. Und den Krankenkassen wird in rund 18 Prozent die Schuld in die Schuhe geschoben.

Andere Realitäten

Die Leistungserbringer, also Spitäler und Ärzte, stehen bei der Schweizer Bevölkerung aber wenig in der Verantwortung für den Prämienanstieg. Dies, obwohl sie neben den Medikamenten mit 18 Prozent, die grössten Kostenblöcke in der Grundversicherung ausmachen.

Stationäre und ambulante Behandlungen kamen im Jahr 2021 auf rund 39 Prozent der Ausgaben in der Grundversicherung. Arztbesuche machten zudem rund 24 Prozent der Gesundheitskosten im KVG aus.

Mit über 60 Prozent sind dies eigentlich die Kostentreiber. In absoluten Zahlen kam die Schweiz allein bei den Spitälern im Jahr 2021 auf Betriebskosten von 33 Milliarden Franken, wie das Bundesamt für Statistik BFS am Donnerstag mitteilte.

Westschweiz tickt anders

Wie verquer das Wissen über die Gesundheitsausgaben ist, zeigen weitere Details der Umfrage. Fast jeder fünfte Befragte in der Alterskategorie bis 29 Jahre findet nämlich, dass Bund und Kantone für den Prämienanstieg schuld seien.

In der Gesamtbevölkerung liegt der Wert bei 10 Prozent. In der Romandie würden zudem besonders häufig die Krankenversicherer als Bösewichte genannt.

Grössere Hebel

Spitäler und die Politik seien dagegen erstaunlich wenig in der Kritik, hiess es von der Group Mutuel weiter. Der grösste Teil sehe bloss die Pharmaindustrie in der Pflicht, obwohl dies gar nicht die grössten Hebel seien. 

Immerhin geben 47 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer ein «Ja» bei der Frage an, ob sie schon mal das Gefühl hatten, dass unnötige Behandlungen bei ihnen durchgeführt worden seien.

Ganz so ahnungslos scheint also fast die Hälfte der Bevölkerung nicht zu sein, wo es Sparpotenzial im Schweizer Gesundheitswesen gibt.

Die Versicherungsgruppe aus Martigny im Kanton Wallis versucht nun jedenfalls genau dort, neue Sparansätze zu finden.

24.11.2022/kut.

Die Schweiz – ein Tal von Ahnungslosen

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