Die grössten Vermögensverwalter der Welt, Blackrock und Vanguard, liegen bei ihren Anlageempfehlungen oft gleichauf. Doch nun widersprechen sie sich in einem wichtigen Punkt.
Die Chef-Anlagestrategin des grössten Asset-Managers der Welt, Wei Li von Blackrock, hat sich zur Ausgestaltung von Portfolios über einen Zeitraum hoher Inflation geäussert und die Ausführungen überraschen.
So warnte der namhafte Vermögensverwalter vor dem klassischen Anlageportfolio, das über viele Jahrzehnte ein guter Anlageentscheid gewesen sei.
Alte Korrelationen fehlen
Die Aufteilung von 60 Prozent der Spargelder in Aktien und 40 Prozent in Anleihen sei auf lange Frist nicht optimal, hiess es. Auch wenn dies in jüngster Zeit nicht so ausgesehen habe.
Die Strategie basiert darauf, dass es Korrelationen zwischen Aktien und Anleihen gibt. Fällt das eine – geht das andere nach oben und dies habe sich über Dekaden als vorteilhaft erwiesen.
Nunmehr sei es aber besser, die Portfolios viel breiter auszurichten.
Reaktion auf Marktschocks
Zentralbanken steuerten über die Anhebung des Zinsniveaus und damit der Finanzierungskosten direkt auf eine Rezession zu, um damit aber die Inflation in Zaum zu halten, hiess es zur Begründung.
Daher sollten Investoren auf Fünf-Jahres-Sicht oder länger unbedingt flinkere Anpassungen vornehmen.
Geopolitische Spannungen, eine Bankenkrise und Risiken mit dem Klimawandel bräuchten regelmässige Adjustierungen für die strategische Ausrichtung von Anlageportfolios.
Die neuen Informationen und Marktschocks müssten in die Anlageentscheide einfliessen, betonte Li.
Rezession antizipieren
Blackrock rät, mehr «Stockpicking» zu betreiben und dabei auf Branchen zu setzen, die besser durch eine Rezession kämen.
Der Vermögensverwalter denkt dabei an den Healthcare-Bereich sowie Energie-Firmen.
Ein 60-40-Portfolio hätte im Jahr 2022 einen Verlust von 16 Prozent verursacht.
Mit Blick auf den Markt gab es da allerdings deutlich bessere Anlagestrategien. Auch über ein Jahrzehnt geschaut, wäre mit der Strategie per Ende 2022 nur ein jährlicher Return von 6,1 Prozent entstanden.
Einigkeit bei Return
All dies steht in krassem Widerspruch zur Meinung von Vanguard, dem zweitgrössten Asset Manager der Welt, der auch in der Schweiz aktiv ist. Der mehr konservative Anleger, der nicht einmal auf Gold- und Krypto-Assets setzt, weil sie keinen laufenden Return abwerfen, schwört auf ein Portfolio aus 60 Prozent an Aktien und 40 Prozent aus Bonds.
Wie die «Financial Times» in ihrer Printausgabe vom heutigen Mittwoch just zu diesem Thema hervorhob, informierte Vanguard die Kundschaft vor rund einem Monat, dass genau eine solche Aufteilung über die kommende Dekade besonders lukrativ sei.
Während die Finanzexperten von Vanguard bisher für ein solches Portfolio einen jährlichen Return von 3,8 Prozent erwarteten, hoben sie nunmehr ihre Einschätzungen über die Portfoliorendite auf 6,1 Prozent an.
Zumindest darin scheinen sich die Finanzexperten offenbar einig einig zu sein.
Mehr Prozente lassen sich mit dem Ansatz nicht herausholen.
19.04.2023/kut.