Die drei Wünsche des Sergio Ermotti

Sergio Ermotti
UBS-Konzernchef Sergio Ermotti am Point Zero Forum in Zürich (Bild: PD)

Der Chef der Monsterbank UBS Sergio Ermotti ist am Point Zero Forum in Zürich aufgetreten. Der Starbanker machte seine Wünsche klar und ging auf die Krypto- und Fintech-Welten zu.

Es hätte kaum einen besseren Auftakt des zweiten Tages am Point Zero Forum, einer gemeinsamen Veranstaltung der Schweiz und Singapur zu Krypto und Fintech, geben können.

UBS-Konzernchef Sergio Ermotti trat am heutigen Dienstag auf die Bühne und machte seine Vorstellungen der neuen Finanzwelt klar.

Nur drei Monate gebraucht

Diese lassen sich im Wesentlichen mit drei Punkten zusammenfassen.

Erstens wünscht sich Ermotti, dass die Integration der Krisenbank Credit Suisse (CS) nun nach dem Closing in die Grossbank UBS reibungslos vonstatten geht.

Zwar könne man mit dem Erreichen zufrieden sein, binnen drei Monate geschafft zu haben, wofür andere ein Jahr brauchten, sagte er.

Die Schweiz habe es zudem geschafft, eine lokale Lösung zu finden, ohne dass ein ausländisches Geldhaus die Katastrophenbank gekauft hat und ohne, dass die Schweiz die Abwicklungspläne für die CS aktivieren musste.

Auch habe die Schweiz mit der UBS nicht auf eine Kurzzeitlösung gesetzt, hob Ermotti weiter hervor.

Klären der Verantwortungen

Doch nun gehe es mit Volldampf weiter. Das Ziel-Geschäftsmodell sei definiert, erklärte der Starbanker.

Nachdem ersten beiden Führungsebenen bereits festgelegt worden seien, komme in den nächsten zwanzig Tagen die dritte Kaderebene hinzu. Das seien immerhin zwischen 1200 und 1500 Personen, die Klarheit über ihre Verantwortungen hätten, so Ermotti weiter.

Bis Ende des Sommers versprach der Topmanager weitere Schritte.

Gute Basis nötig

Der zweite Wunsch von Ermotti ist, dass die UBS die Digitalisierung sowie die technische Erneuerung meistert und dabei effizienter werde sowie den Kunden besser diene.

Zwar investiere das Geldhaus rund 3,5 Milliarden jedes Jahr in Technologie. Das sei viel Wartung des bestehenden Netzwerkes in der Welt.

Aber wenn ein Geldhaus keine gute Basis an Systemen habe, könne es auch keine Investitionen in die Zukunft tätigen. UBS investiere in die bestehende Infrastruktur, aber auch konstant in Neuerungen, sagte Ermotti am Point Zero Forum.

Die Bank experimentiere dabei durchaus und investiere über einen Fonds von 200 Millionen Franken in Fintechs. Rund 90 Millionen Franken davon seien bereits ausgegeben.

Klarer Trend zur Blockchain

Und der dritte Punkt, den Ermotti ansprach, ist die Regulierung. Die UBS führe einen konstanten Dialog mit den Aufsichtsbehörden, um ein gemeinsames Verständnis dafür zu erreichen, was es für effiziente Plattformen braucht.

Die Zukunft von Banking gehe klar in Richtung Blockchain-Technologie und da sei es sehr hilfreich, Experimente gemeinsam mit den Regulatoren durchzuführen.

Point Zero Forum
Point Zero Forum (Bild: muula.ch)
Point Zero Forum
Point Zero Forum (Bild: muula.ch)

Ermotti schwebt dabei sogar vor, dass die Finanzbranche mit ihren guten Kontakten zu Aufsichtsbehörden eine Vorreiterrolle spielt, damit andere Industrien auch auf die Blockchain & Co. aufspringen und durch die Effizienzsteigerungen weitere Ressourcen freigesetzt werden.

Diese könnten die Länder wieder investieren, sagte Ermotti weiter.

Vertrauen wichtig

Einen Punkt dürfte man dabei allerdings nicht vergessen. Banken brauchten Vertrauen und zu viel Innovation sei dabei auch nicht immer gut.

Es sei Realität, dass man mit den Regulatoren zusammen ein gesundes Mass an Neuerungen finden müsse.

«Solidität und Vertrauen kommen zuerst», sagte Ermotti.

Dann kämen Innovationen noch obendrauf, um das Geschäftsmodell zu schärfen.

Langsame Zyklen

Banken schauten auf ihren Fortschritt in Zeitspannen von fünf bis zehn Jahren und nicht, was sie in den vergangenen sechs bis zwölf Monaten erreicht hätten, so der Bankmanager. Innovationen würden innerhalb von drei bis fünf Jahren abgesegnet, also ganz langsam.

Sowohl im Front- als auch im Backoffice versuche UBS, besser zu werden, um Kosten zu sparen. Selbst Künstliche Intelligence KI käme schon zum Einsatz.

Dabei spielt auch eine Rolle, in einem innovativen Umfeld zu agieren, also in einem fortschrittlichen Land zu sein, weil dies noch viel mehr Schwung verleiht, als nur selbst als Grossbank auf Innovationen zu setzen.

Dies gebe eine ganz andere Dynamik, sagte Ermotti. 

Schweizer Stablecoin

Der Schweizer Vorzeigebanker will also eine geordnete CS-Integration, einen langsamen, aber sicheren Innovationsschub sowie ein passendes regulatorisches Umfeld.

Und genau dies waren auch die Themen, welche den ganzen Tag in Panels, Gruppendiskussionen und Präsentationen eine Rolle spielten, wie muula.ch an der Veranstaltung feststellte.

Point Zero Forum
Point Zero Forum (Bild: muula.ch)
Point Zero Forum
Point Zero Forum (Bild: muula.ch)

Eine Session über einen Stablecoin für die Schweiz traten sich die Teilnehmer so sehr auf den Füssen, dass niemand mehr in den Raum hineinpasste.

Das Interesse an der technischen Umsetzung, an den regulatorischen Hürden und an einer ordentlichen Integration in die bestehende Finanzwelt war also gross.

Klage der SEC

Viel Anklang fanden auch die Ausführungen von Brad Garlinghouse, dem CEO der Kryptowährung Ripple, die seit Jahren mit der US-Börsenaufsicht SEC im Rechtsstreit liegt, aber unlängst in Singapur eine Bankenlizenz gesprochen bekommen hat, wie auch muula.ch berichtete.

Klar wurde dabei, dass es genau auch auf die langsame, aber bestimmte Entwicklung von Krypto in die traditionellen Finanzsysteme ankommt.

Aktuell sprachen sich Hongkong, die EU und auch Dubai für kryptofreundliche Regulierung aus. Da müssten sich etwa die USA eine Scheibe abschneiden, kritisierte Garlinghouse.

Sinnvolle Kombination

Es bräuchte Innovation bei der Regulierung, sagte er. Der Grossteil der Krypto-Welt wolle sich nämlich an die Regeln halten.

Doch dann müssten die Aufsichtsbehörden auch sagen, wie die Regularien aussehen und nicht einfach irgendwelche Gerichtsverfahren führen, so die weitere Kritik.

Krypto habe die Technologie und die traditionelle Finanzwelt habe das Vertrauen sowie die mit Regulatoren abgestimmten Prozesse, sagte der Ripple-CEO.

Dies müsste sich doch zusammen für die künftige Finanzwelt sinnvoll kombinieren lassen.

Und genau diese Vorstellung über die Zukunft des Finanzsystems entspricht exakt den Punkten, die sich Ermotti auch für die Zukunft der neuen UBS wünscht.

27.06.2023/kut.

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