Der Fall Pelosi schickt Warnungen an Schweizer Politik

Die US-Politikerin Nancy Pelosi
Die US-Politikerin Nancy Pelosi und ihr Ehemann zocken gern an der Börse. (Bild: PD/Wikipedia)

Die US-Politikerin Nancy Pelosi steht derzeit im weltweiten Rampenlicht. Der Grund dafür dürfte Schweizer Politikern eine Gänsehaut bescheren.

Die bekannte US-Politikerin der demokratischen Partei und Sprecherin des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi ist derzeit in den Fokus der Öffentlichkeit geraten, doch dabei geht es nicht einmal um Politik.

Handel mit Optionen

Sie hat gemeinsam mit ihrem Ehemann, einem Investmentbanker, wieder einmal an der Börse zugeschlagen und dies sorgt seit Tagen in den Sozialen Medien für Kritik.

Kurz vor Weihnachten wurde nämlich eine Transaktion publik, bei der die berühmte US-Politikerin zahlreiche Call-Optionen im Wert bis zu 5 Millionen Dollar auf den Chip-und Software Hersteller Nvidia erworben hat.

Der Kauf sei aber bereits Ende November erfolgt, wie etwa das vielzitierte Portal Capitol Trades der Firma 2iQ Research berichtete. Zahlreiche US-Medien nehmen den Fall auf.

Nicht der erste Kauf

Es handelt sich bei dem Geschäft um Optionsscheine mit einem Ausübungspreis von 120 Dollar und dem Verfallsdatum 20. Dezember 2024.

Die Titel von Nvidia sind im laufenden Jahr bereits um 244 Prozent gestiegen, weil die Firma sich stark bei Künstlicher Intelligenz KI engagiert und laut den Kauf-Optionen soll es da binnen eines Jahres noch weiter nach oben gehen.

Viele US-Konzerne im Fokus

Die ursprüngliche Hausfrau mit einem Bachelor-Abschluss in Politikwissenschaften Pelosi und ihr Venture-Capital-Ehemann waren in der Vergangenheit immer wieder für ein gutes Händchen beziehungsweise Millionendeals an den Kapitalmärkten aufgefallen.

So kauften und verkauften sie Papiere auf Apple, Microsoft, auf die Google-Muttergesellschaft Alphabet, Disney oder auf das Software- und Cloud-Unternehmen Salesforce.

Häufig werden bei solchen Trades sofort Insidergeschäfte vermutet, weil Politiker normalerweise gut vernetzt sind und daher über Zusatzinformationen verfügen müssten.

Genau dies ist bei der US-Kongressfrau, die einst als Fundraiserin und Praktikantin bei einem Senator angefangen hat, auch immer wieder die Kritik an den Millionen-Deals, ohne jedoch konkret zu werden.

Verdienste bei Nebentätigkeiten

In der Schweiz dürfte der Fall der 83-jährigen Pelosi für Stirnrunzeln und auch für Angst sorgen, denn an Transparenz gibt es kaum dergleichen. Zwar will das Land etwas mehr Klarheit bei der Parteienfinanzierung schaffen.

Und auch bei der Angabe von Nebentätigkeiten sowie von Verwaltungsratsmandaten und deren Verdiensten bei Banken, Versicherungen & Co. müssen Politiker in der Schweiz mittlerweile etwas mehr Transparenz walten lassen.

Doch was sie und Personen aus ihrem Umfeld so für Geldgeschäfte betreiben, welche Interessenkonflikte dabei bestehen und welche Börsendeals besonders lukrativ waren, all das bleibt schön Privatsache und soll wahrscheinlich auch so bleiben.

Insofern ist die Schweiz auch eine «Black Box».

Zu früh verkauft

In den USA entstehen um diese Frage aber sogar neue Geschäftsmodelle, denn Webseiten und Twitter-Accounts machen die Deals der Politiker publik und rechnen die Ergebnisse nach, wenn sie wieder aussteigen. Für Investoren senden solche Geschäfte nämlich Kauf- und Verkaufssignale.

Die Deals legen aber positive Geldanlagen wie auch ziemliche Verlustgeschäfte frei – für Neid oder zum Leid von Pelosi & Co.

Im vergangenen Jahr verkauften die Eheleute jedenfalls 25.000 Nvidia-Aktien zum Preis von 165.05 Dollar je Titel, was ihnen zwar rund 4,1 Millionen Dollar einbrachte, aber eigentlich das Realisieren eines Verlustes von rund 340.000 Dollar war.

Derzeit steht der Aktienkurs von Nvidia bei fast 500 Dollar je Titel und die 25.000 Aktien der Pelosis hätten einen Wert von 12,5 Millionen Dollar. Sie hecheln mit den jüngsten Kaufoptionen also eigentlich den Entwicklungen bloss hinterher.

Schweizer Politikern bleibt solch ein Gesichtsverlust jedenfalls (noch) erspart.

30.12.2023/kut.

Der Fall Pelosi schickt Warnungen an Schweizer Politik

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert