Immer mehr Firmen und Behörden schützen sich vor Unterwanderung und Spionage. Doch nun sind Dating-Apps, wie Tinder, die neuen Risiken.
Schweizer Firmen und Behörden sind bereits stark auf der Hut, nicht von ausländischen Agenten oder Spionageaktivitäten unterwandert zu werden.
Doch da macht sich eine neue Methode breit, die für Unternehmen und Militärangehörige ein deutliches Risiko darstellt.
Plattform als Arbeitsplatz
Es sind nämlich nicht mehr die Praktikanten auch China, die in Schweizer Konzernen alles kopieren und die Informationen in ihr Heimatland schicken. Nein, es sind die eigenen Mitarbeitenden, die zum Sicherheitsrisiko werden.
Nach Informationen der Zeitung «Welt am Sonntag» sind mittlerweile etwa russische Spione auf Dating-Plattformen, wie Tinder, im Einsatz.
Wie die Zeitung aus Sicherheitskreisen erfuhr, halten die Agenten dort gezielt Ausschau nach Profilen etwa von Soldaten der deutschen Bundeswehr und Politikern, um sie als Informationsquellen zu gewinnen.
Da die App auch in der Schweiz populär ist, gelten die Risiken auch für Schweizer Unternehmen und die Armee.
Kontakte anbahnen
Vor diesem Modus Operandi über Dating-Apps warnten Experten kürzlich auch auf einer Tagung in Süddeutschland, an der Militärangehörige mehrerer Nato-Staaten teilnahmen.
Der deutsche Militärische Abschirmdienst (MAD) bestätigte zudem auf Anfrage der Zeitung, dass Angehörige anderer Nachrichtendienste, wie etwa von Russland, gezielt soziale Medien nutzten, um Kontakte zu Angehörigen der deutschen Bundeswehr aufzubauen und zu versuchen, diese abzuschöpfen oder anzubahnen.
Auch Tinder sei eine relevante Plattform, hiess es weiter.
Technologie aushorchen
Die Aktivitäten russischer Agenten etwa in Deutschland, die auch für die Schweiz gelten, seien wieder auf einem Niveau wie zu Zeiten des Kalten Krieges, erklärte das deutsche Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV).
«Insbesondere die Umgehungen von Sanktionen, die Beschaffung proliferationsrelevanter Güter und Technologie für die eigene Rüstungsindustrie sind in den Fokus gerückt», teilte das BfV der Zeitung mit.
Hackerangriffe auf Medien
«Neben klassischen Agenten, die als Diplomaten getarnt sind, enthält diese auch reisende Agenten oder Illegale, deren wahre Identität verschleiert wird.»
Man stelle sich darauf ein, dass Russland speziell Cyberangriffe ausweiten werde. Allein schon das Installieren von Apps kann zum Sicherheitsrisiko werden.
Zuletzt hatten Hacker die Internetseiten von Behörden und Sicherheitseinrichtungen mit sogenannten DDoS-Attacken lahmgelegt.
Auch Medien, wie die «Neue Zürcher Zeitung» oder muula.ch, können ein Lied davon singen, wie viele Cyberangriffe sie jeden Tag erreichen.
Grindr-App & Co.
Schweizer Firmen und Behörden müssen also ihre Belegschaft sensibilisieren, misstrauisch beziehungsweise zumindest skeptisch zu werden, wenn sich über eine Dating-App allzu rasch eine neue Beziehung anbahnt und die Gespräche «zufällig» auf die Arbeit beziehungsweise auf Dienstliches gelenkt werden.
Während früher eher Apps für Homosexuelle, wie Grindr, im Fokus der Spionage standen, um Menschen aus dem Bereich LGBTQ unter Druck setzen zu können, sind laut den neuesten Informationen mittlerweile alle Dating-Plattformen unterwandert und somit Risiken für Firmen und Behörden.
15.04.2023/kut.