Die Grossbank Credit Suisse hat die Agenda für ihre Generalversammlung angepasst. Das Spektakel wird dennoch spektakulär.
Wenn die Krisenbank Credit Suisse (CS) ein Communiqué am Abend verschickt, kann man davon ausgehen, dass es interessant ist.
Genauso ist es am heutigen Mittwochabend geschehen, die CS kommunizierte Anpassungen an der Agenda für die kommende Generalversammlung (GV) am 4. April im Hallenstadion Zürich.
Schmach vermeiden
Demnach werden drei grössere Anpassungen vorgenommen, die es aber teilweise in sich haben.
So dürfen die Eigentümer der CS nicht mehr über die Entlastung der Geschäftsleitung sowie des Verwaltungsrates im abgelaufenen Geschäftsjahr entscheiden, teilte die Krisenbank am Mittwochabend überraschend mit.
Als Grund für diese Vorgehensweise gibt die CS den Zusammenschluss mit der Grossbank UBS an.
Wahrscheinlich wollen sich Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann und Konzernchef Ulrich Körner die Schmach ersparen.
Es könnte allerdings auch ein geschickter Schachzug sein, um Verantwortlichkeitsklagen das Gewicht zu nehmen, weil es nunmehr formal nie einen Beschluss der Besitzer zur Arbeit des Managements geben wird.
Verantwortliche in die Pflicht nehmen
Einige der Grossaktionäre sowie Stimmrechtsberater, wie ISS und Ethos, hatten sich im Vorfeld der GV nämlich bereits stark gemacht, das CS-Management für die miserablen Leistungen im Jahr 2022 nicht zu entlasten.
Dies ist insofern wichtig, als es damit die eigentlichen Verantwortlichen für das Desaster um die Liquiditätskrise des Geldhauses trifft.
Der Verwaltungsrat hätte nach Ansicht von Beobachtern nämlich viel früher das Topmanagement an die kürzere Leine nehmen müssen.
Keine Sondergratifikation
Der zweite Punkt der Änderungen der Tagesordnungen betrifft einen Sonderbonus für die Geschäftsleitung, die wegen der Transformation besonders viel Arbeit geleistet habe.
Aufgrund der Fusion entfalle dieser Tagesordnungspunkt, hiess es kurz und knapp. Die meisten Aktionäre dürften damit einverstanden sein.
Dividende gestrichen
Und die dritte Änderung betrifft die Dividendenausschüttung für das abgelaufene Geschäftsjahr von 5 Rappen je Namensaktie. Aufgrund der Staatshilfen sei es nicht mehr möglich, eine Dividende auszuzahlen, teilte die CS mit.
Wer von den Aktionären zumindest auf dieses kleine Trostpflasterchen gehofft hatte, geht somit leer aus.
Heftige Diskussionen
Zumindest mit einigen Anpassungen der Generalversammlung dürfte die Katastrophenbank, die ohnehin in die Grossbank UBS integriert werden soll, den Kritikern etwas Wind aus den Segeln genommen haben.
Man stelle sich nur vor, wie eifrig Klein- und Grossaktionäre an der GV den Tagesordnungspunkt zur Entlastung der Organe diskutiert hätten. Schliesslich haben viele Eigentümer mit dem Desaster des CS-Verkaufes an die UBS viel Geld verloren.
Aktionäre bekommen noch 76 Rappen je Anteilsschein. Vor noch nicht allzu langer Zeit waren die CS-Papiere rund 80 Franken je Titel wert gewesen.
Rede und Antwort stehen
Allerdings dürfte die GV dennoch ein Spektakel der besonderen Art werden:
Auch wenn formal keine Entlastung für die Verantwortlichen mehr stattfindet, die Fragen der Eigentümer muss das Management dennoch beantworten. Es dürfte hoch hergehen.
29.03.2023/kut.
