Die Krisenbank Credit Suisse hat ein gigantisch schlechtes Jahr hinter sich gebracht. Die Resultate sind aber noch miserabler als befürchtet.
Neue Besen kehren gut, sagt ein altes Sprichwort. Doch was die neuen Besen um das neue Management der Grossbank Credit Suisse (CS) von Konzernchef Ulrich Körner so alles herausgekehrt haben, geht fast auf keine Kuhhaut mehr.
Die Grossbank hat im abgelaufenen Geschäftsjahr einen gigantischen Verlust von 7,3 Milliarden Franken eingefahren, wie das Schweizer Kreditinstitut am Donnerstag mitteilte.
Deutlich schlechter als 2021
Allein im vierten Quartal 2022 war ein Fehlbetrag von rund 1,4 Milliarden Franken angefallen. Im dritten Quartal wartete die CS schon mit Horrorbotschaften auf, wie muula.ch exklusiv herausgefunden hatte.
Und im Jahr 2021 hatte die Grossbank bereits hohe Verluste von 1,7 Milliarden Franken ausgewiesen. Für das nun abgelaufene Geschäftsjahr hatten Analytiker rund 7 Milliarden Franken an Fehlbetrag kalkuliert und lagen doch noch etwas zu tief.
Erträge im Sinkflug
Die Einnahmen sanken 2022 um rund 34 Prozent auf bloss noch 15 Milliarden Franken. Im letzten Quartal des abgelaufenen Geschäftsjahres sanken die Erträge auf rund 3 Milliarden Franken, immerhin auch ein Minus von 33 Prozent.
Das Geldhaus spricht nun schon gar nicht mehr von einem Übergangsjahr, sondern jetzt ist es eine dreijährige Übergangsperiode, wie Konzernchef Körner anlässlich der Publikation erklärte.
Ständiges Hin und Her
Wie Chaotisch das Ganze mittlerweile ist, illustriert ein einziger Fall ganz schön, der gar nichts mit den CS-Katastrophen, wie Greensill oder Archegos, zu tun hat.
Die Bank hatte sich Ende 2022 entschieden, ein Verkaufsverfahren des legendären Luxushotels Savoy am Zürcher Paradeplatz einzuleiten.
Mit dem Verkauf des Fünf-Sterne-Hauses sollten rund 400 Millionen Franken in die Kasse gespült werden. Böse Zungen behaupten, es gebe zwar deutlich weniger.
Doch dann gab die CS unlängst bekannt, wieder ein Luxushotel, nämlich The Diplomat Beach Resort Hotel in Florida, zusammen mit einem Immobilienfonds zu kaufen.
Das Objekt soll gemeinsam mit Trinity Real Estate Investments von Brookfield private real estate fund erworben und dann unter der Hilton-Flagge Curio Collection betrieben werden.
Schweiz gegen USA tauschen
Nur schon die Renovierung des Gebäudes kostet 90 Millionen Dollar, wie die Bank mitgeteilt hatte.
Doch wer tauscht ein grundsolides Hotel am Zürcher Paradeplatz, das derzeit umgebaut und bald als Mandarin Oriental wiedereröffnet wird, gegen einen Bunker in Florida? Die Credit Suisse.
Eingehen neuer Risiken
Am heutigen Donnerstag teilte CS, der einstige Konkurrent der Grossbank UBS, nun auch mit, für 175 Millionen Dollar The Klein Group im Investment Banking zugekauft zu haben.
Gewiss, da will die CS in ihrem Investment-Banking-Bereich die Marke CS First Boston wiederbeleben. Aber statt Risiken abzubauen, wird erstmal wieder aufgebaut.
Eigentlich war ja ohnehin ein Deal mit Apollo Global Management geschlossen worden, um Geschäft abzugeben.
Gute Kennzahlen
Einzig um die Kapitalstärke brauchen sich Investoren derzeit keine Sorgen zu machen.
Mit den erfolgten Kapitalerhöhungen sind die Kennzahlen im grünen Bereich. Die Quote des harten Eigenkapitals CET1 lag bei guten 14,1 Prozent.
Doch statt sich damit in Ruhe auf lukratives Business zu konzentrieren, wird wieder wie wild der Fusionen- und Übernahme-Besen geschwungen.
09.02.2023/kut.