Der Spezialchemiekonzern Clariant ist ständig in Negativschlagzeilen. Die schlechten Quartalszahlen kaschiert die Firma nun mit einem Deal.
Beim Baselbieter Spezialchemiekonzern Clariant läuft derzeit kaum etwas rund. Nunmehr versucht das Management die Flucht nach vorne und übernimmt für über 800 Millionen Dollar eine Firma.
Gute Ergänzung
Dem US-Kosmetik-Konzern International Flavors & Fragrances (IFF) kauft Clariant den Bereich Lucas Meyer Cosmetics für 810 Millionen Dollar ab, teilte Clariant am heutigen Montag mit.
Mit dem Zukauf baue Clariant den Bereich hochwertiger kosmetischer Inhaltsstoffe aus, hiess es zur Erklärung für den Deal.
Lucas Meyer Cosmetics habe eine breite Kundenbasis, ein gutes Management-Team und sei hochprofitabel. Dies sei eine hervorragende Ergänzung für Clariant, so die Begründung weiter.
Kaufpreis in bar
Gemäss einer Analystenpräsentation ticke die Übernahme alle Kriterien, wonach Clariant an Firmenzukäufen etwa bei attraktiven Marktpositionen, komplementären Technologien und Geschäften in neuen Regionen interessiert sei.
Der Abschluss der Transaktion sei für das erste Quartal 2024 geplant. Dann müsste Clariant auch den Kaufpreis in bar begleichen.
Clariant plant als strategisches Ziel, ein Umsatzwachstum zwischen 4 und 6 Prozent zu erreichen. Bei Lucas Meyer Cosmetics liege der Wert über zehn Prozent, erklärten die Unternehmen auf Basis der erwarteten Umsatzzahlen 2023.
Gigantischer Umsatzeinbruch
Genau solche Wachstumstreiber braucht Clariant eigentlich. Denn im dritten Quartal brachen die Einnahmen um rund 21 Prozent auf nur noch eine Milliarde Franken ein., wie das Unternehmen gleichzeitig am heutigen Montag bekanntgab. In Lokalwährungen ging es um 13 Prozent nach unten.
Beim Umsatzeinbruch trugen die Volumenrückgänge zu 5 Prozent, Verkaufspreisreduktionen zu 3 Prozent und der Währungseffekt zum Schweizerfranken zu 8 Prozent negativ bei.
Das operative Ergebnis auf Stufe Ebitda brach sogar um 28 Prozent auf 160 Millionen Franken ein.
Festhalten an Jahreszielen
Für die ersten drei Quartale zusammen beträgt der Umsatzrückgang 14 Prozent auf 3,3 Milliarden Franken. Das Ebitda liegt bei rund 500 Millionen Franken zirka 24 Prozent unter dem Vorjahresvergleichswert.
An den Jahreszielen hält das Clariant-Management zwar fest.
Allerdings schleckt keine Geiss weg, dass es nach der Whistleblower-Affäre und eine Rechtsklage durch den Mineralölkonzern Shell, über die muula.ch jeweils berichtet, nun auch geschäftlich nicht besonders gut für den Baselbieter Konzern läuft.
Stattlicher Kaufpreis
Wie verzweifelt die Lage mittlerweile ist, zeigt der bekanntgegebene Deal deutlich. Beobachter des Kapitalmarktes erklärten umgehend, dass die Bekanntgabe der Transaktion just zu den schlechten Quartalszahlen sofort Fragen nach dem Timing aufwerfe.
Zudem macht die übernommene Kosmetik-Inhaltsstoff-Firma bloss einen Jahresumsatz von 100 Millionen Dollar. Aber Clariant bezahlt 810 Millionen Dollar und somit eine stattliche Summe dafür.
30.10.2023/kut.