Der Bund hat vom Schweizer Autor Lukas Bärfuss einige Teile des Hausrats angekauft. Der Preis war bisher geheim, doch nun ist er bekannt.
Das Staatsgeheimnis wurde doch noch gelüftet.
Viele Medien hatten unlängst berichtet, dass der Autor Lukas Bärfuss sein literarisches Archiv an die Schweizerische Nationalbibliothek übergebe. Nicht zur Sprache kam dabei allerdings, wie viel die Schweiz das Ganze gekostet hat.
Gegenseitige Geheimhaltung
Auf die Frage von muula.ch an die Nationalbibliothek, was der Bund für den Bärfuss-Ankauf der Sammlung des Schweizerischen Literaturarchivs ausgegeben habe, wollte die Leiterin der Institution, Irmgard Wirtz Eybl, keine Angaben machen.
Alles sei Gegenstand eines Vertrags mit Bärfuss, hiess es lediglich.
Diese Vereinbarung mit dem Bund unterliege aber der gegenseitigen Geheimhaltung, hatte die Leiterin des Schweizerischen Literaturarchivs ausgeführt.
Die Öffentlichkeit hat offenbar kein Anrecht zu erfahren, was mit ihrem Steuergeld passiert, hatte muula.ch damals kritisiert.
Nach Geheimnis neues Geheimnis
In einem grossen Interview mit Bärfuss in der heutigen «SonntagsZeitung» kommt neben der Forderung nach der Zerschlagung der Grossbank UBS aber auch der Preis plötzlich heraus.
Der Bund hat 350.000 Franken für den Ankauf von Entwürfen, Skripten & Co. auf den Tisch gelegt, hiess es.
Was Bärfuss mit diesem Geld mache, welches er vom Schweizer Staat für sein Archiv erhalten habe, wollte die Zeitung von dem Schriftsteller wissen.
«Das geht niemanden etwas an», sagte der linke Bärfuss abweisend und bestätigend zugleich.
Wer gab Details bekannt?
«Verstehen Sie nicht die Frage, ob der erwähnte Betrag angemessen ist für das Archiv eines einzigen Autors?», legte die «SonntagsZeitung» etwas verschoben mit einer Frage nach.
Die Öffentlichkeit habe zwar ein Interesse und ein Recht, diese Zahl von 350.000 Franken zu erfahren.
«Ich kann mich zu Einzelheiten des Vertrages nicht äussern», betonte Bärfuss. Es sei Stillschweigen vereinbart worden, sagte er.
Offenbar betraf die Geheimhaltung nicht den stolzen Preis, wie es einst die Nationalbibliothek sah.
Unklar scheint allerdings, wie die Angaben nunmehr an die Öffentlichkeit gelangt sind.
Kritik bedeutet Anerkennung
Bärfuss konnte auch die Empörung an seiner Person nicht nachvollziehen, dass ausgerechnet jemand von dem Staat belohnt werde, über den er meinte, die Schweiz sei des Wahnsinns.
«Für mich zeugt es von Souveränität – und der Einsicht, dass Kritik immer auf Anerkennung beruht», entgegnete der 52-jährige, der aus ärmlichen Verhältnissen stammt.
Autor Bärfuss selbst versteht sein Archiv «als Beitrag zur Reflexion des Zeitgeschehens, das er in seinen Werken historisch verankert und erfahrbar macht».
So hatte er die Übertragung seiner Arbeiten jedenfalls einst kommentiert.
Schatz begraben
Die Einrichtung von Literaturgeschichte bei der Nationalbibliothek, die auf Anregung von Friedrich Dürrenmatt gegründet worden war, betreut mittlerweile über 400 literarische Nachlässe, Archive und Autorenbibliotheken des 20. und 21. Jahrhunderts.
Wenn da jedes Mal so viel Geld fliesst, wie bei dem Publizisten Bärfuss, lagern hier «Schätze» von rund 140 Millionen Franken.
Für künftige Anschaffungen wird es mit der jetzigen Preisbekanntgabe allerdings schwierig. Kein Autor will seinen «Hausmüll» nun sicher für weniger Geld an den Schweizer Staat abgeben als den Preis, den der noch lebende Bärfuss erhalten hat.
29.12.2024/kut.