Börse findet Schwachstelle in Firmenabschlüssen

Der Wirkstoffhersteller Evolva hat bei Jahresabschlüssen geschlampt. (Bild: PD)

Die Biotech-Firma Evolva ist wegen Fehlern in Jahresabschlüssen gebüsst worden. Der Fall betrifft ein Gebiet, das oft zu wunden Punkten führt.

Das Aufsichts- und Sanktionsorgan der Schweizer Börse, die Swiss Exchange Regulation (SER), hat das Biotech-Unternehmen Evolva Holding wegen Fehlern in den Jahresrechnungen 2019 und 2020 gebüsst.

Die Höhe der Strafzahlung liegt bei 50.000 Franken, wie die SER und das Unternehmen selbst am Montag mitteilten. Die Höhe der Busse liegt somit im Mittelfeld, was die SER normalerweise so an Bussen verhängt.

Reuiges Management

In den entsprechenden Jahresrechnungen nach IFRS seien unvollständige Angaben gemacht und technische Fehler begangen worden, hiess es weiter.

Bei der Höhe der Sanktion berücksichtigte die Sanktionskommission laut dem Communiqué die Schwere des Verschuldens, die Schwere der Verletzung sowie die Sanktionsempfindlichkeit des Emittenten.

Der Wirkstoffhersteller aus Reinach im Kanton Basel-Land, der an der Schweizer Börse kotiert ist, akzeptiert in einem Statement den Entscheid.

Die Hauptvorwürfe über einen möglichen Abschreiber in den Büchern beim Goodwill hätten sich zwar nicht bestätigt. Allerdings habe es durchaus Unzulänglichkeiten bei den Angaben und beim Impairment-Test gegeben, hiess es.

Nur Busse zu spüren

Das neue Evolva-Management, das 2021 und 2022 in die Firma kam, akzeptiere den SER-Entscheid und gelobte Besserung bei den internen Prozessen, hiess es weiter.

Die gefundenen Fehler hätten aber keinen materiellen Auswirkungen auf die Jahresrechnungen der betreffenden Jahre, beteuerte der neue CEO Christian Wichert, der dieses Jahr im Februar an den Start gegangen war.

Weder die Gewinn- und Verlustrechnung noch die Bilanzen seien von der Angelegenheit finanziell betroffen, beteuerte das neue Management. Die Firma sei einzig von der Busse von 50.000 Franken sowie der Kosten für die ganze Sache belastet worden.

Häufige Mängel

Interessant ist für die anderen börsenkotierten Firmen, dass die SER offenbar beim Goodwill und dessen Angaben genauer hinschaut. 

Bereits im Februar 2022 hatte die Sanktionskommission Blackstone Resources AG unter anderem den Erwerb der Tochtergesellschaft South America Invest und den resultierenden Goodwill fehlerhaft bilanziert hat sowie unrichtige Informationen in Zusammenhang mit dieser Akquisition im IFRS-Halbjahresabschluss 2019 und im IFRS-Jahresabschluss 2019 offengelegt.

Das Unternehmen hatte aber anders als der Wirkstoffhersteller Evolva umgehend Rechtsmittel gegen den Entscheid eingelegt.

Milliarden-Deal bei SIX

Bei Goodwill braucht es also vergleichsweise viele Angaben, um die Angelegenheit für Externe mit entsprechender Klarheit nachvollziehen zu können.

Am besten schauen Unternehmen bei den Deklarationen auf die Schweizer Börse SIX selbst. Die hat mit der Übernahme der spanischen Börse BME selbst Mega-Goodwill in den Büchern stehen und dazu muss der Börsenbetreiber für Externe alle Details so transparent wie möglich machen.

Die Angaben sollten sich die Firmen zum Vorbild nehmen, schiesslich will die SIX, die sich im Mehrheitsbesitz von Schweizer Banken befindet, wahrscheinlich keine Fehler in Jahresabschlüssen riskieren.

12.12.2022/kut.

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