Blitzstrategie bei der Graubündner Kantonalbank

Graubündner Kantonalbank GKB
Die Graubündner Kantonalbank GKB verkaufte eine Beteiligung mit Millionengewinn. (Bild: PD)

Strategien sind bei Firmen langfristig. Die Graubündner Kantonalbank setzt bei einem Investment aber neue Zeitstandards.

«Mit der Transaktion bezweckt die Graubündner Kantonalbank GKB ihre Abhängigkeit vom Zinsgeschäft zu reduzieren und den Beitrag ihres Anlagegeschäfts am Bankergebnis weiter zu steigern», hiess es im Januar 2022 von dem Ostschweizer Geldinstitut.

Über Kantonsgrenzen hinaus

Die Beteiligung an der Twelve Capital Holding in Zürich und die Mitarbeit im Verwaltungsrat seien für die GKB eine ausserordentliche Gelegenheit, um den erfolgreich eingeschlagenen Weg der Diversifikation der Erträge konsequent weiterzuverfolgen, erklärte das Geldhaus weiter.

«Diese strategische Finanzbeteiligung stärkt die Position der GKB als Anlagebank, sowohl im Heimmarkt als auch über die Kantonsgrenzen hinaus», lobte die Kantonalbank Graubündens ihre 30-Prozent-Beteiligung an dem unabhängigen Investmentmanager für Versicherungsprodukte.

Die zuständige GKB-Managerin und Twelve-Capital-Verwaltungsrätin Martina Müller-Kamp schwärmt auch noch im Internet, wie wichtig der Bank ihre langfristige Strategie ist.

Zu international?

Von dem war am heutigen Mittwoch nicht mehr viel übrig.

Sowohl die GKB als auch Twelve Capital teilten per Communiqués mit, dass die GKB ihre vor rund zwei Jahren erworbene Minderheitsbeteiligung von rund 30 Prozent an der Twelve Capital Holding an das Management verkaufe.

Twelve Capital habe nun beschlossen, sich noch stärker auf internationale Märkte auszurichten, hiess es. Dies habe zu dem Verkauf geführt.

Gewinn für die Bank

Durch den Verkauf erwartet die GKB im laufenden Jahr immerhin einen ausserordentlichen Gewinn von rund 4 Millionen Franken sowie eine unwesentliche Veränderung des operativen Ergebnisses.

Insofern hat sich das «strategische Investment» kurzfristig für die Bank gelohnt.

Die GKB ist derzeit ohnehin unter Druck, weil sie Millionen beim österreichischen Immobilienmogul René Benko in den Sand gesetzt hat und die genauen Entscheidungswege unklar sind, wie muula.ch berichtete.

Zinsgeschäft floriert

Die GKB halte aber trotz des Verkaufes der Beteiligung an ihrer Strategie fest, mittels Partnerschaften und Beteiligungen zusätzliche Expertise aufzubauen und ihre Abhängigkeit vom Zinsgeschäft zu reduzieren.

Nun, wo das Zinsgeschäft durch die Anhebung der Leitzinsen wieder funktioniert, scheint die Langfristigkeit schon wieder vergessen zu sein.

Zugeknöpfte Antworten

muula.ch fragte beim CEO und Verwaltungsratspräsidenten von Twelve Capital Urs Ramseier nach, warum der Ausstieg so plötzlich kam.

Im ursprünglichen Communiqué war er schliesslich mit dem Satz zitiert: «Die strategische Beteiligung bringt Stabilität in unser Aktionariat, und wir können mit der GKB zusammen unsere Wachstumsziele weiter verfolgen.»

Davon ist ja nach kurzer Zeit bei den auf Insurance-Linked-Securities ILS spezialisierten Investmenthaus nicht mehr viel zu halten.

Zum Ausstieg meinte Ramseier nun, die Bank und die von ihm gegründete Firma hätten sich geeinigt, über die Communiqués hinaus keine weiteren Auskünfte zu erteilen.

Mit einem möglichen Reputationsrisiko um Benko & Co. oder allfälligen Streit habe dies aber nichts zu tun.

Ausscheiden aus Verwaltungsrat

Die Transaktion werde dieser Tage vollzogen, hiess es zum Zeitplan. Auch beim Preis, der zu dem Millionengewinn bei der GKB geführt hat, wollte sich Ramseier nicht in die Karten schauen lassen.

Allerdings bestätigte er, dass die GKB-Vertreterin im Verwaltungsrat Müller-Kamp aus dem Gremium ausscheiden werde.

Eine nötige Generalversammlung stehe diesbezüglich auf dem Plan, hiess es vom Chef des Investmentmanagers im Versicherungsungsbereich Twelve Capital zumindest.

Somit gehen Twelve Capital und die GKB schon nach kurzer Zeit, trotz strategischen Beteuerungen, getrennte Wege.

15.05.2024/kut.

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