Bei Swiss Life verglimmen Milliarden an Eigenkapital

Lebensversicherer Swiss Life in Zürich
Dunkle Schatten fallen auf den Lebensversicherer Swiss Life. (Bild: muula.ch)

Swiss Life hat wie andere Versicherer die Methodik für die Buchhaltung angepasst. Dabei gehen das Rekordjahr und Einiges mehr flöten.

Der Lebensversicherer Swiss Life will die Rechnungslegung auf neuere Standards umstellen.

Dies machen derzeit viele Gesellschaften, weil mit IFRS 17 und IFRS 9 nach langer Zeit endlich Regeln für den Ausweis von Versicherungsverträgen sowie zur Buchung von finanziellen Vermögenswerten klar sind.

Langlaufendes Geschäft im Fokus

Besonders stark trifft es Lebensversicherer, weil die Policen so lange laufen und weil der Gewinn beziehungsweise Verlust eines jeden Jahres aus diesen Verträgen besonders schwierig zu bestimmen ist.

Das neue System soll aber Kosten und Erträge eines Versicherungsvertrages «korrekter» über die gesamte Laufzeit verteilen. Je nachdem, wie es die Konzerne bisher gehandhabt hatten, sind die Umstellungseffekte grösser oder kleiner.

Gewinnschwund um hunderte Millionen

Die Swiss Life gab nun am heutigen Mittwoch bekannt, dass sie für das abgelaufene Geschäftsjahr mal den Standard IFRS 17 angewendet hat.

Dabei kommt der Gewinn auf 1,189 Milliarden Franken zu erliegen.

Wendet der Konzern beide neuen Standards an, käme der Reingewinn aufgrund der Aktienkurseinbrüche sogar bloss noch auf 1,029 Milliarden Franken zu erliegen.

Einbruch von 30 Prozent

Ausgewiesen hatte der Lebensversicherer für 2022 aber 1,455 Milliarden Franken an Gewinn. Hätte die Swiss Life also bereits im Jahr 2022 auf diese neuen Buchhaltungsregeln gesetzt, wäre es kein Rekordgewinnjahr gewesen.

Der Reingewinn ist ja um 426 Millionen Franken beziehungsweise um fast 30 Prozent geringer ausgefallen.

In den Jahren davor gab es immer einen höheren Konzerngewinn, also etwa 2018 mit 1,080 Milliarden Franken, 2019 mit 1,205 Milliarden Franken, 2020 mit 1,051 Milliarden Franken und auch 2021 mit 1,257 Milliarden Franken.

Implosion der Eigenmittel

Noch schlimmer als beim Konzerngewinn sieht die Bilanz des Lebensversicherers bei dem Wechsel aus.

Laut der Medienmitteilung kommt das Eigenkapital per Ende 2022 bei Anwendung von IFRS 17 bloss noch auf 8,4 Milliarden Franken zu erliegen.

Am Jahresanfang 2022 lag der Wert noch bei 15,7 Milliarden Franken. Das ist schon mal ein Schwund von rund 50 Prozent.

Halbierung des Eigenkapitals

Im Geschäftsbericht 2022 war das Eigenkapital zum Jahresende aber noch mit 10,3 Milliarden Franken ausgewiesen worden.

Es sind somit bei Anwendung von nur einem Rechnungslegungsstandard fast 2 Milliarden an Eigenmittel verschwunden.

Konkret sind es 1,885 Milliarden Franken.

Per Ende 2021 hatte der Konzern noch ein Eigenkapital von 16,5 Milliarden Franken angegeben.

Binnen weniger Monate halbierten sich die Eigenmittel. IFRS 9 noch nicht einmal mitgerechnet.

Positiver Gegeneffekt

Bei solch sinkenden Werten ist es aber fast logisch, dass die Eigenkapitalrendite, also der Quotient aus Gewinn und Eigenkapital, steigt.

Sie liegt statt bei den ursprünglichen 12,8 Prozent nunmehr bei 13,9 Prozent, wie der Konzern besonders stark hervorhebt.

Börse reagiert geschockt

Die Investoren schrecken all die Zahlen jedenfalls auf.

An der Börse gehen die Swiss-Life-Titel mit rund 3 Prozent in die Knie.

Die Swiss Life geht bei der Präsentation der Effekte für Investoren aber auch nicht so ausführlich auf die ganzen Details ein, als etwa die Helvetia-Gruppe.

Diese hatte am gestrigen Dienstag ihre Resultate für die Anpassungen in der Buchhaltung bekanntgegeben, wie auch muula.ch berichtete.

Wahrscheinlich passt für Swiss Life dann das französische Sprichwort dabei gut. «Honi soit qui mal y pense».

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

28.06.2023/kut.

Bei Swiss Life verglimmen Milliarden an Eigenkapital

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