
Das Zürcher Bankhaus Julius Bär strafft seine Organisation. Der neue Chef Stefan Bollinger greift hart durch und festigt seine Position.
Wer Investoren auf der ganzen Welt nach dem besten Schweizer Vermögensverwalter fragt, bekommt oft eine überraschende Antwort.
Benko-Skandal als Warnung
Es ist nämlich nicht, wie man meinen könnte, die Grossbank UBS oder die Genfer Privatbank Pictet.
Meist wird das Zürcher Bankhaus Julius Bär als der beste Schweizer Partner für Geldgeschäfte genannt.
Doch zuletzt hat das Image wegen Fehlgeschäften mit dem österreichischen Immobilienmogul René Benko gelitten.
Ein neuer Chef, Stefan Bollinger, soll es daher wieder richten. Und genau dies macht der neue starke Mann bei Julius Bär.
Wachstum im Fokus
Erst verkleinerte er die Geschäftsleitung radikal. Nun wird die ganze Organisation straffer ausgerichtet, wie das Zürcher Geldhaus am heutigen Montag bekanntgab.
Eine einfachere und vor allem kundenorientiertere Struktur werde angestrebt, um Wachstum zu generieren, hiess es.
Mit der Schaffung einer globalen Produkt- und Lösungseinheit, der Gliederung des Kundengeschäfts in drei Regionen und der Ernennung eines Leiters für alle Digital Business Transformation-Initiativen werde die Organisation weiter vereinfacht, lautete die konkrete Vorgehensweise.
Drei statt fünf Regionen
Besonders die Einhaltung höchster Risikostandards stünde im Fokus.
Genau daran hatte es zuletzt bekanntermassen gehapert, als Julius Bär hunderte Millionen in den Wind streichen musste. Peinlicher ging es wohl kaum.
Nun sollen also weltweit gleiche Prozesse her und aus fünf Regionen in der Welt werden drei.
Der neue Chef Bollinger, der von Goldman Sachs kommt, will dabei keine Zeit verlieren. Die Änderungen träten per sofort in Kraft, hiess es im Communiqué.
Auch die Entwicklung der digitalen Welt will der Julius-Bär-CEO umsetzen und richtet die neuen Strukturen für die Kunden sowie die Kundenberater digital aus.
Personalabbau im Gange
Von Stellenreduktionen ist zwar im Communiqué keine Rede. Doch ist klar, dass mit der Steigerung der Effizienz meist auch weniger «Manpower» gebraucht werden.
Zum Jahresanfang war die Geschäftsleitung bereits von 15 auf 5 Personen redimensioniert und ein Sparvolumen von 110 Millionen Franken im laufenden Jahr sowie 5 Prozent weniger Mitarbeiterbestand angekündigt worden.
Obwohl dies rund 400 Personen sind, entspricht es unter dem Strich kaum mehr als der üblichen Frühpensionierungen und der natürlichen Fluktuation.
Klares Ziel vor Augen
Neue Besen kehren gut, heisst es oft. Und eine Organisation, wie bei der Traditionsbank Julius Bär, kann frischen Wind sicher gebrauchen.
Gleichzeitig sitzt der neue CEO durch den radikalen Durchgriff auch fester im Sattel und stärkt damit seine Position.
Mit den Anpassungen dürfte Bollinger laut Experten dafür sorgen, dass die Antwort bei Investoren nach dem besten Schweizer Geldhaus weiterhin Julius Bär bleibt.
07.04.2025/kut.