Batsheva – getanzte Gefühle aus Israel erobern die Welt

Batsheva Dance Company aus Israel
Die Batsheva Dance Company aus Isreal begeistert das Publikum. (Bild: PD)

Bei der Batsheva Dance Company verschmelzen israelische Traditionen und zeitgenössische Kunst. Getragen von den Rothschilds entsteht sogar eine klare Vision im Nahostkonflikt.

Wer einmal den zeitgenössischen Tanz der Batsheva Dance Company aus Tel Aviv gesehen hat, wird ihn nie wieder vergessen können.

Die Stärke und auf Emotionen ausgerichtete Darbietung der Tänzer geht so unter die Haut, dass die Gedanken darüber auch noch Tage und Wochen nach der Show in den Köpfen der Zuschauer herumschwirren.

Neudefinition der Tanzkunst

Es ist Kunst. Es ist Performing Art, die da von Israel aus die Bühnen der Welt erobert und Menschen überall auf dem Planeten begeistert.

In den eleganten Bewegungen der Batsheva Dance Company spiegelt sich die reiche kulturelle Essenz Israels wider, während sie gleichzeitig die Grenzen zeitgenössischer Tanzkunst neu definiert.

Rothschilds als Geldgeber

Dieser Erfolg ist vor allem drei Personen zu verdanken. Mitgründerin des Ensembles war die Baroness Bethsabée (Batsheva) de Rothschild (1914–1999), die Tochter des Barons Edouard de Rothschild (1868–1949). Die Familie floh vor den Nationalsozialisten in die USA, und Bethsabée machte in New York die Bekanntschaft mit der Choreografin Martha Graham.

Im Jahr 1962 wanderte de Rothschild nach Israel aus und erkannte dort das Fehlen einer Kompanie für zeitgenössischen Tanz. Sie holte Graham nach Israel und gründete mit ihr im Jahr 1964 die Batsheva Dance Company, die nun weltweit für Aufsehen sorgt.

Die Baroness regelte dabei hauptsächlich die Finanzen, während sich Graham um die künstlerischen Aspekte kümmerte.

Expressiven Bewegungen

Die dritte Person, welche der israelischen Tanzgruppe zu weltweitem Ruhm verhalf, ist der Tänzer und Choreograf Ohad Naharin. Er übernahm ab 1990 die künstlerische Leitung des Batsheva-Ensembles und verantwortet die Haupt-Choreografie noch bis heute.

Sein Tanz wird zu einer Sprache, die ohne Worte Geschichten erzählt – eine Erzählung von Liebe, Verlust, Hoffnung und Transformation.

Die Choreografie ist geprägt von expressiven Bewegungen, synchronen Formationen und atemberaubenden Soloauftritten, die das Publikum in einen Sog aus Emotionen ziehen.

Kraftvolle Momente

Die visuelle Ästhetik der Performance ist ein weiterer Höhepunkt. Lichtdesign und Bühnenbilder schaffen eine surreale Welt, in der die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen.

Die dynamische Beleuchtung betont die kraftvollen Momente und zaubert schattenhafte Silhouetten auf die Bühne, während minimalistische Bühnenbilder Raum für Interpretationen lassen.

Rockmässiges Anschreien

Eines der beeindruckendsten Tanzstücke der Batsheva Dance Company ist der «Stuhltanz». Dabei bewegen sich 15 Tänzer in schwarzen Anzügen mit weissen Hemden zum jüdischen Gesang «Echad mi yodea», der traditionell zum Pessach-Fest gesungen wird. Sie springen auf, umkreisen in perfekt abgestimmter Choreografie die Stühle.

Dabei reissen sie sich in emotionalen Bewegungen, die an selbst beigefügten Schmerz erinnern, nach und nach die Kleider vom Leib und schmeissen alles in die Mitte des Halbkreises.

Am Ende stehen sie fast nackt, aber schamlos vor dem Publikum und schreien «Echad mi Yodea» (Wer weiss?) fast rockartig den Anwesenden entgegen. Es ist ausdrucksstark und unvergesslich.

Die Worte «shebashamaim uva’aretz» (im Himmel und auf Erden) brennen sich in das Gedächtnis der berührten Zuschauer ein.

Botschaft aktueller denn je

Der Stuhltanz symbolisiert eigentlich den stetigen Strom jüdischer Menschen nach Palästina unmittelbar vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Thema könnte aber aktueller nicht sein. Mit ihrer Energie geben die Tänzer einen unmittelbaren Kommentar zur Geschichte ab, die sich vor den Augen des Publikums als Performance Art entfaltet.

«Chair Dance» von Ohad Naharin
Der «Chair Dance» von Ohad Naharin berührt die Emotionen. (Bild: youtube)
«Chair Dance» von Ohad Naharin
Der «Chair Dance» von Ohad Naharin berührt die Emotionen. (Bild: youtube)

Mit dem Ablegen der Kleidung trennen sie sich immer mehr von ihrer jüdischen Orthodoxie. Dies wirkt wie ein Akt der Befreiung und einem Brechen mit Traditionen. Die Tänzer sind offen für Neues, für neue Ideen, ohne in vorgefasste Meinungen zu verfallen.

Genau das, was die Region derzeit am meisten braucht, um die komplexe politische Situation zwischen Israel und Gaza wieder in den Griff zu bekommen.

In Berlin zu Gast

Wer nur schon das Video zum «Chair Dance» auf youtube schaut, bekommt als Betrachter eine Gänsehaut. Klar, kann man derzeit wegen des aufgeflammten Nahostkonflikts nur unter erschwerten Bedingungen nach Israel reisen, um so etwas live zu sehen.

Allerdings wird das Programm oder Teile davon auch weltweit von Australien bis zu den USA aufgeführt.

Das Schweizer Wirtschaftsnews-Portal muula.ch, das regelmässig an den Wochenenden über Kunst, Kultur, Reisen und Weine sowie Luxusgüter berichtet, entdeckte die beeindruckende Performance Art aus Israel im Friedrichstadtpalast in der deutschen Hauptstadt Berlin.

Neue Flugverbindungen

Das neuste Programm von Chef-Choreograf Naharin heisst «Momo». Es wird ab dem 25. Januar 2024 im Suzanne Dellal Centre in Tel Aviv aufgeführt.

Und die Schweizer Fluggesellschaft Swiss plant, ab Anfang Januar auch die Metropole Tel Aviv wieder von Zürich aus täglich anzufliegen. Auch Easyjet nimmt die Destination Tel Aviv ab 21. Januar 2024 vom Basler Euroairport wieder in den Flugplan auf.

Vielleicht gehen bald weiteren Menschen die Tanzdarbietungen der Batsheva Dance Company unter die Haut. Vergessen wird man sie danach jedenfalls nie wieder.

09.12.2023/kut.

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