Der Schokoladenproduzent Barry Callebaut hat eine stattliche Rendite erwirtschaftet. Dazu trugen aber nicht nur Preiserhöhungen bei.
Zahlreiche Unternehmen wählen als Geschäftsjahr nicht das Kalenderjahr und einer der grössten Schokoladeproduzenten der Welt, der Zürcher Konzern Barry Callebaut, gehört dazu.
Ernteausfälle wirken
Im per Ende August abgelaufenen Geschäftsjahr ging die Verkaufsmenge zwar um 1,1 Prozent auf rund 2,3 Millionen Tonnen zurück, wie das Unternehmen am heutigen Mittwoch mitteilte.
Der Umsatz des auf die Industrie und Gastronomie ausgerichteten Konzerns legte jedoch aufgrund von Preiserhöhungen um 4,7 Prozent auf rund 8,4 Milliarden Franken zu.
In Lokalwährungen ging es sogar um 9,7 Prozent nach oben, was zeigt, dass der Schweizerfranken die Expansion etwas bremste.
Zucker und Kakao sind derzeit ohnehin sehr teure Rohwaren, weshalb sich Preiserhöhungen gut durchsetzen lassen.
Auch gibt es Engpässe bei Dünger, der Enso-Effekt mit der Erwärmung des Meeres drückt auf die Erntemengen bei Kakao und eine neue Regulierung in der EU schafft Knappheit, was zu Preisaufschub führt.
Saisonale Schwankungen
Beim Gewinn von Barry Callebaut gab es dagegen kein Halten nach oben mehr. Obwohl ein Salmonellen-Vorfall, die schwächere Kundennachfrage und eben steigende Rohwarenpreise den Schokoladenkonzern belasteten, stieg der Jahresüberschuss um 22,8 Prozent auf 443 Millionen Franken.
Insofern war 2022/23 schon mal ein komisches Geschäftsjahr.
Für die Aktionäre will die Schoggi-Firma die Dividende an der Generalversammlung vom 6. Dezember 2023 um einen Franken auf 29 Franken erhöhen. Finanzanalytiker hatten da ein Schokoladenstückchen mehr erwartet.
Nun, warum hat Barry Callebaut beziehungsweise haben Firmen so komische Geschäftsjahre? Dies hat meist mit stark zyklischem Business zu tun.
Bei Schokolade kann man sich analog zu Champagner vorstellen, dass an Weihnachten oder zum Jahreswechsel sehr viel nachgefragt wird.
Bilanzstichtag wirkt
Die Unternehmen haben dann das Problem, dass die Bilanz zum 31. Dezember jeweils mit hohen Forderungen an die Kundschaft oder hohen Bargeldbeständen ein untypisches Bild aufweist.
Auch kann man sich bei Schokolade vorstellen, dass die Haupternte von Kakao eine Rolle spielt. Wenn die kurz nach einem Bilanzstichtag passieren würde, müssten Firmen nach Abschluss des Geschäftsjahres wichtige Ereignisse noch in den Jahresabschluss aufnehmen.
Solche Situationen können Firmen mit der Verschiebung des Geschäftsjahres auf einfache Weise aber umgehen.
Bierboom im Sommer
Im Tourismus oder bei der Bauwirtschaft wählen Firmen nicht selten anderslautende Geschäftsjahre als das Kalenderjahr, weil sie die Hauptsaison mit diesem Zeitraum besser abdecken können.
Liegt der Beginn des Geschäftsjahres vor der Hochsaison, kann es aus steuerlichen Gründen auch sinnvoll sein, das Geschäftsjahr vor dem Boom abzuschliessen, weil dann die Warenlager gut gefüllt sind und dies als Aufwand berücksichtigt werden kann.
Vor der Fusion des französischen Schokoladenunternehmens Cacao Barry mit Callebaut zu Barry Callebaut, war der zweite Partner eigentlich im belgischen Ort Wieze eine Brauerei, die später Schokoriegel produzierte.
Gerade bei Bierfirmen gibt es aber aufgrund des hohen Sommerkonsums beim Gerstensaft oftmals ein Geschäftsjahr, das vom Kalenderjahr abweicht.
Rendite auf Durchschnittskapital
Manchmal hat ein verschobenes Geschäftsjahr aber auch länderspezifische Ursachen. Das Fiskaljahr in Japan endet zum Beispiel traditionell per Ende März oder in Australien schliesst man die Bücher jeweils zur Mitte des Winters per 30. Juni jedes Jahr.
Für Barry Callebaut ist also Ende August der optimale Zeitpunkt. Das hat Ursachen auf das durchschnittlich gebundene Kapital.
Denn die Rendite darauf, also der Roic, liegt bei 13,1 Prozent, was laut dem Geschäftsbericht einer Steigerung um 1,6 Prozentpunkte gegenüber dem Vor-Businessjahr entspricht.
Würde das Geschäftsjahr per 31. Dezember enden, wäre das durchschnittlich gebundene Kapital sicher höher und die Rendite darauf deutlich kleiner.
01.11.2023/kut.