Banken spielen Untergang der CS als Betriebsunfall herunter

Das Logo der Credit Suisse an einem Gebäude in der Zürcher Bahnhofstrasse
Die Lehren aus dem Untergang der CS sollen verwässert werden. (Bild: muula.ch)

Die Schweizer Banken gehen auf Konfrontationskurs mit dem Land. Doch diesmal könnte die Strategie der Geldhäuser schiefgehen.

Der Finanzplatz Schweiz hat vom Bundesrat noch immer bekommen, was er will.

Doch aufgrund des Untergangs der Credit Suisse (CS) mit viel Staatshilfe und extremen Risiken für die Schweiz, will der Bundesrat nunmehr rund zwei Dutzend Massnahmen ergreifen, wie er im März dieses Jahres bekanntgab.

Regulierungswut sei kritisch

Dagegen wehren sich die Bankenvertreter mit Händen und Füssen, wie die Schweizerische Bankiervereinigung SBVg am Donnerstag klarmachte.

Nach Durchsicht des Reports zur Bankenstabilität des Bundesrates, sehe der Finanzplatz die Regulierungswut der Landesregierung kritisch, hiess es.

Nur stückweise nachgeben

Die SBVg legte sich bei ihrer Gegenwehr voll ins Zeug.

Weder neue Kompetenzen für die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma, wie das Ausstellen von Bussen oder frühzeitige Interventionen, noch höhere Eigenkapitalanforderungen für die Geldhäuser, wollten UBS, Raiffeisen, ZKB, Postfinance & Co. akzeptieren.

Allenfalls das sogenannte Senior-Management-Regime, also die direkte Zuordnung von Verantwortung auf Personen, dürfe kommen.

Doch wer genau dahinter schaut, fragt sich, warum es dies eigentlich bei Banken nicht gibt. Wer steuert denn so ein Geldinstitut?

Offenbar niemand, wie die Verantwortungslosigkeit um die CS eindrücklich zeigte.

Kein Kraut gegen schlechte Manager

Es wird also deutlich, dass die Bankenvertreter der Schweiz den Kampf angesagt haben.

Die CS sei nicht wegen Kapitalproblemen untergegangen, sondern wegen schlechten Managements, lautet der Tenor. Doch dagegen sei kein Kraut gewachsen, erklärte zum wiederholten Male die SBVg.

Daher brauche es eigentlich keine Änderungen – allenfalls etwas «Kosmetik», so die Maximalforderungen derzeit.

Als die CS noch Mitglied der Bankiervereinigung war, hätte sich die Organisation wohl nie getraut zu sagen, dass dort quasi Pfeiffen in der Geschäftsführung sassen.

Geldhilfen sind aber willkommen

Wohlgemerkt darf die Schweiz aber bei der Liquidität für Kreditinstitute bessere Hilfen schaffen. Der sogenannte Public Liquidity Backstop, der bei der CS-Krise per Notrecht eingeführt worden war, darf durchaus kommen.

Weil das Geld bei einer Bank im Krisenfall zu rasch abfliesst, soll die Schweizerische Nationalbank SNB mit Hilfe des Staates zusätzliche Handlungsmöglichkeiten bekommen.

Dies begrüssten die systemrelevanten Geldhäuser, weil es tut ihnen nicht weh, sondern nützt ihnen.

Streit um richtige Kennzahl

Der grösste Knackpunkt dürfte allerdings die Höhe des Eigenkapitals von Banken sein. Die Geldhäuser haben bekanntermassen nur 4 bis 5 Prozent an harter Eigenkapitalquote.

Das scheint auch dem Bundesrat zu wenig, zumal es noch viele Ausnahmen gibt. Die Eigenmittelausstattung der Schweizer Banken müsse man im internationalen Kontext sehen, hiess es da von der SBVg kritisch.

Ein Überschiessen der Anforderungen sei da für die Schweizer Geldhäuser unbedingt zu vermeiden. Wie viel sie als akzeptabel erachten, sagen die Banker aber wohlgemerkt nicht.

Staat muss immer retten

Letztlich zeigt sich, dass die Banken nicht bereit sind, aufgrund des Untergangs der CS künftig härtere Massnahmen für den Finanzplatz zu akzeptieren.

Sowohl die Grossbank UBS als auch die CS mussten vom Schweizer Staat gerettet werden, weil beide Geschäftsmodelle und vor allem das Risikomanagement nicht funktionierten.

Daraus wollen die Banker quasi nichts lernen.

Volk will Freibrief vermeiden

Doch diesmal wird das Volk genau hinschauen, welche Regeln der Bundesrat und das Parlament am Ende tatsächlich erlassen werden. Einen Freibrief, wie sonst immer, will die Bevölkerung nicht akzeptieren.

Denn eins ist klar, der nächste «Betriebsunfall» am Schweizer Finanzplatz lässt sich nicht mehr so leicht für das Land beheben.

24.10.2024/kut.

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