Die Schweiz hat wieder mehr Motorfahrzeuge. Umweltschützer lassen sich dabei nur mit einer Entwicklung von Luzern nach Lugano besänftigen.
Die kleinräumige Schweiz ist ein Paradies für Autofahrer. Der Gesamtbestand an Motorfahrzeugen vergrösserte sich auch im Jahr 2023 um 1,2 Prozent auf über 6,4 Millionen, teilte das Bundesamt für Statistik BFS am heutigen Dienstag mit.
Abschwächender Trend
Im Jahr 2023 waren zwar 20,7 Prozent aller neu in Verkehr gesetzten Personenwagen rein elektrisch betrieben, was 3,0 Prozentpunkte mehr waren als im Jahr davor.
Allerdings hätten die Elektroautos in den Jahren 2020, 2021 und 2022 noch Anteilsgewinne zwischen 4 und 5 Prozentpunkten verzeichnet, hiess es weiter.
Insofern nimmt der Anteil an Elektrofahrzeugen weniger stark zu als in den Vorjahren, so das Fazit zur offiziellen Schweizer Strassenfahrzeugstatistik.
Weniger Personenwagen
Aufgrund der Covid-19-Pandemie und des Ukraine-Kriegs hatte die Automobilbranche 2020 bis 2022 mit zum Teil erheblichen Lieferengpässen zu kämpfen gehabt. Diese konnten im Jahr 2023 grösstenteils behoben werden.
Dennoch lagen die Neuzulassungszahlen weiterhin noch klar unter den Werten von vor der Coronavirus-Pandemie: 356.538 neu in Verkehr gesetzte Motorfahrzeuge im Jahr 2023 bedeuten zwar eine Zunahme von 10,6 Prozent gegenüber 2022.
Doch resultierte im Vergleich zum Vor-Covid-Jahr 2019 noch immer ein Minus von 12,9 Prozent.
Hierin widerspiegelt sich vor allem die Entwicklung bei der mit Abstand grössten Fahrzeuggruppe, den Personenwagen, denn im Jahr 2023 wurden 255.981 Autos neu zugelassen, was 11,6 Prozent mehr sind als 2022, aber 18,1 Prozent weniger als 2019.
Kleiner Trost
Doch die kleine Delle in der Statistik fällt im Langzeitvergleich praktisch nicht auf, wie die Grafik eindrücklich illustriert.
Das grösste Treibstoff-Segment bildeten 2023 zudem nach wie vor die reinen Benzin-Autos. Mit einem Anteil von 33,3 Prozent an allen Neuzulassungen lagen diese aber nur noch knapp vor den Normal-Hybriden mit 29,9 Prozent, was für Umweltschützer aber nur ein kleiner Trost sein dürfte.
Zumindest sinkt der Anteil von Dieselfahrzeugen das siebte Jahr in Folge und betrug zuletzt nur noch 9,4 Prozent.
Alles in allem waren 2023 in der Schweiz laut der Detailstatistik 6.445.122 motorisierte Strassenfahrzeuge zum Verkehr zugelassen, dies ohne Motorfahrräder und E-Bikes. Zu etwa drei Vierteln handelte es sich dabei um Personenwagen, von denen 4.760.948 Stück immatrikuliert waren.
Anschaulicher Vergleich
Somit verkehrten auf den Schweizer Strassen 39.668 Personenwagen mehr als noch ein Jahr zuvor, was einem Plus von 0,8 Prozent entspricht.
Würde man diese zusätzlichen Fahrzeuge Stossstange an Stossstange aneinanderreihen, ergäbe sich eine Kolonne von 175 km Länge, was ungefähr der Autobahndistanz von Luzern nach Lugano entspricht.
Die Statistiker werden bei Vergleichen also richtig kreativ.
Enorme Unterschiede im Verbrauch
Und noch ein Problem machten die Statistiker vom BFS dabei aus. Der durchschnittliche Stromverbrauch der in der Schweiz zugelassenen Elektroautos lag 2023 bei 18,6 Kilowattstunden pro 100 Kilometer, wobei die Spreu und der Weizen weit auseinanderliegen.
Während die 10 Prozent sparsamsten Fahrzeuge im Schnitt 14,4 Kilowattstunden auf 100 Kilometer verbrauchten, benötigten die 10 Prozent der «energieintensivsten» Autos für die gleiche Distanz 25,9 Kilowattstunden, also annähernd doppelt so viel, hiess es.
Wenn dann noch umweltfeindlicher Kohle- oder Atomstrom dabei verwendet wird, dürfte die Situation an Komik nicht zu überbieten sein.
30.01.2024/kut.