
Die Schweizerische Nationalbank SNB hat sich zwar nicht getraut, Negativzinsen einzuführen. Doch die Begründung ist etwas überraschend.
Die Schweizerische Nationalbank SNB hat beschlossen, den Leitzins unverändert bei 0 Prozent zu belassen.
Der Inflationsdruck sei gegenüber dem Vorquartal quasi unverändert geblieben, teilte die SNB am heutigen Donnerstag mit.
Stabilität bei eigener Prognose
Durch die Lockerung der Geldpolitik in den vergangenen Monaten habe die Teuerung von -0,1 im Mai auf 0,2 Prozent im August leicht zugenommen, hob SNB-Chef Martin Schlegel an einer Medienkonferenz in Zürich hervor.
Besonders höhere Inflation im Tourismus und bei importierten Waren habe zu dieser Entwicklung beigetragen, erklärte der Nationalbankpräsident weiter.
Die eigene Prognose zur Teuerung befinde sich im gesamten Vorhersagezeitraum im Bereich der Preisstabilität, hiess es.
Die zwei Bereiche Tourismus und Importwaren sorgten also dafür, dass die Nationalbank nicht an der Zinsschraube drehen musste.
US-Strafzölle verpuffen
Zwar sei das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal schwach ausgefallen.
Allerdings seien nur rund 4 Prozent der Schweizer Exporte von den US-Strafzöllen überhaupt betroffen.
Der Einfluss dieser US-Massnahmen auf die das Wachstum der Schweizer Volkswirtschaft sei also gering, auch wenn einzelne Branchen stark betroffen sein dürften.
Schweizerfranken unattraktiv machen
An der Medienkonferenz drehte sich vieles darum, weshalb die SNB den Zinsschritt in den negativen Bereich vermieden hat.
Die Hürde für die Einführung von Negativzinsen sei höher als bei Senkungen von normalen Leitzinsen, erklärte Schlegel erneut.
Die Funktionsweise von Negativzinsen sei dabei aber nicht infrage gestellt. Beim vergangenen Mal habe es funktioniert, die Attraktivität des Schweizerfranken zu senken.
Negativzinsen würden aber erst eingeführt, falls die SNB ihr Mandat zur Preisstabilität nicht mehr erfüllen könne, bekräftigte Schlegel.
Dies sei derzeit ohne Negativzinsen möglich, obwohl die Teuerung quasi fast im negativen Bereich liegt.
Neuer Mindestkurs als Option?
Der Euro sei zum Schweizerfranken seit Jahresanfang relativ stabil. Der Dollar habe aber rund 12 Prozent abgewertet.
Die Einführung eines Dollar-Mindestkurses, wie es ihn beim Euro unlängst gab, diskutiere die SNB jedoch derzeit nicht, erklärte SNB-Chef Schlegel auf eine entsprechende Frage von muula.ch.
Eine stark deflationäre Entwicklung sei damals der Hintergrund für die Massnahme gewesen. In dieser Situation sei die Schweiz momentan nicht, hiess es.
Insgesamt wurde an der Medienkonferenz klar, dass sich die Welt auf einen längeren Zeitraum von Nullzinsen bei der SNB und Interventionen am Devisenmarkt im Hintergrund einstellen darf.
25.09.2025/kut.