
Menschen suchen Lebenshilfe oft bei Medizinern. Doch manchmal reicht der Weg ins Büro eines Ökonomen, um Wahrheiten für Lebensglück zu erhalten.
Wer wissen will, wie man glücklicher im Leben wird, muss sich nicht unbedingt in die Seele beim Psychotherapeuten schauen lassen.
Es könnte auch ein Blick von einem Ökonomen auf Zahlen sein.
Mehr bringt mehr
Lange hiess es, ab einem gewissen Einkommen steigere sich das Glücksgefühl nicht mehr.
Nun zeigt aber die Wirtschaftsforschung: Doch, es steigt, und zwar ziemlich linear sogar.
Wer also glaubt, das nächste Gehaltspaket sei ab 110.000 Dollar an Jahreseinkommen nur Ballast, der liegt falsch.
Es gebe kein Ende der Fahnenstange, bei dem schöne Dinge schöner sind als unschöne, beschrieb dies der «Economist» in seiner neuesten Ausgabe.
Weggehen lohnt sich
Doch schon von Anbeginn des Lebens kann einiges schiefgehen. Wer nämlich in einem armen Land geboren wird, packt am besten seine Sachen und versucht es in reicheren Gegenden, lautet ein weiterer Rat von Ökonomen.
Personen, die aus einem Entwicklungsland nach Amerika gehen, erzielen im Schnitt rund 14.000 Dollar mehr an Einkommen pro Jahr, selbst wenn man die unterschiedlichen Preise anpasst.
Wirtschaftswissenschafter wundern sich eher, warum es nicht viel mehr Migration gibt.
Medizinstudium pusht Verdienst
Doch im Leben kann nicht nur der Geburtsort, wie bei 83 Prozent der armen Weltbevölkerung, schiefgehen. Auch die Wahl der Bildung und vor allem, welches Gebiet gewählt wird, wirken sich markant aus.
Ein Hochschulstudium zahlt sich selbst nach Steuern noch mit einem 20 Prozent höheren Lebenseinkommen aus.
Doch es kommt auch darauf an, was studiert wird, denn Mediziner und Ökonomen können sich über 650.000 Dollar an höherem Lebensverdienst freuen als etwa künstliche Studienfächer.
Gewerkschaften für Faule
Auch die Wahl der Firma, in welcher man arbeitet, schlägt sich auf das Einkommen nieder.
Leistungsorientierte Menschen sollten dabei Unternehmen meiden, in denen Gewerkschaften stark sind, empfehlen Ökonomen im britischen Wirtschaftsblatt, das die italienische Unternehmerfamilie Agnelli als Haupteigentümer hat.
Faule profitieren dagegen von den Aktivitäten der Gewerkschaften, weil sie für Low-Performer bessere Gehälter aushandeln.
Kinderwunsch spät erfüllen
Mit Vorsorgesparen sollten aber alle frühzeitig anfangen. Wer seinen Job verliert, sollte an Umschulung denken, wobei die Fachrichtung wichtig ist.
Bei Familienentscheidungen zeigt sich obendrein, dass spätere Heiraten oft stabilere Partnerschaften hervorbringen.
Bei Kindern ist der Zeitpunkt ebenfalls relevant: Je später ein Karriereunterbruch erfolgt, desto geringer sind die Einkommenseinbussen bei Frauen.
Isolation meiden
Auch für ältere Menschen haben Ökonomen nützliche Empfehlungen parat.
Die wichtigste Empfehlung ist, den Fokus weniger auf zusätzliches Einkommen als vielmehr auf Lebensqualität zu legen.
Einsamkeit gilt bei Senioren als grösstes Risiko.
Wer soziale Kontakte pflegt oder auch ein Zweitstudium absolviert, schützt sich nicht nur vor Isolation, sondern steigert auch das Wohlbefinden im Alter.
Statistik gibt Antworten
Daten liefern also oftmals eine bessere Lebenshilfe als Wunschdenken.
Vielleicht braucht es für die wichtigsten Lebensentscheide also doch keinen Termin auf der Couch – sondern lieber einen Blick in die Zahlenwelt.
Manchmal kennt der Ökonom das Rezept fürs Glück besser als ein Therapeut.
16.08.2025/ena.