Wegen einer US-Statistikerin muss die Welt weiterzittern

Eine Waage mit Einkaufskörben und Statistiken im Hintergrund
Die Inflation und der US-Arbeitsmarkt bestimmen die Leitzinsen in den USA. (Bild: grwtika / unsplash)

Die wichtigsten Wirtschaftsdaten kommen derzeit vom US-Arbeitsmarkt. Doch US-Präsident Donald Trump musste sich erst eines Problems entledigen.

US-Präsident Donald Trump kämpft derzeit an mehreren Fronten.

Einerseits muss er sich um die Geopolitik kümmern und andererseits die Wirtschaftsentwicklungen im Auge behalten.

Robuster Arbeitsmarkt

Trumps Hauptziel ist bei Letztem, eine Zinssenkung zu erreichen, damit die Vereinigten Staaten bis Ende September auslaufende Staatsschulden günstiger refinanzieren können.

Die Dimensionen sind mit 9,3 Billionen Dollar an Erneuerungsvolumen gigantisch, wie muula.ch berichtete.

Mit nur schon einer US-Leitzinssenkung um 1 Prozentpunkt könnten die USA auf die Laufzeit gesehen Hunderte Milliarden Dollar sparen.

Doch der Chef der amerikanischen Zentralbank, Jerome Powell, lenkt derzeit nicht ein.

Er sieht die Inflation zwar als ausreichend niedrig an, jedoch ist der Arbeitsmarkt noch viel zu robust, als dass es einer Stimulierung durch günstigere Leitzinsen bedürfte.

Zu gute Beschäftigungszahlen

Genau da kommt die Chefin des Amtes für Arbeitsmarktstatistik, Erika McEntarfer, ins Spiel. Sie wacht seit Januar 2024 über wichtige Statistiken, wie die Preisentwicklung und die zur Beschäftigung.

Die noch von US-Präsident Joe Biden ernannte Beamte legte der Welt quasi ein Ei ins Nest.

Erika McEntarfer
Geschasste Erika McEntarfer (Bild: PD)

Die Ökonomin und langjährige Beamte McEntarfer berichtete über Monate über viel zu gute US-Beschäftigungszahlen, und daher senkte Fed-Chef Powell die amerikanischen Leitzinsen nicht.

Ungewöhnliche Korrekturen

Am Freitag meldete ihre Statistikbehörde, dass der US-Arbeitsmarkt zu Beginn des Sommers deutliche Schwäche zeigt.

Für die Monate Mai und Juni revidierte das von McEntarfer geführte Amt aber die Zahl der neuen Stellen um 258.000 nach unten.

Korrekturen sind zwar bei Statistiken normal – auch das Schweizer Bundesamt für Statistik BFS oder das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco passen rückwirkend oft Daten an.

Beim US-Stellenwachstum überraschte jedoch das Ausmass, mit dem die Administration ihre Angaben beim Stellenzuwachs nach unten korrigieren musste.

Da liegt die Vermutung nahe, dass die Überschätzung politisch motiviert war. US-Präsident Trump wies umgehend sein Team an, die Beamtin zu feuern.

Komplott gegen Trump

Am Freitag gingen nach Bekanntwerden der Misere für die US-Wirtschaft am Arbeitsmarkt auch gleich die Börsen weltweit in die Knie.

Die US-Volkswirtschaft boome, beteuerte Trump umgehend. Er sprach aber auch von einem Komplott gegen ihn und von Fälschungen der Arbeitsmarktzahlen.

Das ist angesichts der Dimensionen bei den rückwirkenden Korrekturen nicht von der Hand zu weisen.

Der Wissenschaft widmen

Doch der US-Präsident ist auf dem Weg zu niedrigeren Zinsen nicht tatenlos unterwegs. Fed-Chef Powell kann er zwar nicht entlassen, und tiefere Leitzinsen kann er von der US-Notenbank auch nicht erzwingen.

Aber Fed-Gouverneurin Adriana Kugler werde ihren Posten schon am 8. August und nicht erst Ende Januar 2026 räumen, teilte die Zentralbank von den USA ebenfalls am Freitag mit.

Sie wolle sich ab Herbst wieder auf ihre Professur an der Georgetown University konzentrieren, hiess es zur Begründung.

Zickzack-Kurs bis zur Zinssenkung

Dieser vorzeitige Rücktritt gibt Trump die Möglichkeit, die Nachfolge nach seinem Gusto zu bestimmen und damit aus dem Inneren der Fed Druck auf deren Chairman Powell auszuüben.

Wegen einer US-Statistikerin muss die Welt noch weiter unter dem Zickzack-Kurs von US-Präsident Trump leiden. Denn erst, wenn die US-Leitzinsen sinken, ergeben seine Deals zu den Strafzöllen auch Sinn.

Bis dahin spielen die USA mit dem Rest der Welt wirtschaftlich auf Zeit und konzentrieren sich auf die Geopolitik.

02.08.2025/kut.

Wegen einer US-Statistikerin muss die Welt weiterzittern

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