
Die Aktionäre von Baloise und Helvetia stimmen der Fusion zu. Doch zwei wachstumsschwache Firmen bekommen zusammen so rasch auch keine Flügel.
Die Fusion der Basler Versicherungsgruppe Baloise mit dem Konkurrenten Helvetia aus St.Gallen ist beschlossene Sache.
Die Aktionäre beider Holdinggesellschaften stimmten am heutigen Freitag an separaten ausserordentlichen Gesellschafterversammlungen zu.
Präsident kommt von Baloise
Bei der Helvetia-Gruppe waren am frühen Nachmittag alle sieben Traktanden mit hohen Ja-Anteilen genehmigt worden.
Die Baloise gab in einem Communiqué an, dass die Aktionäre dem einzigen Tagesordnungspunkt, der Zustimmung des Fusionsvertrages, mit rund 96 Prozent zugestimmt hätten.
Die Aktionäre legten auch den Verwaltungsrat der neuen Gruppe fest und wählten den bisherigen Baloise-Präsidenten Thomas von Planta zum neuen Verwaltungsratspräsidenten der fusionierten Helvetia-Baloise-Gruppe gewählt.
Designierter Konzernchef des neuen Versicherungsriesen ist der aktuelle Helvetia-CEO Fabian Rupprecht.
Basel wird Hauptsitz
Die beiden Gruppen stellten nochmals die strategische Logik ihres Zusammenschlusses heraus. Sie wollen – vorbehaltlich der üblichen Behördenbewilligungen – zum zweitgrössten Versicherer der Schweiz aufsteigen.
Das Geschäftsvolumen beträgt rund 20 Milliarden Franken, wobei keine der beiden Gesellschaften ein besonders grosses Wachstum verzeichnet. Zusammen müssen sie einzelne Ländermärkte, wie die Schweiz und Deutschland, erst einmal zusammenführen.
Wie muula.ch berichtete, geht die Baloise in der Helvetia auf; es handelt sich formal um eine Absorptionsfusion.
Hauptsitz wird Basel. St.Gallen bleibe ein wichtiger Standort, hiess es aber. Die Helvetia-Aktionäre mussten diesen Punkt separat entscheiden.
Heuschrecke Cevian gab Anstoss
Die Fusion wurde möglich, weil bei Baloise die Vinkulierung der Aktien gefallen ist und sich dann der aktivistische Investor Cevian mit fast 10 Prozent an der Baloise-Gruppe beteiligte, und eine Zerschlagung des Konzerns forderte.
Dies scheuchte den «Basler Daig» auf und sie ersannen die Fusion, die noch vor Monaten stets ausgeschlossen worden war.
Die Prüfung des Mergers erfolgte durch den Wirtschaftsprüfer Ernst & Young EY, der auch den Jahresabschluss der Baloise testiert.
Nach amerikanischen Massstäben wäre da die Unabhängigkeit nicht gewährleistet, wenn EY seine eigene Arbeit überprüft. In der Schweiz schaut man über so etwas wohl grosszügig hinweg.
Patria muss Kredit aufnehmen
Eine wichtige Rolle bei dem Zusammenschluss spielte die Patria Genossenschaft, die mit fast 30 Prozent bei der Helvetia-Gruppe beteiligt ist und Cevian sein Aktienpaket an der Baloise überraschend abkaufte.
Dabei steht die Frage im Raum, wie die Genossenschaft dies überhaupt finanzieren konnte.
muula.ch liegen Informationen vor, dass dies Patria teils über eine externe Finanzierung tätigen musste. Die Statuten geben dies her.
Suche nach Bankhaus
Die gruppeneigene Bank der Baloise, die Soba, kommt da als Kreditgeber offenbar nicht infrage, weil sie solch grosse Darlehen kaum stemmen kann.
Übrig bleibt vielleicht die Basler Kantonalbank BKB, die am Standort Basel eine grosse Rolle spielt. Auch die Hausbank des «Basler Daigs», das Bankhaus Sarasin, könnte geholfen haben oder die Grossbank UBS, die bei den Versicherern ohnehin viel engagiert ist.
Transparenz gibt es da wohl nicht, weil die Genossenschaft oder das Bankhaus Sarasin nicht an der Börse kotiert sind und sich Geldhäuser kaum zu Einzelkunden äussern.
Einsparungen in Planung
Unklar bleibt zudem, wie viele Stellen durch die Fusion nunmehr abgebaut werden.
Der Zusammenschluss soll schliesslich 350 Millionen Franken an Synergien heben.
Die Manager der Baloise und von Helvetia hielten sich bisher mit genauen Zahlen zur Personalentwicklung bedeckt.
Zusammen haben die Gesellschaften rund 22.000 Mitarbeiter und üblicherweise fallen bei einem Merger mindestens 10 Prozent der Belegschaft weg.
23.05.2025/kut.