Der Flugverkehr am Euroairport hat sich vom Coronavirus fast wieder erholt. Zwei Destinationen und eine Grundidee boomen dabei.
Im vergangenen Jahr hat der Flughafen Basel-Mulhouse rund 8,9 Millionen Passagiere verzeichnet, was einem Plus von 10,2 Prozent zum Vorjahr entsprach.
Fracht auch normalisiert
Damit sei zu 98 Prozent das Vor-Corona-Niveau beim Passagieraufkommen erreicht, zog der Euroairport am heutigen Mittwoch an seiner Jahresmedienkonferenz als Bilanz.
Auch das Frachtniveau pendle sich allmählich auf dem Vorkrisen-Level ein, hiess es weiter.
Dies bedeutet aber einen Rückgang, denn während der Coronavirus-Pandemie hatte der Frachtumschlag stark zugenommen. Derzeit leidet die Expressfracht stark.
5,5 Millionen in Reichweite
Einen besonderen Boom verzeichnete 2024 der Low-Cost-Carrier Easyjet an dem trinationalen Flughafen mit seinem grossen Einzugsgebiet in Frankreich, Deutschland und der Schweiz.
Die Billigairline kam auf fast 5 Millionen Passagiere, was einem Plus von rund 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Das Passagieraufkommen von Easyjet ist damit zum Greifen nah am Wert des Jahres 2019 dran, als 5,5 Millionen Passagiere befördert worden waren.
Mittlerweile sind bereits 12 Flugzeuge von Easyjet in Basel fest stationiert, hiess es gleich mehrfach.
Die Günstig-Airline bestreitet 55 Prozent des Gesamtaufkommens am Euroairport und stellt damit allerdings ein Klumpenrisiko dar.
London überholt Istanbul
Die beliebteste Destination von Basel-Mulhouse blieb wie in den Vorjahren die Hauptstadt der Republik Kosovo, Pristina.
Die Passagierzahl zu diesem Ziel stieg um 9 Prozent auf rund 622.000. Zweitwichtigstes Reiseziel war diesmal London mit 534.000 Passagieren und verdrängte Istanbul von seinem Platz.
Allerdings betrug das Wachstum zu der Metropole am Bosporus nur 5 Prozent auf rund 500.000 Passagiere, während der Zuwachs bei London auf viel dynamischere 13 Prozent kam.
Auch die neue Destination Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit Flydubai käme gut am Markt an, hiess es.
Neue Herausforderungen angehen
Insgesamt zeigte sich das Management um den langjährigen Direktor Matthias Suhr mit dem Erreichten zufrieden. Der Flughafen platze quasi aus allen Nähten, hiess es.
Umsatz und Gewinn dürften das Vorjahresniveau überstiegen haben, gab sich der Airportdirektor überzeugt, ohne diesmal die genauen Werte bereits vor Publikation der Jahresrechnung nennen zu wollen.
Für seine rund 10-jährige Tätigkeit gab er als Fazit an, stets ein gutes Wachstum bei den Passagierzahlen von 8 bis 9 Prozent erreicht zu haben, bis die Coronavirus-Pandemie als ausserordentliche Herausforderung kam.
So etwas hatte der Euroairport in seiner 75-jährigen Geschichte noch nie erlebt. Zuletzt seien auch die 12 Bombendrohungen eine neue Gegebenheit an dem Regionalflughafen gewesen, die es zu bewältigen galt.
Pistensanierung in Vorbereitung
Für das laufende Geschäftsjahr zeigte sich das Management vor den Medien zuversichtlich, weiterwachsen zu können.
Als Ereignisse dürfte der Eurovision Song Contest sowie die Fussballspiele der UEFA-Europameisterschaft gewissen Rückenwind verleihen.
Damit erwartet der Euroairport rund 9,2 Millionen Fluggäste als eher konservative Schätzung. Die Investitionen würden um rund 10 Millionen Euro auf 44 Millionen Euro steigen, so Suhr zu den Entwicklungen.
Bremsend dürften aber die Vorbereitungsarbeiten auf die Pistensanierung und den Terminalneubau wirken.
Wichtigkeit offener Grenzen
Der Euroairport ist mit alldem seit Jahrzehnten ein Paradebeispiel, dass Länder, die kooperieren, deutlich mehr erreichen können als Nationalstaaten jeweils im Alleingang.
Diese Grundidee betonte Suhr auch auf die Frage von muula.ch, was als Gegenmassnahmen für den steigenden Fokus auf die Nationalstaatlichkeit unternommen werden könnte.
«Offene Grenzen seien wichtig», betonte der Flughafendirektor des trinationalen Einzugsgebietes.
Diese Notwendigkeit sei ja gerade während der Coronavirus-Pandemie nicht gegeben gewesen, und der Euroairport habe Sparmassnahmen mit Personalabbau sowie Investitionsstreichungen umsetzen müssen.
Bahnanschluss gemeinsam bauen
In diesem Sinne sollte sich also das Dreiländereck zusammenraufen und den dringend benötigten Bahnanschluss endlich realisieren, war an der Medienkonferenz zu hören.
Damit könnte es der Euroairport der Welt wieder einmal zeigen, wie es geht.
29.01.2025/kut.