Italiener ziehen Bund beim Kleinkaliber über den Tisch

Die Rüstungsproduktion von SwissP Defense, der einstigen Ruag Ammotec
In Thun BE wird bei SwissP Defence viel Munition hergestellt und geprüft. (Bild: PD)

Die Ruag verkaufte ihre Kleinkaliber-Munitionssparte nur nach Italien, wenn 400 Arbeitsplätze in Thun erhalten bleiben. Eine Illusion, wie sich zeigt.

Das Wirtschaftsnews-Portal muula.ch hatte wieder einmal den richtigen Riecher.

Sinkende Nachfrage

Unter dem Titel «Lausige Sicherung von 400 Militär-Arbeitsplätzen in Thun» schrieb unser Online-Medium im Jahr 2022, dass der Bund nur vage Garantien erhalten habe, als das italienische Familienunternehmen Beretta die Munitionsherstellung der Ruag Ammotec übernahm.

Das Unternehmen, das mittlerweile nicht mehr Ruag Ammotec, sondern SwissP Defence heisst, beschwerte sich in der aktuellen «Samstagsrundschau» des Schweizer Radio und Fernsehens SRF, dass der Produktionsstandort Thun BE gefährdet sei, weil die Schweizer Armee weniger Kleinkalibermunition bestelle.

Die «zunehmend restriktive Handhabung von Exportgenehmigungen» seitens des Eidgenössischen Departements für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) beeinträchtige zudem die Geschäftsaktivitäten der SwissP Defence in deutlichem Umfang, mahnte das Unternehmen ausserdem.

Versorgungssicherheit gewährleisten

Der Rüstungsbetrieb stünde in engem Austausch mit dem Verteidigungsdepartement (VBS) und gehe davon aus, bald wieder Rahmenbedingungen für SwissP Defence geschaffen zu haben, die den Produktionsstandort Thun wirtschaftlich absicherten, hiess es weiter.

Es sei auch «das ausdrückliche und gemeinsame Bestreben aller Beteiligten, über das Traditionsunternehmen SwissP Defence die Versorgungsautonomie der Schweiz für Kleinkalibermunition auch in der Zukunft zu gewährleisten», zitierten Medien weiter aus dem Schreiben des Rüstungsbetriebs.

Risiken trägt Beretta

Da sich die Käufer der Ruag Ammotec aber verpflichtet haben, in Thun mindestens fünf Jahre lang die 400 Arbeitsplätze zu erhalten, ist es sicher nicht am Bund, nun bessere Rahmenbedingungen für das Geschäft der Italiener zu schaffen.

Beim Kauf eines Unternehmens gehen die Geschäftsrisiken – und dazu zählt eine rückläufige Nachfrage – auf die Käufer über, es sei denn, die Parteien hätten andere Bedingungen vereinbart.

Klar hat sich auch der Produktionsstandort Schweiz relativ verschlechtert, weil der Schweizerfranken zuletzt deutlich aufgewertet hat.

Doch auch dies sind Risiken für die italienische Familienfirma Beretta und nicht für die Schweiz.

Konstante Bestellmenge der Schweiz

Wie muula.ch berichtete, gilt die 5-Jahres-Frist für die Arbeitsplatzgarantie in Thun ab August 2022 und somit noch bis Ende Juli 2027.

Der Bund, der laut dem Bundesamt für Rüstung Armasuisse weiterhin die gleiche Bestellmenge, wie in der Vergangenheit, orderte, will da nun aber offenbar helfen.

Doch beim Verkauf haben die Italiener sicher auch nicht gesagt, wir kommen der Schweiz beim Kaufpreis entgegen, falls es in Zukunft einmal schlechter läuft.

Und wenn es besser gelaufen wäre, hätten sich die Italiener wohl auch nicht beim Schweizer Staat gemeldet und etwas Gewinn geteilt.

Viele Schweizer Zugeständnisse

Die Schweiz hat sich im Gegenteil schon stark ins Zeug gelegt.

Wie aus dem Handelsregister ersichtlich ist, wurden nicht nur lausige Garantien für die Stellen in Thun vereinbart, sondern unmittelbar nach dem Verkauf der Firma an die Italiener auch die Sonntags- und Nachtarbeit bewilligt, um eine Serienfertigung von Munition sowie Schichtunterhalt zu ermöglichen und damit die Produktivität am Standort Schweiz zu erhöhen.

Und als es beim Kauf im Jahr 2022 durch die Integration der Ruag Land Systems in die neue Firma laut dem Handelsregister zu einem Aktivenüberschuss von 13,122 Millionen Franken kam, wollte Beretta diesen Gewinn wohl auch nicht mit der Schweiz teilen.

Da dürfte muula.ch wieder den richtigen Riecher haben.

21.10.2024/kut.

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