Lufthansa steht oft wegen krampfhaften Sparens in Kritik. Beim neuesten Billigprojekt nehmen die Sparfüchse sogar eine Hetzjagd in Kauf.
Dies hat die Lufthansa-Gruppe geschickt eingefädelt.
Weil Medien meist nur über eine Krise oder ein Thema von einer Firma berichten, können Betroffene die Berichterstattung mittels aktiver Pressearbeit sogar ein Stück weit beeinflussen.
Neue Gebühr zum Aufregen
Genau dies hat die Lufthansa-Gruppe, zu der auch die Schweizer Vorzeigefluggesellschaft Swiss gehört, am heutigen Dienstag bewiesen.
Dann machten nämlich weltweit die Hiobsbotschaften zu einem neuen Ticketzuschlag die Runde, über den muula.ch als erstes Schweizer Medium berichtete.
Doch dabei geriet eine Nachricht zur Lufthansa völlig in den Hintergrund.
Am selben Tag, wie die überraschende Einführung der neuen Umweltgebühr, nimmt nämlich mit Lufthansa City Airlines eine neue Fluggesellschaft ihren Jungfernflug auf.
Ganz Europa geplant
Geplant sei der Erstflug VL2508 von München mit einem Airbus A320neo nach Birmingham, hiess es.
Mit dem ersten Flugzeug werden zunächst die ersten Ziele Birmingham, Düsseldorf, Köln, Hannover und Bremen angeflogen. Ab 27. Juli kommen mit dem zweiten Flugzeug, einem Airbus A319, die Destinationen Bordeaux, Hamburg und Berlin hinzu.
Mit dem geplanten Flottenaufbau wird Lufthansa City Airlines ihr Netzwerk um weitere Ziele in Europa ergänzen und eventuell auch die nahegelegene Schweiz anfliegen.
Weitere Maschinen im Einsatz
Nach den ersten fünf Flugzeugen der Airbus A320 Familie wird die Flotte im kommenden Jahr auf mindestens acht weitere A320neo und weitere A319 erweitert.
Was Lufthansa allerdings nicht offen sagt, ist der Umstand, dass die Firma ausserhalb des Konzerns liegt.
Dafür musste offenbar ein Ablenkungsmanöver her.
Abwerben eigener Mitarbeiter
Gewerkschaftsvertreter um Piloten und Flugpersonal bestätigten nämlich am heutigen Dienstag, dass es einen Tag vor dem Erstflug weder einen Tarifvertrag noch sonst irgendwelche in Deutschland üblichen Vereinbarungen zu den Arbeitsbedingungen gibt.
Die neue Lufthansa City Airlines ist ein direkter Konkurrent zum bestehenden Lufthansa-Produkt Cityline.
Die Lufthansa versucht sogar, Personal von der alten zur neuen Airline abzuwerben.
Die neue Billigairline, die ohnehin direkt im Lufthansa-Verbund operiert und generell ein Gegenstück zur notorisch defizitären Kurzstrecke sein soll, ist ein Streitobjekt, weil das Lufthansa-Management darin einen Weg findet, ausserhalb von Tarifverträgen und sonstigen Betriebsvereinbarungen zu operieren.
Kreative Gebühren einführen
Die News dazu machten am heutigen Dienstag kaum die Runde. Die News zur neuen Umweltgebühr dagegen sehr.
Eigentlich ist die Lancierung der Low-Cost-Airline ausserhalb des Konzernverbundes viel bedeutender im Airline-Business.
Im hart umkämpften Mini-Margengeschäft der Luftfahrt versuchen ohnehin alle Anbieter, Kosten vom Checkin- über die Gepäckaufgabe bis hin zum Boarden auf die Kundschaft überzuwälzen.
Dabei sei nur auch nur an Kerosinzuschläge oder Ticket-Service-Charges beziehungsweise Zusatzfees für Kreditkartenzahlungen oder für den Ausdruck physischer Bordkarten erinnert.
Eine Umweltgebühr zur Deckung von neuen Kosten ist dabei nur ein netter Versuch unter vielen, der diesmal aber auf die ökologische Schiene abzielt.
Vom U-Boot-Drama gelernt
Was der Lufthansa-Gruppe gelungen ist, gelang unlängst mit dem Tauchboot-Unglück auch den Amerikanern.
Sie lenkten dabei tagelang vom Gerichtsprozess des Sohns des US-Präsidenten Joe Biden sowie von einem Impeachment-Verfahren gegen den US-Präsidenten ab, wie muula.ch berichtete.
Medial sind die beiden Themen in der künstlichen Dramatik um lebensmüde Milliardäre bei einem Tauchgang zur Titanic förmlich untergegangen.
25.06.2024/kut.